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  4. Bye Victoria's Secret: So sexy darf Unterwäsche sein
Höschen der Gegenwart

Sexy und seriös – wie viel Spitze ist erlaubt?

Was Frauen drunter tragen, war schon immer politisch. Victoria’s Secret wurde beispielsweise am Ende des vergangenen Jahrzehnts abgewählt. Aber welche Wäsche repräsentiert die Gegenwart?

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Rihanna auf der Bühne während der Savage x Fenty Show

Neben dem Diversity-Spektakel des Labels Savage × Fenty von Rihanna sehen die Schauen von Victoria's Secret unfassbar alt aus.

Getty Images for Savage X Fenty

Wir sind scheinbar von unglaublich viel Sex umgeben, von Nacktheit und Brüsten und Pornos und Plakaten mit sexy Frauen. Makellose Erotik. Aber all diese Darstellungen haben mit tatsächlichem Sex und tatsächlicher Erotik nur sehr wenig gemeinsam. Nehmen wir den Fall von Victoria’s Secret als Beispiel. Nichts repräsentiert das überholte Ideal der Frau besser als das berühmte Wäschelabel. Und nichts als die letzten Schlagzeilen zeigt deutlicher, wie überholt das alles ist: Die Fashion Shows, die zu ihren besten Zeiten wie ein Sportereignis gefeiert wurden, sind gecancelt. Die Mode, die an «perfekten Körpern» von «Engeln» inszeniert wurde, und vor allem Männerfantasien bedient, will nämlich niemand mehr kaufen. Sie ist nicht mehr zeitgemäss. Und übrigens sehen Engel ja eigentlich sowieso aus wie kleine, rundliche, blonde Kinder. 

Die Engel sehen unfassbar alt aus 

Wie Unterwäsche heutzutage präsentiert werden sollte – das macht Rihanna vor. Die war eines der Probleme von Victoria’s Secret. Oder besser gesagt, Rihannas Lingerie-Label Savage × Fenty. Seit die 32-jährige Sängerin die figurfreundliche Marke 2017 gegründet hat, feiert man sie dafür.

Die Wäsche ist relativ konventionell, aber gegen das Diversity-Spektakel der Musikerin sieht Victoria's Secret unfassbar alt aus. Vielfalt verkauft sich seit Rihanna richtig gut. Die Konzerne kleiden sich gerne damit. RiRi hat den Schönheitsbegriff ausgeweitet.

Bequem und für alle

Die Präsentation der Lingerie hat sich also verändert, soll alle Frauen ansprechen. Aber welche Art von Wäsche passt nun in unsere Gegenwart? Sind Granny Pants, also Omahöschen, der Gegenentwurf zum schlüpfrigen Stringtanga? Sind es die Kreationen von Popstar Rihanna? Aber sind deren übersexte Korsagen und Strapse dem Hauch von Nichts, den Victoria's Secret verkauft, nicht eigentlich zum Verwechseln ähnlich?  

Was heute immer weniger Frauen wollen, sind Push-up-BHs, die Brüste optisch vergrössern. Das Marktforschungsunternehmen Edited hat im vergangenen Jahr drei Monate lang die Verkaufszahlen von 80 Wäschehändlern in den Vereinigten Staaten und Europa mit den Zahlen des Vorjahrs verglichen. Die Verkäufe von stark gepolsterten Modellen gingen dabei um 50 Prozent zurück, die von bequemeren Entwürfen stiegen hingegen um 120 Prozent.

«Wir zwängen uns nicht in unangenehme Styles, um zu gefallen.»  

Beldona

Für das Schweizer Label Beldona bedeutet die neue Dekade vor allem: Komfort. «Wir kaufen Lingerie, die uns gefällt und unseren Bedürfnissen entspricht», sagt das Unternehmen, auf die Frage, welcher Fokus für 2020 gesetzt wird. Das Design ordne sich der Funktion und der Bequemlichkeit unter. Nicht umgekehrt. Das Design passt sich an – werde jeder Frau, jeder Figur gerecht. Das klingt, als wären sich die Schweizer und Rihanna in Punkto Körperbewusstsein einig.

Das Wort im Bund umgedreht

Aber dennoch: Die Korsagen und die BHs, in denen auf jeder Seite bereits mindestens schon eine halbe Brust drin ist, die gibt es natürlich immer noch. Und das ist ja auch völlig okay! Für Mädchen und Frauen, die ihre Brüste fest einpacken und vergrössern wollen, sind diese Modelle ganz prima. Aber mittlerweile sind sie halt eine Auswahlmöglichkeit von vielen, nicht mehr einfach Standard.  

So viel zum Höschen der Gegenwart: Genauso, wie es kein so restriktives Schönheitsideal mehr geben sollte, gibt es auch keine Unterwäsche, die moralisch gesehen falsch ist. Alles kann, nichts muss. Für Gleichberechtigung kämpfen, politisch aktiv sein und dabei erotische Spitzenunterwäsche tragen? Das ist durchaus möglich. Man kann sich eben anziehen (drunter und drüber), was man will. Spätestens in dieser Dekade sollte nun wirklich allen mal klar werden, dass Frauen aussehen und sich anziehen können, wie sie möchten, und damit alles tun können, was sie möchten.

Von Rahel Zingg am 20. Februar 2020 - 14:48 Uhr