Wer mutig ist und Nerven aus Stahl besitzt, der möge sich doch in der Vorweihnachtszeit einmal durch das Kindergeschäft des Vertrauens quetschen. Da lernt ihr eure Mitmenschen von einer völlig neuen Seite kennen – schlimmer als am Black Friday. Und alle haben dieselbe Mission: Die Lieblingsspielsachen für die Lieblingskinder besorgen. Ja, wir leben in einer Konsumgesellschaft. Verteufeln wir das mal nicht, das ist langsam langweilig. Denn der Grundgedanke beim Spielzeug-Extremshopping ist nett – kleinen Menschen eine Freude machen.
Trotzdem sehen sich Eltern landauf und landab alljährlich mit einer ähnlichen Situation konfrontiert. Kinderzimmer wachsen üblicherweise nicht relativ zur Menge an Spielsachen, die der Nachwuchs da so hortet. Und deshalb gilt es: Schlau shoppen, schlau schenken – und Limits setzen. Hier sind unsere alltagserprobten Tipps.
1. Impulskäufe sind der Untergang
Kinder sind wunderbare Wesen – und deshalb auch wahnsinnig begeisterungsfreudig. Sie gehen einmal durchs Kindergeschäft und brauchen natürlich ALLES. Nach ein paar Jahren Elternsein wissen wir natürlich, dass auch die Kleinen nicht vor Impulsshopping gefeit sind. Deshalb: Irgendeine Ausrede finden (in der Redaktion wurde auch schon behauptet, dass am Mittwoch GRUNDSÄTZLICH keine Barbies gekauft werden können) und die Kids eine Nacht drüber schlafen lassen. Das am Tag zuvor noch heiss ersehnte Teil geht meist mirakulös vergessen.
2. Hartes Regime
Zu Weihnachten und an Geburtstagen hat sich folgende Regel bewährt: Pro Partei gibts maximal ein Geschenk (und bestenfalls ist das Geschenkpaket kleiner als das Kind selbst). Auch wenn das Geschenk von Kind 1 etwas teurer war, wie das für Kind 2 – egal. Die checken das noch nicht. Wer Gleichbehandlung aber besonders gross schreibt, der möge ein paar Franken auf das Kinderkonto überweisen. Irgendwann nach der Schule steht vielleicht die grosse Weltreise an. Darauf können wir nie früh genug anfangen zu sparen.
3. Fantasie kennt keine Grenzen
Plötzlich grasen da 15 Matchbox-Autos auf dem Playmobil-Bauernhof. Sie spielen gerade die Kühe. Auch die MyLittlePonys bekommen immer wieder neue Jobs (zum Beispiel wenn sie zusammen mit den Matchbox-Autos die alljährliche Kuscheltierparade organisieren). In kurz: Spielsachen, die viel Raum für eigene Ideen lassen, sind gute Spielsachen. Wenn das Spielzeug vorgibt, wie es bespielt werden will, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es schnell vergessen in der Ecke liegt.
4. Herausforderung kleinteilige Sets
Playmobil, LittlePeople oder auch MyLittlePony kommen gerne in Spielsets (mit Häuschen oder anderen elaborierten Aufgaben). Bei Playmobil-Sets gibts meist allerhand Zubehör (es gibt zum Beispiel eine Polizeieinheit, die mit Handschellen, Pistolen und Gummiknüppeln in Mini-Versionen ausgestattet ist). Diese kleinen Teile fliegen dann übrigens jahrelang herum – ihr werdet sie aus allen Ritzen und Ecken ziehen. Irgendwann habt ihr dann die grosse Playmobil-Kiste daheim, in der Polizeieinheiten und Feenwälder in einer WG leben. Da zeigt sich: Es funktioniert besser, wenn ihr die Feenburg (oder das Elsa-Schloss) an einem separaten Ort aufbaut (und nach dem Spiel auch wieder verräumt). Dann bleiben die Sets zusammen und ihr könnt sie irgendwann weiter verschenken.
5. Plattitüde: Aber ja, weniger ist wirklich mehr
Kinder brauchen Raum zum Spielen. Das ist nun kein verrückt-esoterischer-Helikoptereltern-Tipp. Raum ist hier im Sinne von Platz gedacht. Türmen sich erstmal die Kisten mit allerhand Klein-, gerne auch Grossteiligem, dann sitzt irgendwo verloren dazwischen das Kleinkind, das nicht mehr weiss, wo anfangen. Schon deshalb lohnen sich die Kämpfe, die ihr mit euren Kindern beim alljährlichen Entrümpeln austragt. Sie brauchen Platz und meist weit weniger Kram, als sowieso schon da ist.
6. Die Lego-Falle
Die Unterwasserstation, die Rakete oder das Elsaschloss – LegoTechnik (später Creator) und wie sie alle heissen, sind wunderbar. Sie geben gestressten Eltern die Gelegenheit, ihre innere Wut zu kanalisieren und sich in Geduld zu üben. Irgendwann ist alles aufgebaut – und dann? Zum Spielen sind die liebevoll zusammengesteckten Konstruktionen denkbar ungeeignet und irgendwann fallen sie eh ganz auseinander. Die Einzelteile verstreuts in alle Himmelsrichtungen (die Grundlage für viele schmerzhafte Momente) und etwas Neues lässt sich daraus nur schwer bauen. Unser Tipp: Lieber in die Lego-Basisc-Steine investieren. Dann können die Kinder bauen, was sie wollen. Zur Not auch eine Kiste für die Matchbox-Autos.
7. Einkaufslädeli, Kinderküchen und das Kasperlitheater
Hier spalten sich die Meinungen. Für die einen sind diese Grossspielsachen nichts weiter als nerviger Karsumpel, der immer im Weg steht. Die anderen sehen sie als geniale Möglichkeit, dem Kind Rollenspiele zu ermöglichen. Vermutlich kommts hier aufs Kind an. Eine Mini-Umfrage unter den Redaktionseltern fördert hier genau diese beiden Standpunkte zutage. Da gibt es ein Kind, das seit Jahren begeistert in der Spielzeugküche steht (in Kombination mit dem Arztköfferli, ein anderer Klassiker, wird die Küche schnell zum Spital). Gleichzeitig verstaubt der Krämerladen in einem anderen Zuhause in einer Ecke. Das ist individuell. Der Universalrat: Kurz mit den Eltern gegenchecken (das gilt eigentlich sowieso und IMMER).
8. Gar nichts?
Mit dem Grundsatz «wir schenken uns dieses Jahr nichts, das gilt auch für die Kinder» machen sich Eltern in der Vorweihnachtszeit keine Freunde. Und eben – es ist ja wirklich nett, wenn liebe Menschen die Kinder in ihrem Leben verwöhnen wollen. Ein gutes Geschenk ist übrigens auch ein Ausflug ins Kindertheater oder in den Zoo. Das kommt bei den Kleinen vielleicht nicht sofort supergut an, aber danach. Wirklich.