«Ihre Kommentarfunktion wird eingeschaltet sein, also müssen wir diese ***** bombardieren! Mit Jelena und damit, wie viel besser Selena ist! Lasst sie uns fertig machen, bitte lasst sie uns alle fertig machen!»
Ist das nicht nett? Diesen Schlachtruf blökte eine junge Frau gerade in die Kamera ihres Smartphones – kurz nachdem Hailey Bieber ankündigte, ein Insta-Live zu machen, um Fragen rund ums Thema Beauty und Hautpflege zu beantworten.
Man muss keine Leuchte sein, um zu schlussfolgern, dass besagte junge Frau offensichtlich a) Selena-Gomez-Fan und b) noch nicht über deren Beziehung mit Justin Bieber hinweg ist. Die beiden bekamen zu ihren wilden On-Off-Zeiten den praktischen Pärchen-Spitznamen «Jelena» aufgestempelt.
Ja, Justin Bieber und Selena Gomez waren damals irgendwie niedlich zusammen. Aber offensichtlich auch nicht nur gut füreinander. Sonst hätte man sich nicht (mehrfach) getrennt, sonst hätten nicht am Ende doch Justin und Hailey zusammengefunden, sonst hätte es keine Bieber-Baldwin-Traumhochzeit gegeben. So ist das Leben, sogar das der Schönen und Reichen – und da müssen auch deren Fans mit dealen. Deswegen so öffentlich und skrupellos zu Mobbing und Hass aufrufen? Das geht selbst Justin selbst zu weit:
Jeden Tag müssten er und Hailey mit so etwas umgehen, schreibt der 26-Jährige, und dass es nicht immer einfach sei, über Kommentaren wie diesem zu stehen und positiv zu bleiben. Das Wichtigste? Er macht es trotzdem. Bittet seine Fans um gute Vibes (und Gebete) und schreibt weiter, wie wichtig es sei, Menschen Gutes zu tun und ihr Leben – auf welche Weise auch immer – besser zu machen.
Hut ab, lieber Bieber! So ist es genau richtig: «Auf Hass mit Hass zu reagieren, wäre nicht besonders souverän», sagt Claudia Haag. Die eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin FSP mit eigener Praxis in Zürich weiss, dass nicht nur Prominente mit Menschen konfrontiert werden, die die Anonymität des Internets nutzen, um Hassbotschaften und Beleidigungen zu verbreiten. Vor allem Jugendliche werden vermehrt Opfer von Cyber-Mobbing. Wie man sich in so einem Fall am besten verhält, hat sie uns verraten.
Es nicht persönlich nehmen
«Das ist gar nicht so einfach, denn meistens sind es die Sachen, die einen wunden Punkt treffen, die uns am meisten aufregen», sagt Haag. Trotzdem sei es wichtig, sich von Hater-Kommentaren klar abzugrenzen und sich die Anschuldigungen nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Was laut der Expertin hilft: «Sich von dem Gedanken verabschieden, dass man jedem gefallen möchte. Es wird immer Leute geben, die einen nicht toll finden. Genauso wie es immer Leute geben wird, die man selbst nicht toll findet.»
Keine Aufmerksamkeit schenken
«Wer andere grundlos im Netz niedermacht, möchte sich damit in den Mittelpunkt stellen», sagt Haag. Die grösste Strafe für Hater ist es deshalb, ignoriert zu werden. Irgendwann wird die mobbende Person das Interesse verlieren und die Belästigungen stoppen. Auch für die eigene Psychohygiene ist Ignorieren die beste Strategie. Denn: «Je mehr man sich mit der Sache auseinandersetzt, desto mehr stresst sie einen selber.» Deshalb am besten löschen und vergessen.
Anständig bleiben
Möchtet ihr trotzdem auf den Kommentar reagieren, weil ihr zum Beispiel etwas richtigstellen wollt, dann bleibt fair und werdet nicht beleidigend. Denkt daran, dass die Öffentlichkeit auch hier mitliest. «Wer selbst ausfallend wird, zeichnet kein besonders sympathisches Bild von sich», findet Haag.
Proaktiv handeln
«Stellt man fest, dass eine Person immer wieder das eigene Profil besucht und doofe Kommentare hinterlässt, kann man sie einfach mal darauf ansprechen», rät Haag. Auch das aber immer freundlich, bitte. «Man könnte zum Beispiel schreiben, dass man sich über das Interesse freut». Oft fühlen sich Trolls dann entlarvt und verschwinden von allein.
Kritiker von Hatern unterscheiden
Nur, weil jemand etwas sagt, das uns vielleicht nicht gefällt, muss dieser jemand nicht zwingend ein Troll oder Hater sein. Es gibt durchaus berechtigte Kritik. «In diesem Fall reagiert man am besten, indem man der Person ihre Meinung zugesteht, aber deutlich macht, dass man es trotzdem anders sieht», so Haag.
Vorausdenken
Wer austeilt, muss auch einstecken können. Geht ihr selbst immer wieder hart mit anderen ins Gericht, dürft ihr nicht überrascht sein, wenn sie mit euch dasselbe tun. «Am besten überlegt man sich vor einem Post, ob man damit ungewünschte Reaktionen provozieren könnte», rät Haag. Habt ihr Bedenken, dann verkneift euch den Beitrag vielleicht einfach und spart euch die Nerven.
Rechtliche Schritte einleiten
Beschimpfung, üble Nachrede, Drohung, Hacken eines Profils: Nicht zuletzt ist all das strafbar. «Als Erstes sollte man deshalb Beweise sammeln, die Person blockieren und den Vorfall bei den entsprechenden Seiten melden», so Haag.
Habt ihr selbst auch schon Erfahrungen mit Online-Hass machen müssen?