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Stärkt die Quarantäne unsere Beziehung?

Okay, das hatten wir jetzt irgendwie anderes erwartet … Als der Lockdown beschlossene Sache war, fürchteten plötzlich viele Paare, der Haussegen würde in Schieflage geraten. Aber kann es stattdessen sein, dass uns das Aufeinanderhocken sogar guttut? Eine Theorie.

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374561 01: Sarah Jessica Parker and Chris Noth star in "Sex And The City" ("Evolution" episode). 1999 Paramount Pictures

Für den ein oder anderen wird sich aktuell wohl herausstellen, dass die Quarantäne gar nicht so schlimm ist, wie anfangs befürchtet.

Getty Images

2020, was genau ist hier eigentlich los? Alles, aber nun wirklich alles, was ich mir für dieses Jahr bis jetzt ausgemalt hatte, kam anders. Geplante Ferien sind gestrichen, sämtliche Freizeitbeschäftigungen fallen weg und plötzlich darf man nicht mal mehr ins Büro. Irgendwie macht sich da Panik breit. Das bedeutet nämlich auch, dass mein Freund und ich (wie die meisten anderen Paare) von nun an 24/7 zusammen in unserer Wohnung hocken müssen. Mag sich für einige Singles vielleicht nach dem Nonplusultra anhören, für mich eher nach endlos rollenden Augen, Diskussionen über Kleinigkeiten und unkontrollierten Wutausbrüchen – ich kenn mich halt. Und meinen Freund, den kenn ich auch. Wir brauchen nun mal beide unseren Freiraum.

Eigentlich. Denn alles, was wir seither machen, ist aneinander zu kleben. Wir arbeiten am selben Tisch – direkt nebeneinander. Wir kochen und essen gemeinsam, wir spielen, wir schauen Fernsehen und haben uns sogar neue Projekte gesucht – alles zusammen. So bringt er mir Gitarre spielen bei, ich zeige ihm, wie man sich in den eigenen vier Wänden fit hält. Und das ist noch nicht alles. Wir haben Zeit über unsere intimsten Geheimnisse und Gedanken zu sprechen. Die vorher angekündigte Me-Time, die wir uns gegenseitig einräumen wollten, gibts quasi nicht – weil wir sie schlichtweg nicht wollen.

Not macht erfinderisch (und romantisch)

Das mag sich extrem anhören und funktioniert sicher nicht für alle Paare – no Pressure. Was ich aber aus tiefster Überzeugung empfehle: Macht euch doch mal schön füreinander. Ja, schon klar, wir sind den ganzen Tag in den eigenen vier Wänden und in Leggings oder Jogginghose lässt es sich dort einfach am besten rumlungern. Aber: Sich hin und wieder mal aufzubretzeln, tut nicht nur dem eigenen Ego gut, sondern bringt ausserdem eine ganz andere Stimmung in eure Bude. Um das Ganze noch weiterzutreiben: Wieso trefft ihr euch nicht mal zum Dinner-Date am Esstisch? Oder zum Picknick auf dem Balkon? Apéro beim Sofa? Das kann tatsächlich noch besser sein als im echten Leben. Warum? Weil ihr euch damit zeigt, dass ihr es miteinander so schön findet, dass es zu schade wäre, sich nur vor der Glotze anzuschweigen. Sicher, auch das kann zwischendurch absolut angenehm und genau das Richtige sein – aber ich denke, ihr wisst, worauf ich hinaus will.

Kommt es in all der rosaroten Zweisamkeit dann doch einmal zum Konflikt, gehen wir damit in Quarantäne ganz anders um als vorher. Bei Kleinigkeiten atmen wir einfach mal tief durch und verkneifen uns den Aufstand – dem Team zuliebe. Ist das Problem grösser, springt der andere jetzt schneller über seinen Schatten und sieht das Fehlverhalten ein.

Was zum Kuckuck ist hier eigentlich los? Ich verstehe es nicht. Vielleicht muss ich das aber auch gar nicht und sollte einfach dankbar sein. Für unsere Beziehung entpuppte sich die Quarantäne als das Gegenteil vom Trojanischen Pferd: Sie tarnte sich als gewaltige Bedrohung, ist in Wirklichkeit aber ein verdammtes Geschenk.

Von Denise Kühn am 11. April 2020 - 16:00 Uhr