Das Kostüm verwandelt die Träger: Davon ist Manuella Maury überzeugt. «Sobald sich die Männer die Tierhäute und Pelze überziehen, verbinden sie sich mit der wilden Natur und der Härte der Berge, sie werden Teil der Elemente, die hier in den Bergen so stark spürbar sind.» Manuella ist beliebte Moderatorin bei Radio RTS, stammt aus dem Nachbardorf Mase und kennt den Carnaval von Kindesbeinen an. Die «Pelzigen», wie sie genannt werden, sehen furchterregend aus. Vom Naturell her sind sie entweder richtige Rüpel oder aber anhänglich wie Kuscheltiere. Sie machen Blödsinn, setzen sich beispielsweise in die Restaurants und machen Lärm – bis ihnen ein Glas Wein offeriert wird. Die Masken, die sie tragen, sind handgeschnitzt, oft bemalt und zeigen Gesichter von Katzen, Füchsen oder Wölfen.
Mit 28 Jahren hat Dany Métrailler bereits 18 Carnavals hinter sich. «Wir verkleiden uns, um Angst zu machen. Am Ursprung des Brauchs stand ja die Vertreibung der bösen Geister, damit der Frühling unter guten Vorzeichen einziehen kann.» Trotz Ausgelassenheit sind strenge Regeln zu beachten: «Wir dürfen in der Öffentlichkeit die Masken erst am Dienstag vor Aschermittwoch ausziehen. Dann stellen wir uns vor die Kirche und legen sie zusammen ab», so Métrailler. «In diesem Moment haben alle Tränen in den Augen.»
Jugend macht mit
Im Organisationskomitee und unter den Aktiven sei keiner über 30 Jahre alt, freut sich Dany Métrailler. Bereits im Herbst ist die Fasnacht das Hauptgesprächsthema. Kinder werweissen, als was sie sich verkleiden wollen, die Älteren schauen, dass die ungeschriebenen Gesetze eingehalten werden. Ist der Carnaval vorbei, bleibt er bis im Sommer als wunderschöne Erinnerung im Alltag präsent. «Der Carnaval ist der Kitt, der uns im Dorf zusammenhält», beschreibt es Métrailler. «Evolène ist eben ein ganz besonderes Dorf, findet auch Manuella Maury.
Am Abend des 6. Januar läuten Kuhglocken den Carnaval ein. Dann werden die «Monster» freigelassen: wilde Gesellen, verkleidet in streng riechenden Pelzen und geschnitzten Masken. Die Gestalten sollen die bösen Geister des Winters vertreiben – so jedenfalls will es die Legende. Bis zur offiziellen Fasnacht streifen die «Monster» immer am Wochenende durchs Dorf.
Cressier NE
Das Fest startet mit einem lau-ten Knall. Wenn um sieben Uhr abends der letzte Ton der Glocken von Cressier verstummt ist, wird im Schloss ein Riesenböller gezündet. Auf dass ab diesem Freitagabend die schönsten drei Tage des Jahres beginnen – mit Höhepunkt am Sonntag! «Es ist immer ein sehr emotioneller Moment», sagt Bastien Monnet, Organisator des Fests des jungen Weins. Kein Wunder, wird auf der Website bereits jetzt die Uhrzeit runtergezählt, bis am 3. Mai 2024 die nächsten Festivitäten starten.
«Ich liebe dieses Weinbaugebiet hier an den Ufern des Neuenburgersees», schwärmt Jean-Marc Richard, eine Legende unter den Moderatoren des Fernsehens RTS. Mit grosser Freude amtet er deshalb als Botschafter von Cressier bei der Wahl zum Dorf des Jahres. Die Arbeit der Winzerinnen und Winzer, das Fachwissen der Kellermeisterinnen und Kellermeister soll am jährlichen Anlass geehrt werden. Cressier ist ein charmantes Dorf mit einem Schloss aus dem 16. Jahrhundert. «Unser Zusammenhalt ist extrem gross. Wir haben nicht mal 2000 Einwohnerinnen und Einwohner, aber stattliche 16 Vereine», erklärt Monnet stolz. Wein und feine Speisen, aber auch Tanz und Musik stehen im Mittelpunkt des Dorffests. Und natürlich die Degustationen des letztjährigen Weins in den verschiedenen Kellern.
Immer bessere Weine
Richard selber trinkt normalerweise keinen Alkohol, aber bei Degustationen sagt er nie Nein. «Die Weine im Kanton Neuenburg sind in den letzten Jahren immer besser geworden. Vor allem unter den Bio-Weinen hat es bemerkenswerte Produkte.» Und überhaupt: «Ich liebe das Sprichwort, das besagt: Weniger trinken, dafür besser», meint er und lacht. In den Rebbergen der Gemeinde wachsen Pinot noir, Pinot gris, Chasselas und Chardonnay, so Jean-Marc Jungo, mehrfach ausgezeichneter Weinbauer. Zusammen mit seinem Cousin Christian Fellmann gehört ihm die Cave des Lauriers. «Den Wein zu feiern, die Aromen zu geniessen, das ist die beste Art, das Kulturgut zu ehren», betont Richard.
Bereits vor über 140 Jahren gab es in Cressier immer am ersten Sonntag im Mai ein grosses Fest: Damals zu Ehren der neuen Kirche, seit 1975 umgewandelt in das dreitägige Fest des neuen Weins. Das Winzerdorf am Neuenburgersee feiert die Weinbauern und -bäuerinnen des Dorfs mit einem Umzug, an dem bis zu 500 Personen teilnehmen. Die Bistros sorgen für Verpflegung, Guggenmusiken spielen auf. Und natürlich wird der im Vorjahr gekelterte Wein degustiert.