Ende Mai befragte die Schweizer Illustrierte einen Pfarrer, einen Rabbiner und einen Iman zu Corona. Woher kommt die Krise, was lernen wir daraus? Jetzt sprechen wir dazu auch noch mit einer Astrologin, denn:
Alle fragen sich «Wie lange noch?»
Die Astrologin Elizabeth Teissier hat den Beginn der Krise ja bereits vorausgesehen. Es braue sich etwas zusammen, sagte sie Ende 2019 in einem Interview. Selbst den 12. Januar, das Datum, an dem sich der Virus von China aus auf der ganzen Welt zu verbreiten begann, las sie aus den Sternen. Nun gibt uns auch die Präsidentin des Schweizer Astrologenbundes, Monica Kissling, einen Ausblick darauf, was die Sterne in der zweiten Jahreshälfte für uns bereithalten.
Style: Seit Beginn der Pandemie fragen sich viele Menschen wie es weitergehen soll. Ihr Geschäft brummt zurzeit, oder?
Monica Kissling: Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, ich weiss nicht, wie es gesamthaft in der Schweiz und für alle läuft. Von meiner Erfahrung aus, kann ich jedoch sagen, dass ich gerade sehr intensiv berate. Das war aber nicht von Beginn der Pandemie an so. Anfangs nahm die Nachfrage nicht zu. Ich nehme an, man war wie gelähmt, hat vielleicht gehofft, dass es einfach bald wieder aufhört … Seit etwa vier Wochen jedoch, verzeichne ich eine, im Vergleich zu Anfang des Jahres, höhere Nachfrage. Es hat schon zugenommen.
«Die Konstellationen deuten auf Rückschläge hin – darauf, dass alte Konflikte wieder aufbrechen.»
Dann mal los: Wie geht es weiter? Mit uns und mit Corona?
Das müsste natürlich individuell betrachtet werden. Anhand des Geburtshoroskops der entsprechenden Person. Es gibt solche, die sind stark betroffen und haben Angst, andere gar nicht oder wenig. Aufgrund der persönlichen Konstellationen kann man konkrete Tipps geben, was in der aktuellen Situation hilfreich ist. Und wie es mit Corona weitergeht: In Teilen der Welt ist es ja bereits zu einem zweiten Ausbruch gekommen. In Südkorea, in Israel. Die Frage ist, kommt das auch in der Schweiz. Global gesehen sind auch für das zweite Halbjahr kritische Konstellationen zu erkennen. Der Mars ist rückläufig von September bis November. Es sieht also so aus, als würde die zweite Hälfte in keinster Weise einfacher werden als die erste. Ob das dann wirklich auf Corona zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen. Man kann sich aber nicht in Sicherheit wähnen. Bei Projekten, die man gestartet hat, ist ein Einbruch zu erwarten. Auch wirtschaftlich.
Laut Studien suchen Menschen besonders dann Rat im Universum, wenn sie Stress ausgesetzt sind. Zusätzlich haben Smartphone-Apps und Social Media die Sterne den Digital Natives gezeigt und zugänglich gemacht. Es sind keine Zeitschriften mehr nötig, um das Horoskop zu erfahren. Man bekommt jetzt eine super persönliche Vorhersage auf den Handybildschirm gepusht oder kann mit einem Astrologen chatten.
Nicht nur seit der Pandemie, auch in den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach astrologischer Beratung weltweit nachweislich gestiegen. Vor allem die diversen Gratis-Horoskop-Apps wie «Co-Star» boomen. Schadet Ihnen das?
Nein, generell profitiert das ganze Metier davon. Auch die analoge Astrologie profitiert von diesen niederschwelligen, kostenlosen Angeboten, denn sie fördern das Interesse am eigenen Geburtshoroskop. Die persönliche Beratung bietet einen Mehrwert, weil man auf die konkrete Lebenssituation eingehen kann.
Sie sind bereits sei 1985 im Business. Ist es nicht anstrengend, sein Metier immer wieder verteidigen zu müssen?
(Lacht.) Es ist bemühend.
Braucht es eben deshalb auch den Astrologenbund Schweiz, dessen Präsidentin und Mediensprecherin Sie sind?
Vorurteile und Desinformationen vis-à-vis der Astrologie sind sehr gross. Viele praktizierende Astrologinnen und Astrologen leiden unter dem seltsamen Image der Astrologie. Der Schweizer Astrologenbund hat die Kriterien für seriöse Astrologie in einem Ethikkodex definiert und beteiligt sich auch an öffentlichen Debatten, um dem entgegenzuwirken.
Diese Vorurteile. Esoterik und Spiritualität, das war immer mit Räucherstäbchen und Batiktuch-dekorierten Buchläden verbunden. Es ging um die Sterne, Tarotkarten, Kabbala und Archetypen. Dabei treten Mediziner*innen und Psycholog*innen auf, die den modernen Menschen skizzieren. Am Ende haben die Studierenden zwar keinen anerkannten Abschluss, dafür aber jede Menge Antworten für Praxis und Beratung. Klingt eigentlich vielmehr nach einem wissenschaftlichen als einem spirituellen Zugang, oder?
Schliessen sich Astrologie und Theologie aus?
Überhaupt nicht. Sie ergänzen sich. Ich habe auch Theologen als Klienten. Astrologie ist auch gar keine Glaubenssache. Die Positionen der Gestirne werden heute von der Nasa berechnet. Die Deutungen, die man daraus ableitet, stützen sich auf eine sehr lange Erfahrung. Die Astrologie ist die älteste «Wissenschaft» überhaupt: Sie lässt sich ab etwa 4000 vor Christus von Mesopotamien aus durch die verschiedensten Kulturen verfolgen. Mit Glaube und Religion hat Astrologie in dem Sinn nichts zu tun.
Letztlich tut Astrologie, was sie schon immer tat. Sie erklärt einem, wer man sein könnte, oder versucht es zumindest. Aber sie liefert keine spezifischen Antworten. Wer weiss, auf welche Unruhen die herbstlichen Konstellationen hindeuten. Es wird schliesslich in dem Zeitraum auch noch gewählt in den USA. Noch einmal vier Jahre mit Trump an der Spitze können schon beunruhigend wirken.