Seit Beginn der Corona-Pandemie zeigen sich weniger Menschen optimistisch. Wie eine Studie von Swiss Life zeigt, sieht lediglich jeder Vierte positiv gestimmt in die Zukunft. Doppelt so viele wie noch im Jahr 2020 fühlen sich oft gestresst und unter Druck. 2020 waren es 13 Prozent der Befragten, 2021 bereits 26 Prozent. Zudem machen sich viele der Befragten Sorgen um ihre finanzielle Zukunft. Gerade einmal 43 Prozent gaben an, ihrer Pensionierung zuversichtlich entgegenzublicken.
Hinzu kommt: Immer weniger fühlen sich selbstbestimmt. Wie aus dem Selbstbestimmungsbarometer des Versicherungsunternehmens hervorgeht, gaben im Jahr 2021 nur 59 Prozent der rund 1 000 Befragten an, ihr Leben als selbstbestimmt einzuschätzen. Im Vorjahr waren es noch 63 Prozent gewesen. Grund für den Rückgang könnten die anhaltenden Einschränkungen durch die Pandemie sein, heisst es in der Studie.
Das Gefühl, keine eigenen Entscheidungen treffen zu können, zieht einen Rattenschwanz mit sich, wie Jörg Arnold, CEO von Swiss Life Deutschland erklärt: «Das eigene Leben selbst zu gestalten und frei entscheiden zu können, gehört zu den universellen menschlichen Bedürfnissen und führt zudem zu mehr Zufriedenheit und finanzieller Zuversicht.» Die Studie zeigt auch, dass die Menschen immer mehr Wert auf Selbstbestimmtheit legen. Fast jeder Zweite gab an, dass ihm im vergangenen Jahr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung wichtiger geworden seien.
Frauen haben Angst vor finanzieller Zukunft
Bei der Umfrage zeigen sich geschlechterspezifische Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Vor allem um ihre finanzielle Zukunft machen sich Frauen mehr Sorgen als Männer. Fast jede zweite Frau (46 Prozent) erklärte, Bedenken zu haben, nicht genügend Geld für ein selbstbestimmtes Leben zu haben. Bei den Männern waren es nur 41 Prozent. Auch bei der Altersvorsorge ist die Zuversicht bei den Frauen geringer: Nur 32 Prozent denken, dass ihre Vorsorge im Alter ein selbstbestimmtes Leben erlaubt, 34 Prozent halten ihren Ruhestand für gut geplant; bei den Männern sind es jeweils 36 Prozent.
Eine Studie zur Entwicklung der Altersarmut vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bestätigt diese Einschätzung: Demnach sind neben Personen mit geringer Bildung, Langzeitarbeitslosen und Menschen mit Migrationshintergrund auch alleinerziehende Frauen einem höheren Altersarmutsrisiko ausgesetzt sind.
Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung
Doch nicht nur zwischen Männern und Frauen zeigen sich Differenzen. Offenbar blicken Menschen, die in Städten leben, sorgenfreier in die Zukunft als die Landesbevölkerung. Wie aus der Swiss-Life-Studie hervorgeht, denken 60 Prozent der Stadtbevölkerung, selbstbestimmt zu leben. Auf dem Land sind es fünf Prozent weniger.
Auch der Beruf wirkt sich auf die Einschätzung aus. Nicht einmal die Hälfte (43 Prozent) der Befragten gab an, sich im Job selbstbestimmt zu fühlen. Der Wert ist seit Beginn der Corona-Krise deutlich gesunken – um zehn Prozent.
Andere Studien bestätigen ebenfalls, dass sich die Corona-Pandemie negativ auf das Wohlbefinden der Menschen auswirkt. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem infas Institut zeigt etwa, dass sich 38 Prozent der Befragten «grosse Sorgen um ihre Zukunft» machen. Vor allem jungen Menschen macht die Pandemie demnach zu schaffen. Bei den Teilnehmenden unter 30 Jahren nahmen die Zukunftssorgen deutlich zu.