Es ist eine Situation, die wohl alle Eltern schon erlebt haben: Man gibt dem Kind eine Anweisung – etwa: «Räum bitte dein Zimmer auf» oder: «Zieh dir das Pyjama an» – und wird ignoriert. Man sagt es ein zweites und drittes Mal und wieder passiert nichts. Das Kind spielt seelenruhig weiter und tut, als würde es einen nicht hören. Logisch, dass ein solches Verhalten frustriert. Man wird ungeduldig und fragt sich, weshalb das Kind nun plötzlich bockt.
Gemäss wissenschaftlichen Erkenntnissen ist es Kindern in der Regel auch ein Bedürfnis, mit den Eltern zu kooperieren und sich mit ihnen zu verbinden. Doch warum kommt es denn trotzdem immer wieder zu dieser Verweigerung? Wie focus.de schreibt, kommen für die Erziehungsexpertin Katia Saalfrank – bekannt aus der TV-Sendung «Die Super Nanny» – nur zwei Gründe in Frage: Überforderung und ein geschädigtes Vertrauensverhältnis.
- Geschieht das Ignorieren aus Überforderung, dann fühlen sich die Kinder einem hohen Erwartungsdruck ausgesetzt. Dazu kann es kommen, wenn sich ein Kind zu lange und zu sehr nach den Wünschen der Eltern und Erziehenden richten muss.
- Zu einem geschädigten Vertrauensverhältnis könne es kommen, wenn ein Kind verletzt oder gekränkt wird, sich in seiner Persönlichkeit nicht respektiert fühlt oder seine Bedürfnisse missachtet werden.
Perspektive des Kindes einnehmen
Um also zu verstehen, warum ein Kind nicht kooperiert, sollten Eltern versuchen, die Perspektive des Kindes einzunehmen. Katia Saalfrank ist nämlich überzeugt: «Niemals kündigen Kinder von sich aus die Zusammenarbeit mit uns Erwachsenen auf. Und nie geschieht eine solche Verweigerung grundlos.» Es sei vielmehr ein Hinweis darauf, dass das Beziehungsgeflecht zwischen Kindern und Erwachsenen in Schieflage geraten ist.
Verständnis zeigen und Kompromisse finden
Doch das muss nicht so bleiben. Reagieren die Eltern einfühlsam, kann aus dem Gegeneinander rasch wieder ein Miteinander werden. Katia Saalfrank rät etwa, Machtkämpfe zu vermeiden. Weiter sei es hilfreich, Verständnis fürs Kind zu zeigen. Zum Beispiel mit Sätzen wie: «Ich weiss, es ist gerade alles etwas viel für dich.» Macht das Kind nicht vorwärts, könne man auch Hilfe beim Aufräumen, Anziehen, etc. anbieten. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Kinder ins Dilemma einzubeziehen und nach einem Kompromiss zu fragen.
Katia Saalfrank ist nämlich überzeugt: «Kinder sind hier sehr kreativ und geben wertvolle Anregungen. Eltern werden überrascht sein, wie leicht es sein kann, das eigene Kind wieder in die Kooperation zu holen, wenn wir Überforderung wahrnehmen, Kränkungen berücksichtigen und im Alltag gemeinsam Kompromisse finden.»