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Lebensqualität

«Wir können den Frauen eine Zeit ohne Brust ersparen»

Eine Tumoroperation hinterlässt Narben – an Seele und Körper. Wie Betroffene Hilfe bekommen, erklärt Dr. med. Alessia Lardi, Fachärztin für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie bei der Plastic Surgery Group.

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Alessia Lardi, Pink Ribbon, Experten Interview, 2020

Dr. Alessia Lardi wird auch am BRA Day dabei sein. Dort können sich Patientinnen zum Thema Brustrekonstruktion austauschen und Fragen stellen.

Geri Born

Dr. Lardi, wie wird eine Brust rekonstruiert?
Grundsätzlich können wir die Brust mit einem Implantat oder mit körpereigenem Gewebe wieder aufbauen. Wenn die Brustwarze bei der Tumoroperation nicht erhalten werden kann, werden in einem separaten Schritt auch die Brustwarze und der Brustwarzenhof rekonstruiert.

Wann kommen die Frauen zu Ihnen?
Oft direkt nach der Diagnose. In vielen Fällen können wir bereits bei der Tumoroperation mit dem Wiederaufbau beginnen. Somit können wir den Frauen eine Zeit «ohne Brust» ersparen.

Was ist das «Schöne» an Ihrer Tätigkeit?
Mit einer Brustrekonstruktion fühlen sich viele Frauen nach einer Krebsbehandlung wieder wohl in ihrem Körper – sie können ihren Hobbys nachgehen, und ihre Lebensqualität bleibt erhalten. Wichtig für uns ist, jeder Frau die Rekonstruktion anzubieten, mit der sie diese Ziele erreichen kann. Jede Frau ist anders und findet ihren eigenen Weg. Frauen darin zu begleiten und zu unterstützen, ist für mich das Schönste an meinem Beruf.

Geht es hauptsächlich ums Ästhetische?
Es geht um Ästhetik und Funktionalität. Eine Asymmetrie, ein Grössenunterschied oder nur eine Brust können sich auf den ganzen Körper auswirken und im Alltag sehr «unbequem» sein. Eine Frau, die sich wohlfühlt, hat auch mehr Kraft, mit der Diagnose und der Behandlung umzugehen. Unser Ziel ist es immer, den Frauen möglichst viel Lebensqualität zurückzugeben.

Wie oft kommen Frauen nach einem Gentest, der ihnen ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bescheinigt, zu Ihnen?
Das ist inzwischen ein grosser Teil unserer Arbeit. Dank der genetischen Abklärung können wir eine familiäre Vorbelastung bereits früh erkennen. Risikoreduzierende Brustdrüsenentfernungen und Wiederaufbau führen wir häufig bei jungen, gesunden Patientinnen durch.

Sollten alle Frauen einen Gentest machen?
Nein, zuerst muss eine genetische Abklärung durch eine Fachperson und das genaue Erfragen der Familiengeschichte erfolgen. Hier spielt zum Beispiel das Alter beim Auftreten der Erkrankung eine Rolle. Macht sich eine Frau darüber Gedanken, sollte sie mit ihrer Frauenärztin, ihrem Frauenarzt darüber sprechen.

 

Alle Infos zum BRA Day am 21. Oktober www.braday-zuerich.com

Von Bettina Bendiner am 2. Oktober 2020 - 15:24 Uhr