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  4. Madonnas Nippel auf Instagram: Ihre Brüste sind mehr als relevant
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Kaum jemand hat so relevante Brüste wie Madonna

Madonna liegt auf Instagram in Netzstrumpfhose auf und unterm Bett, überwacht von einem Engel. Sie posiert, manchmal rutscht der Nippel aus dem BH. Wen soll das noch schocken? Tja. Instagram eben. Die Bilder werden gelöscht. Madonna ist sauer. Denn der Busen der 63-Jährigen hat diesbezüglich wie blöd Vorarbeit geleistet.

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Instagram/madonna

Popstar Madonna mit zensierter Brust. Der Aufschrei der Gesellschaft (bzw. der sozialen Medien) war so spitz wie ihr ikonischer Cone Bra von Jean Paul Gaultier. Mehr dazu: weiter unten.

Instagram/Madonna

«Die Leute sagen, ich sei umstritten», verkündete Madonna 2016 ihrem Publikum. «Aber ich glaube, das Umstrittenste, was ich je getan habe, ist, dass ich immer noch da bin.» Dabei geht es in erster Linie nicht nur um Madonna als Künstlerin selbst, es geht um ihren Körper, der gegen das Altern ebenso verzweifelt ankämpft wie gegen Sexismus. Und das tut Madonna nun schon seit rund 40 Jahren.

Kürzlich lud sie zehn Bilder auf Instagram hoch. Wie mans halt so macht: sie posierte, rekelte sich auf einem Bett, präsentierte uns ihren surrealen Körper. In einem Look, den nicht jeder in der Öffentlichkeit tragen würde, der zu Madonna aber passt wie der geschnitzte Engel zum blütenreinen Bettlaken. Manchmal sah man einen Nippel, weil der BH im Grunde nicht wirklich einer ist. Instagram gefiel das nicht, die Bilder wurden gelöscht. Ohne Benachrichtigung, ohne Vorwarnung. Es musste schnell gehen. Weil: zu sexy. Madonnas Brüste verstossen gegen die Richtlinien. Verstösst ein Ellbogen gegen die Richtlinien? Ein grosser Zeh? Wenn ein Körperteil was falsch macht, dann weil man ihn falsch assoziiert. So geschehen mit der weiblichen Brust. Madonna wehrt sich, lädt die Bilder erneut hoch, klebt kleine Emoji-Herzchen auf die Nippel. Instagram ist zufrieden, hat aber nicht verstanden worum es geht. Madonna schreibt dazu:

«Es ist für mich immer noch erstaunlich, dass wir in einer Kultur leben, die es erlaubt, jeden Zentimeter des weiblichen Körpers zu zeigen – bis auf die Brustwarze – als ob dies der einzige Teil der weiblichen Anatomie wäre, der sexualisiert werden könnte. Die Brustwarze, die das Baby ernährt!»

Sie fragt, ob eine männliche Brustwarze nicht als erotisch erlebt werden könne? Und was denn mit dem Hintern einer Frau sei, der nirgendwo zensiert werde? Sie sei dankbar, es geschafft zu haben, ihren Verstand durch vier Jahrzehnte Zensur, Sexismus, Altersdiskriminierung und Frauenfeindlichkeit habe bewahren können.

Eine Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt

Warum auch sollte das, was grade vorwitzig als Comic-Version auf Tassen und Badvorlegern prangt und bei Heidi Klum Hans und Franz sind, ins schwarzes Loch des digitalen Vergessens gesogen werden? Ob es sich bei ihr um Joe und Jonas oder Kim und Kanye handelt, wissen wir nicht, ihre Brüste sind uns aber mehr als vertraut.

Als verführerischer Rammbock der Popkultur war ihre Karriere schon immer an ein stark erotisiertes Erscheinungsbild gekittet. Ihre Stimme war nie subtil, sie wollte mit dem Kopf, oder eher dem Körper, durch die Wand: Madonna küsste Ende der Achtziger im Musikvideo zu «Like A Prayer» einem schwarzen Jesus die Füsse und machte in «Like A Virgin« das Hochzeitskleid im prüden Amerika zum sexualisierten Statement.

Ziemlich viel «like» stand am Anfang ihrer Karriere. Und zwar nicht im Sinne von «Gefällt mir», sondern bis zum jetzigen Zeitpunkt im Rahmen unzähliger Imagewechsel. Egal ob als Punk, Braut, ganz nackt in ihrem Coffee Table Book «Sex» aus dem Jahre 1992, als Cowboy, Yogi oder Mother of Disco: Die Brüste waren immer da – als Zeichen weiblicher Selbstbestimmung.

Aber mit über 60 muss man die Brüste nicht mehr rausholen, lamentieren viele bei Madonnas medizinisch überholtem Anblick. Ja muss man denn 2019 auf Instagram noch Nippel zensieren?

Eine Brust kann mehr als nur Milch geben

2012 entlarvte die Musikerin in Istanbul nicht nur ihre Brustwarze, sondern auch die Doppelmoral, an der unsere Zeit so oft krankt: Auf ihrer «MDNA»-Welttournee lüpfte Madonna den BH, ein Nippel quoll hervor, man war angeekelt. Die Sache mit dem Ekel ist etwas heuchlerisch in Anbetracht der Tatsache, dass türkische Frauen zu diesem Zeitpunkt seit Wochen gegen Pläne demonstrierten, die Abtreibungen verbieten lassen sollten. Auf dem Rücken trug Madonna den Schriftzug «No Fear».

Kaum jemand hat einen so wichtigen Busen

Man soll also gebären wie blöd, ob man will oder nicht, aber die Brustwarze als elementares Werkzeug zum Grossziehen von Kindern soll optisch gelöscht werden. Madonna liess die Sache so stehen, äusserte sich nie. Warum auch?

Wer sexuelle Befreiung nicht verstehen will, der soll wegschauen. Wer weibliche Selbstbestimmung an ein bestimmtes Alter koppeln will auch. Sexismus und Altersrassismus haben bei Madonnas Brüsten nichts zu suchen. Was Mode, Self Empowerment, Innovation und Identität betrifft, kann ihnen niemand das Wasser reichen.

Und wenn Madonna sie jetzt unter den wachsamen Augen eines dicken Engels auspacken und wir nur müde lächeln, dann ist alles im Lot. Dann haben wir verstanden, wofür sie immer gekämpft hat. Auch wenn sie nicht mehr brandfrisch und nicht ganz echt sind – sie sehen grossartig aus.

 Seht selbst – ein Rückblick:

Von Linda Leitner am 26. November 2021 - 13:00 Uhr