Gambarogno TI
An diesem sonnigen Tag legt das Motorschiff «Torino» um zwölf Uhr beim kleinen Tessiner Dörfchen Vira an. Mehr als ein Dutzend Passagiere warten auf dem Steg, um einzusteigen. Alle tragen Masken, einige winken dem Gemeindepräsidenten Tiziano Ponti, 61, zu. «Der Lago Maggiore ist einer unseren grössten Schätze», sagt er.
Seit vier Jahren werden die Schifffahrten auf der Schweizer Seite des Sees von einer einheimischen Schifffahrtsgesellschaft organisiert. Vorher lag das in italienischer Hand. «Wir wollen mehr bieten als nur Transportverbindungen, etwa schöne Events oder Kreuzfahrten.» Doch die Pandemie machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. «Über Ostern stand alles still.» Der Gemeindepräsident musste die Touristen mit einer Zweitwohnung sogar bitten, nicht ins Tessin zu reisen. «Das war schrecklich. Aber wir sind dankbar, dass sich die meisten daran gehalten haben.»
Die Gemeindebehörde von Gambarogno beschloss, die Schifffahrtsgesellschaft mit einem symbolischen Beitrag von 10000 Franken zu unterstützen. Im Gegenzug konnte sie 50 Tageskarten an die Bevölkerung verschenken. Der Gemeindepräsident ist zuversichtlich, dass das Tessin den Weg aus der Krise findet.
10000 Franken investierte die Gemeinde von Gambarogno TI, um die Schifffahrtsgesellschaft zu unterstützen.
5192 Menschen leben hier. Im Sommer verdreifacht sich die Einwohnerzahl mit den Zweitwohnungsbesitzern.
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S-Chanf GR
Jurorin Annina Campell, 35, kennt hier jede Gasse und alle Sgraffiti an den alten Engadinerhäusern. Sie ist nämlich hier aufgewachsen, ihr Vater ist Gemeindepräsident. «Ich habe mit meinem Mann und unseren zwei Töchtern den Lockdown in Cinuos-chel verbracht, das zur Gemeinde S-Chanf gehört», sagt die TV-Moderatorin.
Früh erreichte die Corona-Welle das Oberengadin. «Wir mussten uns schnell darauf einstellen», sagt der Gemeindepräsident Riet Campell, 65. «Denn die ganze Gemeindeverwaltung und alle Mitarbeiter haben im Januar neu angefangen. Das war eine Herausforderung für uns.» Als ersten Schritt hat die Gemeinde Freiwillige gesucht, die für betagte Menschen Besorgungen machen oder sie betreuen. «Mehr als 50 Personen haben sich gemeldet. Es war schön zu sehen, dass wir füreinander da sind.» Bei Rosina Pinchera, 37, vom Volg konnte man per Telefon sagen, was man braucht. Sie machte die Einkaufstaschen bereit, und Freiwillige lieferten aus. In der Primarschule führten die Lehrer ein Kästli-System ein. Die Schülerinnen und Schüler konnten darin gestaffelt Aufgaben abgeben und holen.
«Ich finde es wunderschön, dass wir jetzt wieder Feriengäste hier haben», sagt Annina Campell. «Aber es ist wichtig, dass wir uns weiterhin an die Vorgaben des Bundes halten.»
50 Freiwillige meldeten sich, um im Dorf während des Lockdown mit Lieferungen, Transporten und Seelsorge zu helfen.
690 Menschen leben in der rätoromanischen Gemeinde S-Chanf.
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Losone TI
Als Christa Rigozzi, 37, durch das Primarschulhaus von Losone geht, bleibt sie vor einem grossen Bild stehen. «Kinder auf der ganzen Welt haben Regenbögen gezeichnet, um zu zeigen, dass alles gut wird», sagt sie. Die Jurorin des Wettbewerbs und Mutter von Zwillingsmeitli ist sichtlich berührt vom Kunstwerk der Kinder.
In Losone steht das grösste Primarschulhaus des Kantons Tessin – 465 Kinder drücken hier die Schulbank. Darunter auch die eines Arztes. «Dieser arbeitet im Spital in Locarno. Er hat uns noch vor dem Lockdown gewarnt, dass die Lage schlimm wird», sagt Alfredo Soldati, 59, Gemeinderat von Losone. Die Behörden, Lehrer und Eltern haben daraufhin angefangen, zusammen eine Plattform für Fernunterricht aufzubauen.
Für die Kinder sei die Umstellung gross gewesen, sagt die Lehrerin Rossella Pinoja, 26. «Einmal am Tag haben wir uns bei den Kindern per Video gemeldet. Wir haben mit ihnen geredet und sie gefragt, wie es ihnen geht – der Kontakt war wichtig», erzählt Pinoja. «Das hat ihnen gut gefallen. Wir haben ihnen auch erklärt, warum es wichtig ist, sich die Hände zu waschen.»
Etwa zehn Familien waren nicht gut genug für das Programm ausgerüstet – diese bekamen Tablets von einer Stiftung, sodass wirklich alle Kinder am Online-Unterricht teilnehmen konnten.
5000 Franken zahlte die Gemeinde, um mehr Platz auf dem Server für die neue Homeschooling-Plattform zu kaufen.
6701 Personen wohnen in der Gemeinde am Ufer der Maggia und der Melezza im Tessin.
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Deutschschweiz
Fieschertal VS
Die Berggemeinde ist Teil des alpenweiten Projekts «SmartVillages» und konnte dank digitalen Anwendungen die Krise gut meistern.
Guttannen BE
Das Dorf am Grimselpass führte die Bevölkerung mit ruhiger Hand durch die Krise. Für den Fernunterricht war die digitale Schule gewappnet.
Häggenschwil SG
Jede Woche während des Lockdown erhielten alle Häggenschwiler, die älter als 70 sind, eine kleine Aufmunterung von der Gemeindeverwaltung.
Hergiswil NW
Die Gemeinde verschenkte Gutscheine im Wert von 500 Franken an alle erwachsenen Einwohner, um das lokale Gewerbe zu unterstützen.
Ruswil LU
In Ruswil arbeiteten mehrere Vereine zusammen, damit sich niemand allein fühlt. Sie organisierten etwa Einkäufe oder Gespräche per Telefon.
Wegenstetten AG
Die Samaritervereinspräsidentin Sonja Wunderlin legte allen über 65-Jährigen zweimal in der Woche eine Überraschung in den Briefkasten.
Französische Schweiz
Essertines-sur-Yverdon VD
Monatlich gibts im Dorf ein geselliges Essen für alle betagten Menschen, und der Gewinn aus einem jährlichen Brunch geht an ein Hilfswerk.
Hermance GE
Dutzende Menschen aus der Gemeinde haben etliche Kilometer zurückgelegt, um Geld für die Betroffenen der Corona-Pandemie zu sammeln.
La Sarraz VD
Hier entstand die «Umarmung per Post»: Kinder, die nicht mehr zur Schule konnten, haben Seniorinnen und Senioren Briefe geschrieben.
Italienische Schweiz
Gambarogno TI
Die Tessiner Gemeinde spendete der Schifffahrtsgesellschaft 10000 Franken und schenkte der Bevölkerung 50 Tageskarten.
Losone TI
Lehrer, Eltern und Behörden arbeiteten eng zusammen, um gemeinsam eine Online-Plattform für alle Schülerinnen und Schüler einzurichten.
Rätoromanische Schweiz
S-chanf GR
Die Pandemie suchte das Dorf im Oberengadin früh heim. Die Einwohner halfen einander mit Hauslieferungen vom Volg und von der Apotheke.