Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir so manchen Tick. Einer der gängigsten, aber unschönsten ist vielleicht das obsessive Nägel- und Nagelhautkauen. Das ist unappetitlich, hinterlässt sehr unansehnliche Finger und wird von Fremden mindestens mit angewiderten Blicken gestraft, von Freunden und Familie nicht selten sogar mit einem schallenden Schlag auf die Hand. Dass die Kauenden selbst mit ihrem Tick vielleicht gerade eine Stresssituation oder Angstattacke bewältigen, sehen natürlich die Wenigsten.
Sitzt du aber in Büro, Tram oder einer Date-Situation und zwirbelst dir die Haare um den Finger, ist vermutlich niemand angewidert. Im Gegenteil findet man das eventuell noch niedlich oder charmant – hat im schlimmsten Fall die Befürchtung, dass du dich langweilst. Jap, Langeweile kann tatsächlich einer der Gründe sein, warum man anfängt, sich Strähnen um die Finger zu wickeln. Genauso wie Gewohnheit, weil man es schon als Kind so gemacht hat, um die kleinen Hände beschäftigt zu wissen. Es kann aber auch der Nagelkau-Wolf im Niedlich-Schafspelz sein: eine zwanghafte Handlung, um Stress, Unsicherheit oder Angst zu bewältigen.
Wann wird das Haarezwirbeln kritisch?
Keine Angst, wenn ihr im Endlos-Meeting im Büro oder dem x-ten Durchlauf eurer Lieblingsserie auf Netflix gedankenverloren an euren Haaren spielt, seid ihr nicht von einer Zwangshandlung betroffen. Sondern höchstwahrscheinlich eher von bereits erwähnter Langeweile.
Besorgniserregend wird es erst, wenn ihr immer bei grossem Stress oder auflodernder Angst zur Strähne greift und die gleich so fest um ihre eigene Achse und eure Finger dreht, dass die Haare brüchig werden, Spliss entsteht, vielleicht sogar eure Kopfhaut unter der Belastung leidet.
Trichotillomanie ist eine extreme Form dieser zwanghaften Handlung, bei der sich die Betroffenen gleich ganze Strähnen oder Haarbüschel ausreissen. Soweit muss es bei euch nicht kommen! Drum packt euer Problem an der … Wurzel. Macht euch ganz ungeschönt bewusst, wann und wie oft ihr den Griff zur Strähne tätigt. Ob eure Haare partiell schon strapaziert, brüchig, matt und verknotet sind. Ob eure Kopfhaut schmerzt, vielleicht sogar die Fingernägel in Mitleidenschaft gezogen wurden, weil das Zwirbeln mit der Zeit immer energischer und fester geworden ist.
Helfen kann jetzt eine alternative Bewegung – der bewusste Griff an ein Armband oder eine Kette zum Beispiel. Im Idealfall tauscht ihr aber natürlich nicht eine Zwangshandlung gegen die nächste, sondern geht eurer Angst auf den Grund. Mit der Unterstützung eines Experten, falls das nötig ist.