Der Körper schläft, doch der Geist ist wach – für die meisten Menschen eine unheimliche Vorstellung, für manche aber Realität und ein beunruhigender Zustand. Etwa acht Prozent der Bevölkerung hat schon einmal eine Schlafparalyse erlebt. Sie tritt fast immer nach dem Aufwachen auf und umfasst eine komplette Lähmung der willkürlichen Muskulatur. Nur die Augenmuskeln bleiben davon verschont, warum die Augen bei der Schlafparalyse auch offen sein können.
«Viele berichten von visuellen Eindrücken. Dabei sieht man beispielsweise Gestalten, die im Raum sind», weiss Michael Schredl (59), wissenschaftlicher Leiter des Schlaflabors am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim (D). Neben der Lähmung sind es vor allem die Halluzinationen, welche Betroffene in den Angstzustand versetzen.
Was passiert im Körper?
In der Nacht sind wir verschiedenen Schlafphasen ausgesetzt. Eine davon ist der REM-Schlaf, in welchem besonders intensiv geträumt wird. Die Gehirnaktivität steigt dann und ist ein einigen Bereichen vergleichbar mit dem Wachzustand. Damit Bewegungen in den Träumen nicht in der Realität ausgeführt werden, wird die Muskulatur im REM-Schlaf von einem Zentrum im Hirnstamm aktiv blockiert. Normalerweise schaltet das ganze Gehirn beim Aufwachen in den Wachmodus.
Es kann jedoch vorkommen, dass dieser Vorgang nicht einwandfrei funktioniert. Genau dies ist bei der Schlafparalyse der Fall. «Die Person erwacht aus dem REM-Schlaf, aber der Zustand der Lähmung hält immer noch an», erklärt Schredl. Normalerweise funktioniert das Umschalten des ganzen Hirns in einem Schritt. «Bei der Schlafparalyse hinkt das Zentrum, das die Muskelblockade auslöst, etwas hinterher. Es befindet sich also noch für kurze Zeit im REM-Schlafzustand, obwohl der Rest vom Gehirn wach ist», führt der Schlafexperte aus.
Ursachen und Bekämpfung
Obwohl die Schlafparalyse an sich sehr furchteinflössend sein kann, besteht dabei keine Gefahr. Sie hinterlässt keine körperlichen Schäden und hält nicht lange an. In den meisten Fällen ereignet sich die Schlaflähmung auch nur vereinzelt. «Es gibt eine seltene Schlafstörung, die Narkolepsie, bei der das Phänomen öfters erscheint.
Hier ist das Hauptsymptom jedoch plötzliches Einnicken am Tag», erläutert Schredl. Da diese Schlafstörung sehr einschränkend ist, sollte in diesem Fall ein schlafmedizinisches Zentrum aufgesucht werden. «Sogenannte isolierte Schlafparalysen, die sehr häufig auftreten und behandlungsbedürftig sind, kommen aber nur selten vor», so Schredl.
Für die isolierten Schlafparalysen sind laut dem Schlafexperten keine konkreten Ursachen bekannt. Wenn man den Vorfall nur selten erlebt, kann der Auslöser ein sehr unregelmässiger Schlaf-Wach-Rhythmus sein. Schredl empfiehlt daher, auf regelmässige Schlafenszeiten und ausreichend Schlaf zu achten. «Wenn die Schlafparalyse einmal pro Woche oder häufiger auftritt, sollte man am besten in ein neurologisch orientiertes Schlaflabor gehen, um dort den Schlaf untersuchen zu lassen», rät der Schlafexperte.
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