«Kann gerade nicht sprechen»… «Rufe dich gleich zurück»… Nachrichten, die auf dem Handy voreingestellt sind. Nicht dabei, aber auch eine Standardansage: «Meld dich, wenn du etwas brauchst». MDWDEB. In Krisenzeiten füreinander da zu sein. Ein freundschaftliches Urversprechen. Und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit – hörst du? Meistens weiss man ja nicht, was die leidende Freundin oder der leidende Freund gerade genau braucht. Und wie oft.
«… Hänge fest an ihm, ohne ihm lästig zu werden»
Adolf Freiherr von Knigge
Es ist schwer. In Situationen, in denen es jemandem, den man kennt, richtig bescheiden geht, das Richtige zu tun. Eine Trennung. Den Job verloren. Eine Krankheit – das alles passt nicht in unseren Alltag, in dem es weitgehend störungsfrei zu laufen hat. Zu trösten bedeutet eine Herausforderung. Es gilt, das Leben in all seiner Schönheit und Härte zu erklären, damit die, die wir lieben, es ertragen und gut leben können. Offensichtlich – das ist schwer.
Keine Ratschläge. Keine Lebensweisheiten.
Man muss gar nicht viel sagen, lieber nur still begleiten und zuhören. Denn – so sagt man uns bei der Pressestelle der deutschen Telefonseelsorge – die Menschen seien ohnehin zu verschieden, als dass es so etwas wie «die richtigen Worte» geben könne. Anstatt zu versuchen Lebensweisheiten oder kluge Ratschläge von sich zu geben, solle man lieber alle Fragen des Gegenübers ernsthaft beantworten – egal wie oft sie sich wiederholen.
«Erst mal zuhören, nicht gleich reinpreschen», sagt auch Psychologin Felizitas Ambauen. Weil man sonst das Gegenüber auch gar nicht dort abhole, wo es sich befindet. Schweigen sei in solchen Situationen oft mehr wert als Reden.
Die richtigen Worte gibt es nicht. Die Falschen – die schon. «Kopf hoch.» «Wird schon.» «Ich weiss genau, wie du dich fühlst.» Alles Phrasen. Alles schlicht nicht hilfreich. Was wir stattdessen sagen sollten:
Phrase: «Das wird schon wieder»
Sätze wie «Das wird schon wieder!» oder «nicht so tragisch» unterliegen einem sogenannten Vermeidungsmodus, sagt Ambauen. Der oder die Tröstende verwende solche oft, wenn er oder sie die Situation oder den Schmerz des Gegenübers selbst schlecht aushält. Nutzen tun sie aber schlicht nichts.
Stattdessen: zuhören. Nachfragen. Verstehen wollen. So schaffe man einen Perspektivenwechsel und Empathie. Und das sei wichtiger als schnelle Lösungen zu liefern, abzulenken und besser als jeglicher Aktionismus.
Phrase: «Da kommt bestimmt bald etwas Besseres»
Damit ermuntert man ja irgendwie dazu, die Reflexionsphase zu überspringen. Zum totalitären Sieg der Hoffnung über die Erfahrung. Da zu einer Beziehung immer mindestens zwei Personen gehören, ist es wahrscheinlich, dass beide Seiten ihren Teil zum Ende beigetragen haben. Selbstreflexion gehört zum Ablösungsprozess dazu.
Ausserdem: Jemand, der leidet, wird einem das eh grad nicht glauben, sagt Ambauen.
Phrase: «Du hast etwas Besseres verdient»
Das könne man echt nur nach drei Gläsern Weisswein sagen, meint Ambauen. Und dann aufs Leben prosten.
Phrase: «Ich weiss genau, wie du dich fühlst»
Für viele Menschen ist es ungewohnt nur zuzuhören. Man glaubt oft, man müsste sofort Lösungen anbieten, Geschichten erzählen, die man selbst erlebt hat. Das mag einen selbst beruhigen. Den Betroffenen hilft das oft nicht.
Stattdessen: «Ich kann mir vorstellen, dass das gerade sehr schwierig ist.» Da bleibe man bei der anderen Person und verschiebt die Perspektive nicht auf sich, sagt Ambauen.
Phrase: Alle Sätze, die mit «du solltest…» oder «du musst…» beginnen
Das mit dem «Müssen» ist ganz schlecht, es drücke eine autoritäre Haltung aus und hat mehr was vom strengen Vater und Lehrmeister, gemäss der Psychologin. Man muss nämlich gar nichts, man darf leiden, man darf verletzt sein.
Was hilft euch, wenn ihr richtig traurig seid? Lasst uns einen Kommentar da.