Immer im März, wenn die Temperaturen langsam ansteigen, beginnt die Hochsaison der Zecken. Im Juni sind die kleinen Biester für gewöhnlich am aktivsten. Dies dürfte besonders in diesem Juni der Fall sein, denn der Februar 2024 war der mildeste seit Messbeginn – das gefiel den Plagegeistern gut. Und so mausert sich 2024 langsam aber sicher zum Zeckenjahr.
Was Zecken sonst noch mögen, wie sie leben und was ihr über sie wissen müsst, erfahrt ihr in unseren 27 überraschenden Fakten über Zecken:
1. Zecken haben immer Saison
Zwar dauert die Zeckensaison offiziell von März bis November. Denn die kleinen Spinnentiere fühlen sich am wohlsten bei feuchter Luft und Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad Celsius. Allerdings kann es bei milden Temperaturen auch im Winter zu Stichen kommen.
2. Gibt es wirklich immer mehr Zecken in der Schweiz?
In den vergangenen Jahren haben die Fälle von durch Zecken übertragner Hirnhautentzündung (Frühsommer-Meningoenzephalitits FSME) trotz jährlicher Schwankungen insgesamt zugenommen. Dies bestätigte am Wochenende Daniel Dauwalder, Mediensprecher des Bundesamts für Gesundheit BAG, gegenüber SRF: «In den letzten fünf Jahren hat das BAG eine Zunahme der jährlichen Inzidenz von FSME beobachtet.» Dies sei auch in anderen europäischen Ländern der Fall. Jedoch lässt sich (noch) nicht feststellen, was der Grund dafür ist: Spazieren Menschen häufiger durch den Wald? Sind mehr Zecken infiziert? Oder gibt es schlicht mehr Zecken? Um dazu gültige Antworten zu finden, brauche es mehr Daten und Analysen, heisst es beim BAG.
3. Zecken beissen nicht
Sie haben einen Stechapparat. Im Volksmund hat sich dennoch der Zeckenbiss durchgesetzt
4. Wir locken Zecken mit unserer Atmung an
Zecken lieben Kohlendioxid. Sie können uns aufgrund unserer ausgeatmeten Luft auf eine Entfernung von 50 Metern orten.
5. Zecken sind blind
Die Insekten haben keine Augen. Sie orientieren sich mit dem Hallerschen-Organ, mit dem sie riechen und Temperatur messen können.
6. Zecken fallen nicht von Bäumen
Eine erwachsene Zecke kann bis zu 150 cm hoch klettern. Sie versteckt sich in hohem Gras oder Büschen.
7. Zecken können gar nicht springen!
Entgegen der Annahme, dass Zecken ihre Opfer anspringen, warten diese geduldig auf ihrem Grashalm, bis ein potenzieller Wirt sie streift. Ist dies der Fall, krallt sie sich innerhalb von Sekundenbruchteilen fest.
Sind Zecken eigentlich zu irgendwas gut? Oh ja.
8. Zecken gibt es (fast) auf der ganzen Welt
Die kleinen Tiere sind in der Lage, sich an verschiedenste Klimata anzupassen, deswegen kommen sie auf allen Kontinenten vor. Nur in arktischen Zonen sind die Parasiten nicht anzutreffen.
9. «Die Zecke» gibt es nicht
Obwohl wir von «der Zecke» sprechen, gibt es nicht nur eine einzige Art, sondern ganze 850 verschiedene Zeckenarten. In der Schweiz beisst der Gemeine Holzbock am häufigsten zu.
10. Zecken sind Spinnentiere
Sie haben 8 Beine und sind ein mit den Spinnen verwandter Parasit.
11. Wer hätte das gedacht: Zecken haben tatsächlich einen Nutzen!
Wie Evolutionsforscher Martin Schlegel bei MDR erklärt, sind Zecken ein wichtiger Teil der Nahrungskette. Sie sorgen jedoch als Parasiten auch dafür, dass sich Bestände von Tieren oder Pflanzen nicht übermässig vermehren.
12. Zecken sind, neben Mücken, die grössten Krankheitsverbreiter in Europa
Hierzulande übertragen sie vor allem die Infektionskrankheit FSME, Borreliose sowie seit einigen Jahren vermehrt auch die Hasenpest.
13. Sie sind quasi unzerstörbar
Zecken überleben bis zu drei Wochen unter Wasser oder 24 Stunden im Gefrierfach. Auch im Wäschekorb überleben die Tiere bis zu 10 Tage. In der Waschmaschine tötet sie nicht einmal der 40-Grad-Waschgang (der Tumbler allerdings schon). Kleidung deswegen nach dem Spaziergang immer gut ausschütteln und kontrollieren.
Zecken kommen in der Natur bis zu fünf Jahre ohne Nahrung aus
14. Zecken werden durchschnittlich neun Jahre alt
Allerdings ist der Fall einer Traubenzecke (die es auch in der Schweiz gibt) bekannt, die ganze 21 Jahre auf dem Buckel hatte.
15. Zecken sind faul
Ohne Wirt bewegt sich eine Zecke in ihrem Leben im Normalfall nicht weiter als 1 bis 2 Meter.
16. Zecken essen selten
Manche Zeckenarten kommen bis zu fünf Jahre ohne Nahrung aus. «Im Labor konnten Zecken, die vorher Blut gesaugt hatten, bis zu zehn 10 Jahre lang ohne weitere Nahrung überleben», schreibt der Umweltverband NABU.
17. Darum spüren wir den Zeckenstich nicht
Eine Zecke hat einen viel gröberen Stachel als eine Mücke. Dennoch spüren wir nicht, wenn sie zubeisst. Denn sie sondert mit dem Biss in ihrem Speichel eine Art Betäubungsmittel ab.
18. Zeckenbabys leben in Grossfamilien
Eine erwachsene Zeckenmama legt zwischen 2'000 und 20'000 Eier aufs Mal. So ein kleines Zeckenbaby hat also mindestens 1'999 Geschwisterchen.
19. Zecken NICHT mit Öl entfernen
Entgegen Grosis Rat, sollte man Zecken nur mit einer Zange oder einem geeigneten Hilfsmittel entfernen, aber sie nicht mit Öl «ersticken». Denn dadurch erhöht sich das Übertragungsrisiko von Krankheiten.
20. Zecken sind als Teenager am gefährlichsten
Zecken-Nymphen verursachen am meisten Krankheitsinfektionen. Wohl deswegen, weil sie so klein sind, dass sie erst spät bemerkt werden. Während FSME sofort übertragen werden kann, braucht die Zecke bei Borreliose-Erregern ein paar Stunden für die Übertragung. Dr. Frank Dressler von der Medizinischen Hochschule Hannover erklärt: «Von den Zecken-Larven, die weniger als einen Millimeter gross und damit kaum zu erkennen sind, aber trotzdem schon stechen können, sind nur weniger als ein Prozent mit Borrelien infiziert. 15 bis 20 Prozent der jugendlichen Zecken, Nymphen genannt, sind infiziert, bei den Erwachsenen sind es etwa 30 Prozent. Die grösste Gefahr müsste also von den erwachsenen Zecken ausgehen. Die sind aber so groß, dass sie schnell entdeckt werden. Also geht für Menschen von den unauffälligeren Nymphen das höchste Risiko für eine Ansteckung mit Borrelien aus.»
21. Kein Zeckenring, keine Infektion?
Falsch. Wenn nach einem Biss keine sogenannte Wanderröte auftritt, kann man sich dennoch mit Borreliose infiziert haben. Bei knapp der Hälfte der Infektionen kommt es nicht zu einer typischen, ringförmigen Rötung.
22. Was ist eigentlich die Zeckenimpfung?
Die «Zeckenimpfung» schützt nicht gegen alle von Zecken übertragenen Krankheiten, allerdings vor FSME, das im schlimmsten Fall tödlich enden kann. «Grundsätzlich wird die Impfung der ganzen Bevölkerung empfohlen. Besonders gefährdet sind diejenigen Personen, die sich an Wegrändern mit oder ohne Unterholz bewegen. Biker, Personen mit Hunden, Pilzsuchende und ältere Kinder, welche eine Waldspielgruppe besuchen», sagt Dr. Urs Keller im St.-Galler-Tagblatt. Huldrych Günthard, Leitender Arzt der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich, sagt im «Beobachter», die FSME-Impfung sei völlig unbedenklich und biete einen super Schutz: «Die Krankheit wäre mit einer Impfung komplett verhinderbar.»
23. Zecken sind ganz schön gefrässige Tierchen
Eine Zecke kann ihr Gewicht beim Blutsaugen verzweihundertfachen.
24. Zecken gabs immer schon
Ötzi, der Mann aus dem Eis war bereits vor 5'000 Jahren an Borreliose erkrankt. Die älteste Zecke der Welt wurde in einem 100 Millionen Jahre alten Bernstein konserviert.
25. Vorsicht auf dem Balkon!
Zecken warten nicht nur im Wald auf ihre Wirte. Sie sind auch in Wiesen zu finden. Manchmal kommt es sogar in der Stadt zu Zeckenbissen: in einem Busch oder auf einem begrünten Balkon.
26. Die Zecke hat natürliche Feinde
Zum Beispiel den Fadenwurm. Der frisst eine Zecke innerlich auf.
27. Zecken tragen ein neues Virus in sich
Forschende des Virologischen Instituts der Universität Zürich (UZH) haben 2022 erstmals das sogenannte Alongshan-Virus (ALSV) in Zecken in der Schweiz nachgewiesen. Es kann grippeartige Symptome wie Fieber oder Kopfschmerzen hervorrufen.
Die gute Nachricht zum Schluss: Man kann sich vor Zeckenbissen schützen. Wie das geht, erfahrt ihr in unserem Artikel: «Wichtige Tipps, damit Kinder nicht von Zecken gestochen werden»