«Es geht einfach nicht.» Ein Satz, der so klar ist und doch in so vielen Nuancen schimmert. Man kann nachts um drei gemeinsam biertrunken Neunziger-Balladen grölen und dann euphorisch durch die Laken kichern und turnen – hat man verschiedene Ansichten vom Leben, singt jeder besser allein. Wenn alle Begegnungen schön sind, das Gefühlsfeuerwerk aber nicht glitzert, sondern sich als müder Knallfrosch entpuppt, sucht man vielleicht besser auf einem anderen Fest weiter. Der eine möchte Kinder, für den anderen ist es zu früh. Der Partner arbeitet zu viel, man selbst wartet. Ist man krass befreundet oder schwach verliebt? Man kann das alles akzeptieren, weil sich beide schrecklich gerne mögen. Müsste man meinen.
Ist das denn nichts wert? Doch. Liebe ist ein grosses Wort. Es gibt nicht nur die absolute Version davon, sondern sanfte Abstufungen, die nicht für immer sind und dennoch wahnsinnig viel bedeuten. Aber manchmal muss man weiterziehen, wenn einen das leise Gefühl beschleicht, dass das, was man hat, einem nicht gut tut oder einen aufhält.
Dabei geht es nicht um hitzige Kurzschlussreaktionen, die man im Nachhinein bereut. Eine Trennung braucht Geduld. Man muss das eigene Herz genau durchkämmen, um das andere nicht zu sprengen. Die eigenen Ansprüche zurückzuschrauben, nur aus Angst, den anderen zu verletzen, bringt niemanden weiter. Wer nicht glücklich ist, kann kein guter Partner sein. Also tief durchatmen, Kopf hoch und mutig sein. Denn nur das hat das geliebte Gegenüber verdient. Auch wenn Aufgeben verdammt schade ist.
Das emotionale Aufrüsten
Ist der Schlussstrich die Lösung? Will ich das wirklich?
Fühlt der Homo Sapiens sich unter Druck gesetzt, neigt er zur Flucht. Aber was genau löst den Reflex in diesem Fall aus? Ist es die bessere Hälfte, die endlich zusammenziehen will? Ist da ein unerfüllter Kinderwunsch, der immer mehr an einem nagt? Liegt Person A gern in Wollsocken auf dem Sofa und Person B liebt es, mit Protektoren auf dem Bike Hügel hinunter zu stürzen? Ist es das, was einen ausbrechen lassen will? Man muss tief in sich hineinhorchen: Würde sich die Situation ändern, wenn man einen Jobwechsel in Angriff nehmen würde? Leidet man noch unter Altlasten aus vorherigen Beziehungen? Wenn man versucht, die Zweifel ganz objektiv zu betrachten, ist die Ursache der vermeintlichen Bruchstelle unter Umständen ehrlicherweise ein hausgemachtes Problem, das sich lösen lässt – ganz ohne die Liebe aus dem Fenster schubsen zu müssen.
Schweigen ist Silber, Reden ist Gold
Man muss nicht mit der Tür ins Haus fallen. Wer während der ersten Dates direkt fragt, ob vier Kinder ok wären, wirkt unter Umständen dezent angestrengt. Aber es lohnt sich dennoch, in einem noch frühen Stadium der Beziehung mit der Faust auf den Tisch zu hauen und zu sagen: «So mein*e Liebe*r, was willst du vom Leben? Wo willst du residieren? Wie soll alles in ein paar Jahren aussehen?» So erspart man sich ungemütliche und vielleicht sogar schockierende Überraschungen, wenn man gemeinsam eigentlich schon viel zu weit gegangen ist.
Einmal ausgesprochen, gibt es kein Zurück mehr
Was die Trennung von jemanden, den man doch eigentlich so gern hat, vor allem bedingt, ist Willensstärke. Hoch zehn. Oder hoch zwanzig. Klar, man weint seit Wochen und Monaten in sich hinein und weiss, was zu tun ist – aber sitzt man dann da, bleibt die Welt stehen. Es tut einem alles so leid, die Person, die da vielleicht so nichtsahnend vor einem kauert, sieht plötzlich wieder so viel schöner aus und man möchte nur einmal kurz durchs so oft gestreichelte Haar fahren, um sich zu vergewissern, dass alles ok ist. Es ist aber nichts ok. Jetzt muss man stark sein und die Sache durchziehen. Hier zählt nicht der Moment, sondern das grosse Ganze. Und das macht einem ja offensichtlich das Herz schwer.
Es wird ungemütlich, das ist korrekt
Da Aufgeben nicht drin liegt, sollte einem bewusst sein, dass der Break-up-Talk nicht nur unangenehm, sondern richtig scheisse sein wird. Trauer, Wut, Verzweiflung, sogar Gleichgültigkeit – es kann einem jede Menge unschönes Zeug um die Ohren fliegen. Das soll aber nun nicht heissen, dass das, was man getan hat, deshalb falsch ist. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende und so weiter.
Das Zünden der Herzbombe
Nein, wenn ein Handy involviert ist, ist die Trennung nicht legitim
... oder zumindest nicht fair ausgeführt. Wer sich anständig trennt, beweist Grösse und das auch im physischen Sinne. Man bricht mit einem Menschen, mit dem man eine Geschichte hat. Er ist es wert, ein Gespräch führen zu dürfen, in dem sich beide wohlfühlen. Danach sollten auch Ort und Zeit gewählt werden.
Es gibt Fragen und Antworten, aber kein Überreden
Wer gehen will, hat alles gründlich durchdacht. So gut es eben geht. Aber der Verlassene steht erst mal vor dem Abgrund, in den ihn vermutlich ein Strudel an Unverständnis hineinzieht. Sich Zeit zu nehmen, alles in Ruhe durchzugehen, ist mehr als ehrenhaft. Der Schmerz ist schlimm genug – je offener und ehrlicher man die Situation spielt, umso geringer sind die Chancen, den anderen verletzt, sauer oder uneinsichtig zurückzulassen. Der Verlassende ist in dieser Phase selbst nicht unbedingt stabil, gegen rührende oder nostalgische Gegenargumente muss man sich also einen wahnsinnig dicken Panzer anstricken. Keine Über- und Widerrede!
Die Pflege des Liebes-Katers
Man muss akzeptieren lernen: die plötzliche Leere und die Grenzen des Anderen
Wenn auf emotionale Nähe plötzlich ein schwarzes Kommunikationsloch folgt, ist das hart. Man fällt und fällt und fällt. Und ist oft einsam, die Macht der Gewohnheit ist grausam. Der Kleber für Gefühlsscherben ist Zeit und Abstand. Wer sich nicht im Griff hat und sich immer wieder anpirscht (vielleicht auch, um sich selbst zu trösten), macht es dem Expartner nur schwerer und schürt unnötig Hoffnung. Kein Kontakt, heisst kein Kontakt. Punkt, aus. Vor allem, wenn eine Seite das ausdrücklich wünscht. Was übrigens auch nicht gilt, sind Emojis. Kein Smiley auf WhatsApp. Keine Flamme auf Instagram. Das mag wenig Text sein, ist aber ein albernes Lebenszeichen, mit dem kein Mensch was anfangen kann.
Dann heisst es fallen lassen: in die Arme von Familie und Freuden
Gab es da vielleicht eh den einen oder anderen, der wegen der Beziehung zu kurz kam? Jetzt ist es an der Zeit, alles aufzufrischen – inklusive Hobbys. Quality Time von Menschen anzunehmen, die einem nahestehen, ist wichtig für die Regeneration des gebrochenen Herzens. Wer ein Herz bricht, hat nämlich vermutlich selbst ein kaputtes. Mit Familie, Freunden oder einem Therapeuten über die Trennung zu sprechen, baut psychisch und physisch ungemein auf und lässt einen viel über sich selbst lernen. Man möchte schliesslich in Zukunft keine Fehler mehr machen. Versuchen kann mans ja.