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  4. Hypochonder Krankheit: Ist es schlimm ein Hypochonder zu sein?
Hypochonder

Konstant Angst, krank zu sein

Menschen, die an Hypochondrie leiden, machen sich ständig Sorgen, ihre Gesundheit könnte unerkannt angeschlagen sein. Und so pilgern sie von einer Ärztin zum nächsten Arzt. Was steckt dahinter?

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nachdenkliche Frau

nachdenkliche Frau

Getty Images

Die moderne Gesundheitsindustrie präsentiert uns ständig neue Krankheitsbilder, wie Glutenunverträglichkeit, SMS-Daumen, Orthorexie, Kaufsucht oder Joggerknie. Hinter diesen stehen oft Pharmaunternehmen, die Medikamente verkaufen wollen. Man kann darüber lächeln, sich ärgern oder einfach hinwegsehen. Doch für manche Menschen ist das nicht so einfach, denn sie leiden an Hypochondrie. Sie sind ständig besorgt, schwer krank zu werden oder eine unerkannte Krankheit zu haben.

Betroffene achten sehr genau auf körperliche Symptome und interpretieren diese immer als Anzeichen schwerer Erkrankungen. Hinter einem leisen Kopfschmerz wird zum Beispiel ein tennisballgrosser Gehirntumor vermutet. Ein Kribbeln in den Fingern wird als mögliches Symptom von multipler Sklerose interpretiert. Geschwollene Lymphknoten könnten Anzeichen für Krebs sein. Hypochonder empfinden ihre Beschwerden als real, interpretieren sie jedoch aufgrund ihrer Angst meist falsch als Symptom einer schweren Krankheit.

Wehleidig oder echt krank?

Hypochondrie bezeichnet die zwanghafte und irrationale Angst, eine schwere Krankheit zu haben. Die tatsächlichen oder eingebildeten Symptome beunruhigen die Betroffenen im Alltag so sehr, dass sie oft mehrere Ärzte aufsuchen, da sie die Diagnose anzweifeln, selbst wenn die medizinischen Tests negativ sind und die Ärztin ihnen versichert, dass sie gesund sind. Eine hypochondrische Person befürchtet, dass der Arzt sie nicht ernst nimmt, die Beschwerden verharmlost oder etwas übersehen hat. Selbst wenn die Ärztin körperliche Erkrankungen ausschliesst, verschwindet die «Krankheitsangst» nicht.

Hypochondrie ist offiziell als Krankheit anerkannt. Gemäss der internationalen medizinischen Klassifikationsliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Hypochondrie eine psychische Störung mit der Klassifikationsnummer F45.2.

Was steckt dahinter?

Expertinnen und Experten sind die genauen Ursachen der Hypochondrie nicht klar, aber sie vermuten, dass folgende Faktoren eine Rolle spielen könnten:

Schlechtes Verständnis von Körperempfindungen: Betroffene glauben, dass schwere Krankheiten die Ursache für ihre Körperempfindungen sind. Dadurch suchen sie nach Beweisen, die bestätigen, dass sie tatsächlich eine ernsthafte Krankheit haben.

Familie: Sie haben ein oder mehrere Familienmitglieder, die sich übermässig um ihre Gesundheit sorgen.

Kindheit: Sie waren als Kind schwer krank. Als Erwachsener sind die körperlichen Empfindungen, die sie erleben, beängstigend für sie.

Alter: Hypochondrie tritt am häufigsten im frühen oder mittleren Erwachsenenalter auf und kann sich mit zunehmendem Alter verschlimmern. Bei älteren Menschen kann sie sich auf die Befürchtung konzentrieren, Gedächtnisprobleme zu entwickeln.

Ständig am Checken: Es kann auch nachteilig sein, wenn man ständig im Internet nach Informationen zur eigenen Gesundheit sucht. Im Internet können alle schreiben, was sie wollen; die wenigsten Informationen sind wissenschaftlich überprüft. Es ist ratsam, sich auf den Websites von Spitälern und Fachärzten/-innen zu informieren.

Laut Experten gehören zu den weiteren Risikofaktoren Misshandlung in der Kindheit, belastende Ereignisse im eigenen Leben oder ein schwer kranker Elternteil in der Kindheit.

Was hilft?

Die häufigste Behandlung von Hypochondrie erfolgt durch Psychotherapie, insbesondere durch kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Manchmal kommen noch Medikamente dazu. Ziel ist, dass sich der Patient/die Patientin mit seinen/ihren Ängsten auseinandersetzt und neue Denkmuster lernt, indem er/sie nicht immer vom Schlimmsten ausgeht, eigene Körperempfindungen auf positivere Weise betrachtet und rationale Erklärungen für die Beschwerden akzeptiert. Und natürlich aufhört, den eigenen Körper ständig auf Anzeichen von Krankheit zu «röntgen».

Von Style am 2. August 2024 - 16:00 Uhr