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#wirlesenfrauen

Warum haben wir kaum Autorinnen im Bücherregal?

Gute Frage. Vermutlich nicht, weil wir uns bewusst dagegen entscheiden. Wer am Puls der Zeit lebt, füllt die Schränke nicht nur mit Klamotten, sondern mit (mehr) schlauen Frauen. Was, wen und wie wir da lesen könnten, weiss die Redaktion – die selbstredend aus ebenso cleveren, weiblichen Schlitzohren besteht.

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cf

Beauty Editor Carla Reinhard sortiert ihr Bücherregal neu.

instagram/carlafabienne

Checkt mal kurz: Wie viele Werke von Männern lungern in eurer Wohnung rum? Zählt doch mal. Welcher Prozentsatz eurer Bibliothek ist weiblich? Wir sind emanzipiert, wir sind feministisch – unser Bücherregal ist es oft nicht. Natürlich geschieht das nicht mit Absicht, man kauft schliesslich, was einen inhaltlich anspricht. Ausserdem soll es ja Menschen geben, die das Book by its Cover judgen. Einfach, weil man gern schöne Dinge mit nach Hause nimmt. Dabei sollten wir viel öfter mal bewusst mit Frauen und ihren geistigen Ergüssen ins Bett gehen.

So sind sie nicht nur in den eigenen vier Wänden unterrepräsentiert, sondern auch im Feuilleton. Da muss was passieren, wir müssen aufmerksamer lesen und das Ungleichgewicht sichtbar machen. Wo es um Öffentlichkeit geht, springt unser Freund Instagram für uns in die Bresche: Unter den Hashtags #autorinnenschuber und #wirlesenfrauen werden Bücherstapel, -regale und -schränke voll mit Lieblingsliteratur, verfasst von Frauen, geteilt.

Frauen können wahnsinnig viel – wo da mit Lesen anfangen?

An Material mangelt es nicht. Um die ganze Bandbreite zu erfassen, könnte man sich eine kleine, aber feine Bucket List anlegen. Habe ich schon ein Sachbuch zum Thema Feminismus im Haus? Vielleicht sollte ich mir mal ein Buch aus einer Autorinnenvereinigung ausleihen? Habe ich jemals ein Buch einer Woman of Color oder einer Transfrau gelesen? Wie sieht es mit einem Essayband einer Autorin aus? Warum lese ich nicht öfter die Werke deutschsprachiger Autorinnen? Das gilt ausserdem für Bücher einer nicht-europäischen und nicht-amerikanischen Autorin. Habe ich das Sachbuch einer Autorin auf meiner Wishlist? Wie viele Literaturklassiker von Frauen kenne und besitze ich tatsächlich?

Wer jetzt den Wald vor lauter schön blühenden Bäumen nicht sieht, der lasse sich an dieser Stelle von uns unter die starken Arme greifen.

Diese Girls liest die Redaktion

Muss ich mich entscheiden? Kann ich nicht.

Nicht zwischen den Schweizerinnen Martina Clavadetscher mit «Knochenlieder» oder Julia Weber mit «Immer ist alles schön». Oder da wäre noch alles von Leïla Slimani – mit ihrer Schreibe, so präzise und direkt, dass es weh tut. Oder natürlich meine #foreverqueen Sibylle Berg. Ihre – klare, ziemlich gnadenlose – Stimme gibt es als Kolumne bei Spiegel Online oder in ihrem neusten Buch «Nerds retten die Welt». Tun sie nämlich. 
Rahel Zingg, Editor Style

Nino Haratischwili, Juja

«Die Geschichte selbst erzählt nichts, aber sie gibt dir die Möglichkeit, dich darin wiederzufinden.» Mehr will ich gar nicht. Mehr will doch keiner, der Geschichten liest. Es dauert eine Weile, bis ich in Juja hineinfinde («Ich gehe und wachse und dies ist mein Mord», hä?), bis mir die Sprache egal wird. Darf sie das? Egal werden? Wo doch alle von Sprachgewalt reden. Ich sage: Weil in diesem Buch die Sprache ihre ganze Gewalt entfacht, kann man sie vergessen und somit die Geschichte, die Möglichkeit, sich in der Geschichte wiederzufinden erleben. Der Gewalt von Sprache ist ohnehin jeder ausgeliefert, weil sie nicht fassbar ist. Und Nino versucht gar nicht erst, sie zu fassen – auch deshalb konnte Brilka* acht Leben haben.
*«Das achte Leben (für Brilka)» ein weiterer grossartiger Roman von Nino Haratischwili.
Katrin Montiegel, Textchefin Style / Bolero
Übrigens, Alarm! Mehr von Katrins brillanten Gedanken zu Literatur gibt es HIER ...

Meg Wolitzer, Das weibliche Prinzip

2018 schmiss die New Yorkerin ihren Roman «The Female Persuasion», zu deutsch «Das weibliche Prinzip» auf den Markt. Das bunte Cover verfolgte mich seitdem via Instagram, Schaufenstern und Google-Ads. Vor Kurzem packte ich meinen Koffer für eine Woche faule Strandferien – unter Schnorchel und Sonnencreme landete endlich Meg Wolitzer. Also ihr Buch. Die Geschichte rund um eine aufstrebende Feministin und ihr flammendes Vorbild ist vielleicht nicht ganz so einnehmend wie ihr knalliges Cover, aber eine schöne Lektüre für alle, die gerne von und über Frauen lesen, sich gerne inspirieren und motivieren lassen und gerne auch mal Seiten wälzen, die nicht gleich die ganze Welt aus den Angeln heben müssen.
Laura Scholz, Channel-Leitung Online Style / Body & Health

Tayari Jones, An American Marriage

Ich habe das Buch fertig gelesen und werde es lange nicht vergessen. Der Roman begleitet die Ehe eines schwarzen, amerikanischen Paares und thematisiert neben Rassismus und Klassismus auch traditionelle Rollenbilder auf eine intime Art. Ein beeindruckendes Familienportrait.
Carla Reinhard, Beauty Editor Style & Bolero

Françoise Sagan, Die dunklen Winkel des Herzens

Ich habe am Wochenende statt auszugehen brav daheim das Sofa plattgemacht und mir dabei dieses Buch reingezogen. Das unvollendete Werk von Françoise Sagan erschien 65 Jahre (!) nach ihrem Skandalerfolg mit dem Erstling «Bonjour tristesse». Die Geschichte dreht sich um die dysfunktionale Familie Cresson, die in einem verlotterten Landhaus gegeneinander intrigiert. Der Ton elegant, zynisch, sehr französisch. Wie es ausgeht, darf man sich selber vorstellen.
Anita Lehmeier, Senior Textchefin Style

Naomi Wood, Die goldenen Jahre

Die Empfehlung bekam ich von meiner lieben Kollegin Katrin Montiegel, und sie hat damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Mir gefallen zwei Sachen besonders: Einerseits fühlt man sich beim Lesen bald als Insider, wie es an der Kult-Schule Bauhaus unter den Meistern Itten, Kandinsky und Albers gewesen war. Andererseits wird man Teil einer Freundschaftsclique, die wegen (unerwiderter) Liebe und den Geschehnissen im Nazi-Deutschland vor eine Zerreissprobe gestellt wird.
Nina Huber, Editor Style

Margarete Stokowski, Untenrum frei

Fesselnd und ungefiltert klärt die Autorin in «Untenrum frei» auf, wieso in Deutschland (kann man auch wunderbar auf die Schweiz übertragen) noch immer eine ungleiche Behandlung der Geschlechter herrscht. Mit eigenen Erinnerungen und Erfahrungen deckt sie dabei so viele verdammt ungerechte Fakten auf, die mir bis dato gar nicht aufgefallen waren. Zum Beispiel: Wieso haben die männlichen Charaktere in Disney-Filmen wie «Arielle» eigentlich mehr Redeanteil als die weibliche Hauptperson? Oder: Warum lehrte uns die Bravo, wie man Jungs richtig einen bläst, ging gleichzeitig aber nie auf die weibliche orale Befriedigung ein? Dieses Buch ist nicht nur ein Muss für angehende Feministinnen, sondern für alle.
Denise Kühn, Online Editor

Kristin Höller, Schöner als überall

Zwei Jungs brechen auf dem Münchner Königsplatz besoffen der Athene den bronzenen Speer aus der Hand. Als ihnen dann klar wird, dass sie den irgendwie wieder loswerden müssen, weil ja schliesslich antike Statue und so, geht plötzlich und doch schleichend alles kaputt. Die Freundschaft und das Denken, dass Erwachsenwerden Dinge klärt. Es geht ganz schnell, man ist schrecklich berührt und furchtbar amüsiert zugleich. Es ist die Dramatik eines jungen Lebens – das eines Mannes, erzählt von einer Frau.
Linda Leitner, stv. Channel-Leitung Style, Body & Health

Von Style am 10. März 2020 - 18:39 Uhr