Sich gesünder ernähren, mehr Sport treiben, abnehmen – alles häufige Neujahrsvorhaben. Nach anfänglicher Euphorie rücken diese aber häufig wieder schnell in den Hintergrund. Motivationscoach Pierre Franckh geht in seinem neuen Buch «Die Magie der Wünsche» der Manifestation von Lebensträumen auf die Spur und erklärt, wie wir bei (Neujahrs-)Vorsätzen am Ball bleiben.
Viele Menschen starten mit Vorsätzen in das neue Jahr, schnell holt einen dann aber der Alltag ein und die Vorhaben rücken in den Hintergrund. Warum fällt es Menschen so schwer, ihre Gewohnheiten zu ändern?
Pierre Franckh: Genau deswegen – weil es Gewohnheiten sind. Wir haben uns angewöhnt, gewisse Rituale einzuhalten. Das Gehirn ist ja gerne faul und deswegen mag es Rituale, bei denen wir nicht mehr nachdenken müssen. Wenn ich mir zum Beispiel angewöhnt habe, vor dem Fernseher automatisch immer Chips zu essen, dann kommt automatisch Hunger auf, wenn ich mich vor den Fernseher setze. Deswegen ist es wichtig, neue – positive – Rituale einzuführen, wenn wir ein Ziel haben.
Wie kann das gelingen?
Neue Rituale sollte man bewusst einführen. Hat man ein Ziel vor Augen, überlegt man sich am besten zuerst den nächsten, einfachsten Schritt, um sich mit diesem Ziel zu beschäftigen. Am besten nimmt man sich eine bestimmte Zeit am Tag vor, die man der neuen Gewohnheit widmet. Auch einen bestimmten Ort dafür zu wählen, kann helfen. So setzt nach einer kurzen Zeit die Automatisierung ein.
Bringt es etwas, Vorsätze an ein konkretes Datum wie den Jahresanfang zu koppeln? Ist es nicht besser, gleich zu starten?
Ja, ein Anfangsdatum zu setzen, ist ganz wichtig. Nur eine klare, bewusste Entscheidung führt auch zum Ziel. Am besten ist es, das auch schriftlich festzuhalten. So trifft man eine Vereinbarung mit sich selbst und kann diese auch ernst nehmen.
Ist es produktiver, sich für das kommende Jahr ein grosses Endziel zu stecken oder lieber kleine Meilensteine, die man erreichen will?
Meilensteine zu haben, ist ganz wichtig. Eine Vision ist meistens sehr weit entfernt. Hangelt man sich von einem zum nächsten Meilenstein, können auch ganz tolle neue Ideen oder andere Impulse entstehen.
Ist es wichtig, bei den Vorsätzen realistisch zu bleiben?
Ja, unbedingt! Viele Menschen verfangen sich in Illusionen. Da liegt der grosse Unterschied zwischen Wunschdenken und erfolgreichem Wünschen. Bei erfolgreichem Wünschen legen wir unseren Fokus auf etwas, das für uns erreichbar ist. Sich unrealistische Ziele zu stecken, also Wunschdenken, ist meistens eine Flucht aus der Realität. Es ist immer besser zu schauen, was mein konkreter nächster Schritt sein kann und sich das lebhaft vorstellen und spüren zu können.
Viele Menschen formulieren ihre Vorsätze als konkrete Verbote oder Regeln, etwa «weniger Schokolade», «weniger Alkohol» oder «mehr Sport». Ist das zielführend?
Nicht unbedingt. Ein Verbot führt nicht zum Ziel. Die meisten Menschen wissen genau, was sie nicht mehr wollen. Besser ist es, zu formulieren, wo die Reise hingehen soll und wie ich von meinem Ziel profitieren kann. Beim Abnehmen sollte zum Beispiel nicht das Abnehmen das Ziel sein, sondern das, was ich alles tun kann, wenn ich abgenommen habe. Wenn man den Job wechseln will, sollte man sich die neue Arbeit visualisieren und nicht im «ich will hier weg» stecken bleiben. Wichtig ist es, in die Vorfreude zu gehen – das motiviert.
Welche Rolle spielt die Unterstützung von Familie und Freunden und kann es helfen, anderen von seinem Ziel zu erzählen?
Eine sehr grosse! Es ist wichtig, sich Menschen als Verbündete an seine Seite zu stellen, die einen unterstützen und fördern oder neue Ideen einbringen. Noch besser sind gemeinsame Vorhaben: Will ich zum Beispiel öfter joggen gehen und verliere die Motivation, dann brauchen wir jemanden, die oder der sagt: «Hey, ich warte unten vor der Tür, kommst du?» Man sollte sich aber auch überlegen, wem man von seinen Zielen erzählt: Verbündete sind wichtig, aber sie sollten einem wohlgesonnen sein. Gemeinsam eine Wunschcollage der Ziele zu machen, macht sehr viel Spass!