Irgendwann wird es einmal so sein: Roboter fahren Auto, übersetzen Texte, erledigen die Buchhaltung. Wie viele Jobs die automatisierten Kollegen übernehmen werden, weiss heute noch keine*r so genau. Wann eigentlich auch nicht. Ausser Elon Musk. Der «kann mit Sicherheit sagen, dass es viel länger als zehn Jahre dauern wird, bis ein humanoider Bot von irgendeinem Unternehmen auf der Welt in den Laden gehen und Lebensmittel für Sie einkaufen kann.» Zukunftsmusik also, was der CEO am vergangenen Donnerstag während des Tesla «AI-Days» (Künstliche-Intelligenz-Tag) präsentiert hat: einen Roboter, im Entwicklungsstadium.
Da es den aber eben noch nicht gibt, gesellt sich ein Mensch im weissen, futuristischen Ganzkörperanzug zu Musk auf die Bühne. Führt ein paar «Roboter-Moves» auf. Geht wieder. Kleiner Scherz. Wink-Wink. Aber jetzt mal im Ernst! «Der Tesla-Bot wird Realität sein», sagt Musk. Die arbeiten nämlich dran. Er zeigt auf dem Screen, wie er sich den vorstellt. Hochglanz-Optik. Humanoid. Also mit einem menschlichen Körperbau. Super Skinny. Mit einer Thigh Gap (Lücke zwischen den Innenschenkeln), die sich locker mit Emily Ratajkowskis messen kann. Aber ist ja nur ein Roboter, oder?
Was für eine Vision. Es stellen sich viele Fragen. Einfach nur: Wie? Aber auch: Wird so ein unermüdlicher Roboter vielen irgendwann mal die Jobs kosten – und: Wer wird dann bezahlt, wenn der künstlich intelligente Kollege übernimmt? Oder auch:
1. Warum muss der menschlich aussehen?
Disney Pixars Wall-E räumt im gleichnamigen Film ganz alleine die Erde auf. Kleiner, quadratischer Liebling mit Reifen. Warum braucht man denn überhaupt menschenähnliche Roboter? Damit Menschen bei der Zusammenarbeit die Bewegungen der Maschine abschätzen können, sagt Tamim Asfour vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zum Spiegel. «Wenn ich weiss, dass der Roboter sich wie ein Mensch bewegt, dann kann ich mich als Interaktionspartner besser darauf einstellen.» Ausserdem seien unsere Umgebungen und viele Gegenstände auf den menschlichen Körper abgestimmt. Das macht Sinn. Aber noch was:
2. Warum braucht er denn eine Thigh Gap?
Wie auch schon die Entwickler*innen von Alexa oder Siri erkannt haben (Sexismus-Vorwürfe wegen den weiblichen, unterwürfigen Sprachassistentinnen), befindet sich ein virtueller Helfer und eine virtuelle Helferin zwar in der Cloud, aber eben nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum. Musks Roboter ist geschlechtsneutral. Aber er ist durchtrainiert, super dünn, hat eine Thigh Gap. Eine von Supermodels und auf Instagram-Bikini-Bildern antizipierte Lücke zwischen den Oberschenkeln, die man kriegt, wenn man nur schlank genug ist und die Oberschenkel weit auseinander stehen.
Es ist ja nur ein Roboter, wird man denken. Aber Barbie war schliesslich auch nur eine Puppe. Es ist ein wenig ermüdend, dass hier an einem «idealen Weggefährten» gearbeitet wird, der aussieht, wie das Produkt von Mattel zu seinen dünnsten Zeiten. Aber in 10 Jahren – so lange wie die Entwicklung noch dauern wird, gemäss Musk – fliesst noch einiges an Wasser den Rhein runter. Vielleicht überdenkt man das Design noch einmal. Und vielleicht gibt uns der Roboter dann – zusammen mit unseren Einkäufen – ein etwas weniger aerodynamisches, unrealistisches Körperbild ab. Vielleicht ist er dann auch weniger unheimlich.