Sie gelte als robuste Mutter, meint Autorin Susanne Fröhlich (60). Das unter anderem, weil sie keine sei, die beim Auszug der Kinder dasteht und lange weint. «Ich sage, mein Job ist erfüllt.» Trotzdem ist die Erziehung ein Thema, das Fröhlich offensichtlich beschäftigt. Zusammen mit ihrer Co-Autorin Constanze Kleis (60) hat sie den Ratgeber «Halte den Kopf hoch und den Mittelfinger höher» geschrieben, der in der ersten Woche nach der Veröffentlichung in die Top Ten der deutschen Bestseller-Liste eingestiegen ist. Die Kindererziehung ist darin ein grosses Thema. Und nicht nur im Ratgeber, sondern auch im Interview mit «Bild» geht Fröhlich mit den Müttern von heute hart ins Gericht.
So sagt sie etwa unverblümt: «Die Mütter heute sind eine Katastrophe.» Aus ihrer Sicht würden sie den Kindern alles abnehmen, anstatt ihnen auch mal etwas zuzumuten. Sie spreche nicht davon, Zweijährige zum Arbeiten zu schicken, aber «ein 17-Jähriger, der Sex hat, kann auch sein Bett frisch beziehen», findet sie. Es sei eine riesige Aufgabe, Kinder lebenstauglich zu machen – und viele Eltern würden diese falsch anpacken. Sie rät: «Eine Verknappung der Dienstleistung ist eine perfekte Sache. Man hat mehr Zeit und ein schönes Leben.»
Herzlos oder förderlich?
Anders als die «heutigen» Mütter, habe sie ihre Kinder Robert (25) und Charlotte (32) nicht verwöhnt. Über die beiden sagt sie: «Meine Kinder haben eine Ausbildung abgeschlossen. Die gehen raus in ihr Leben.» Dann kündige sie natürlich «den Dauerauftrag» am selben Tag und löse auch das «Kindermuseum» auf. Damit meint sie, dass sie in ein kleineres Haus gezogen ist, indem es keine Kinderzimmer mehr gibt – schliesslich habe sie auch kein Zimmer bei ihren Kindern.
Im Interview liefert die Autorin weitere Beispiele für ihren «robusten» Erziehungsstil: So muss ihr Sohn etwa, seit er einen Job hat, die 40 Euro für seine Handyrechnung an Fröhlich überweisen. «Viele finden das herzlos», sagt die 60-Jährige. Ihr gehe es jedoch nicht um die 40 Euro, sondern um die Sache: «Er verdient sein eigenes Geld.» Auch beim Umzug ihrer Kinder habe sie sich – offenbar im Gegensatz zu anderen Eltern – nicht beteiligt. «Sie hatten doch Freunde zum Feiern bis vier Uhr morgens, die können doch auch Kisten tragen.» Sie selbst sei alt und habe Rücken. Weiter habe sie ihren Nachwuchs früher nie zur Schule gefahren: «Es gab einen Bus, den haben sie genommen.»
Und wie fanden das Robert und Charlotte? Gut, gemäss Susanne Fröhlich. «Die sagen, wenn sie mal Kinder haben würden, sind sie noch strenger.» Tatsächlich wirken die genannten Beispiele für ihren «robusten Erziehungsstil» nicht herzlos, sondern ziemlich normal. Und es ist auch fraglich, ob die «heutigen» Eltern dem nicht auch so zustimmen würden und ob deren Erziehungsstil tatsächlich so «katastrophal» ist. So scheinen doch auch heutzutage noch die meisten Eltern Wert darauf zu legen, ihren Nachwuchs zu selbständigen und selbstbewussten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu erziehen.
Tipps, wie die Weichen dazu gestellt werden können, dass Kinder schon früh alltägliche Aufgaben selbst meistern, findet ihr hier. Zudem erfahrt ihr hier, welche Ämtli Kindern in welchem Alter zugemutet werden können.