Ein Baby-Schwimmkurs helfe kaum, dass ein Kind im Notfall richtig reagiere, sagt Abächerli. «Oft vermitteln Schwimmkurse eine falsche Sicherheit. Wenn ein Kind in einen Bach oder Pool fällt, hat es ein Problem, ob es nun das erste Abzeichen hat oder nicht. Die elterliche Aufsicht ist und bleibt das zentralste Sicherheitselement bei Aktivitäten von Kindern am, im und auf dem Wasser.»
Weit über 90 Prozent der Ertrinkungsunfälle passieren an Flüssen und Seen, wo Strömung, Untiefen und Wassertrübe ins Spiel kommen. «Ich fände sinnvoll, wenn Schulen den Mut hätten, einen Teil des Schwimm- und Wassersicherheitsunterrichts an einem offenen Gewässer abzuhalten. Dass die Kinder also dort ein sicherheitsbasiertes Verhalten erlernen, wo auch tatsächlich die Unfälle passieren.»
Vorausschauendes Gefahren- sowie ein Präventionsbewusstsein besitzen Kinder in der Regel im Alter von zehn Jahren. «Wenn sie dazu den Wassersicherheitstest bestehen, Risikokompetenz und ein gutes Regelverständnis besitzen, die Verhältnisse vor Ort kennen und nicht alleine losziehen, sondern mit Freunden, die ebenfalls alle diese Punkte beherrschen, dann dürfen Eltern ihren Kindern den Badi-Besuch ohne Erwachsenenbegleitung zutrauen», so Abächerli.
Wer sich an der Sonne aufheizt und dann direkt ins kühle Nass springt, setzt sich einem Risiko aus. Der Körper reagiert unweigerlich auf den Temperaturunterschied – manchmal mit einem Krampf oder Kreislaufkollaps. «Bedächtiges, schrittweises Annetzen hilft Schockreaktionen zu vermeiden», so der Experte.
Früher hiess es, dass man nach dem Essen zwei Stunden warten müsse, bevor man schwimmen geht. Das stimmt so nicht mehr. Eine pauschale Zeitangabe macht laut Reto Abächerli keinen Sinn. «Es kommt auf viele Faktoren an: was man gegessen hat, wie viel davon und wie der Körper individuell darauf reagiert. Sowohl Hunger und Dehydrierung wie auch Übersättigung und Völlegefühl beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit.»