Kinder müssen wissen, dass sie gehört werden. Sie sollen sagen dürfen, was ihnen im Familienalltag nicht gefällt, welche Regeln sie unfair finden und was sie sich von euch wünschen. Am besten plant ihr einen fixen Termin pro Woche ein, während dem die Kinder ihre Anliegen präsentieren können. Anschliessend wird gemeinsam eine Lösung erarbeitet.
Ihr möchtet, dass eure Kinder beim Aufräumen helfen? Dann sagt ihnen direkt: «Ich brauche eure Hilfe.» Die Kleinen fühlen sich dadurch wahrgenommen, anerkannt und sind stolz, wenn sie mithelfen und damit ihren Teil zur Lösung beitragen können.
Euer Kind schlägt das jüngere Geschwister? Überlegt euch, warum es das tut. Könnte Eifersucht die Ursache für dieses Verhaltens sein? Vielleicht hat es sich noch nicht daran gewöhnt, nicht mehr die ungeteilte Aufmerksamkeit von Mami und Papi zu haben. Äussert sich das auf ungesunde Weise, kann es helfen, wenn ihr exklusive Zeit mit dem älteren Kind einplant und so seine Eifersucht mindert.
Macht euren Kindern klar, dass ihr euch nicht auf Diskussionen einlässt. Beginnt das Kind etwa, seine Grenzen auszuloten, stampft wütend herum und schreit schliesslich: «Das ist nicht fair!» – Antwortet ruhig: «Ich weiss.» Dann geht ihr aus der Situation raus. Indem ihr euch weigert zu streiten, setzt ihr Grenzen und euer Kind erkennt, dass euer Wort gilt und alles Täubeln zwecklos ist.
Sagt ihr euren Kindern im Befehlston «Geht Zähneputzen», ist die Chance gross, dass sie so gar keine Lust haben, die Anweisung zu befolgen und sich gegen den Befehl auflehnen. Erfolgsversprechender ist es, wenn ihr eure Kinder fragt: «Was müsst ihr tun, damit eure Zähne gesund bleiben?» So gebt ihr den Kindern die Möglichkeit, aus eigenem Antrieb zu Handeln, was das Selbstwert- und Verantwortungsgefühl steigert.
Sprecht mit euren Kindern darüber, warum gewisse Regeln und Verhaltensweisen wichtig sind. Warum sollte man pünktlich bei den Grosseltern ankommen? Weil sonst das Essen kalt wird, das sie extra vorbereitet haben. Warum müssen die Schuhe verräumt werden? Weil Gäste sonst darüber stolpern könnten. Verstehen Kinder die Notwendigkeit von Regeln, werden sie diese eher verinnerlichen und befolgen. Gleichzeitig lernen sie, ihre eigenen Bedürfnisse auch mal hinten anzustellen.
Bringt euren Kindern bei, dass alle Fehler machen und sie kein Grund für Scham sind, sondern vielmehr eine Chance. Getreu dem Spruch: «Aus Fehlern lernt man.» Ihr könnt dazu etwa beim Nachtessen jedes Familienmitglied von einem Fehler erzählen lassen und davon, was es aus ihm gelernt. hat. Realisieren Kinder, dass auch anderen Dinge misslingen, fühlen sie sich ermutigt und respektiert.
Klar, Konsequenz ist in der Erziehung wichtig. Manchmal ist es aber auch sinnvoll, eine Ausnahme zu machen. Euer Kind hat im Grunde Computerverbot, muss aber eine Schulaufgabe digital erledigen? Für einmal könnt ihr ein Auge zudrücken. Macht aber deutlich, dass ihr das bloss im Sinne einer Ausnahme tut – euer Kind wird es verstehen.
Das Wort «Nein» macht keinen Spass – weder den Eltern, die es 20 Mal am Tag sagen, noch den Kindern, die es entsprechend oft hören. Irgendwann nutzt es sich ab und die Kleinen werden nicht mehr darauf hören. Achtet euch deshalb darauf, ob das «Nein» überhaupt nötig ist. Will das Kind auf dem Heimweg unbedingt in eine Pfütze springen? Warum eigentlich nicht? Ihr seid ja sowieso bald zuhause. Möchte das Kind beim Einkaufen unbedingt noch ein Schoggistängeli? Sagt nicht direkt «Nein», sondern sucht nach einem gesünderen Produkt, das ihr stattdessen in den Einkaufswagen packen könnt.
Wie soll ein Kind lernen, «Bitte» und «Danke» zu sagen, wenn es die Eltern nicht tun? Kinder schauen sich das Verhalten bei den Erwachsenen ab. Wird das gewünschte Benehmen zuhause nicht vorgelebt, nützen sämtliche Anweisungen und Regeln nichts.