Dass es beim US-Wäsche-Brand nicht gerade rund läuft, wissen wir ja schon länger. Wie schlecht es um den Konzern allerdings wirklich steht, sickert erst nach und nach an die Öffentlichkeit. Erst kürzlich wurde bekannt: In den USA werden ganze 53 Läden geschlossen. Sogar die legendäre Victoria’s-Secret-Fashion-Show wurde für 2019 definitiv abgesagt – die grottenschlechten Einschaltquoten der vergangenen Jahre sind schuld.
Und nun? Versucht der Lingerie-Riese natürlich alles, um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen. «Alles» bedeutet in diesem Fall übrigens auch, die eigenen Prinzipien über Bord zu werfen. Noch im November 2018 liess Edward Razek, Chief Marketing Officer bei Victoria’s Secret, gegenüber der Vogue verlauten, dass Plus-Size und Transgender-Models nicht das seinen, wofür die Marke stehe: «Ich glaube nicht, dass wir für alle Kunden alles sein können. Wir sind ein Spezialgeschäft. Es ist kein Kaufhaus ... Unser Markt ist eine spezielle Zielgruppe und nicht die ganze Welt. Ich denke nicht, dass sowas [Trans- oder Plus-Size-Models] zu uns passt. Die Modenschau ist Fantasie. Es ist ein 42-minütiges Unterhaltungsangebot.»
Nach diesem Statement sind Razek nicht nur unzählige weitere Kunden abgesprungen, auch Models und andere Celebrities (Rihanna, Ashley Graham und viele mehr) protestierten daraufhin gegen das Unternehmen.
Jetzt, nicht mal ein Jahr später, engagierte Victoria’s Secret Valentina Sampaio, 22. Die passt optisch zwar absolut ins VS-Konzept, kam aber mal als Mann zur Welt. Nanu? Wer jetzt blauäugig meint, der Brand hätte seine hinterherhinkenden Grundsätze über den Haufen geworfen, und sich endlich aus Überzeugung der Diversität verschrieben, liegt mit dieser Vermutung allerdings wahrscheinlich ganz schön daneben. Nach ihrem Durchbruch mit einem Vogue-Cover 2017 ist das brasilianische Model nämlich ganz schön dick im Geschäft, in so ziemlich allen High-Fashion-Magazine dieser Welt vertreten und extrem gefragt. Joa, und extrem gefragt ist genau das, was Victoria’s Secret seit einigen Jahren eben nicht mehr ist – ein Image- und Umsatz-Boost käme dem Konzern nun also gerade recht.
Im Netzt kommt der Neuzugang (vor allem bei Sampaios VS-Kolleginnen) jedenfalls gut an. Was Edward Razek wohl dazu zu sagen hat? Ein offizielles Statement zur offensichtlich «neuen Zielgruppe» gibt es bis jetzt nicht – ist vielleicht aber auch besser so.