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Sitzplatz entscheidet über Freundschaft

Darum beeinflussen Banknachbarn unser Leben

Ein neues Schuljahr bringt oft nicht bloss neuen Schulstoff mit sich, sondern auch eine neue Sitzordnung. Vielen Kindern bereitet dies vor dem ersten Schultag Kopfzerbrechen. Eine Studie zeigt jedoch, dass sich Banknachbarn oft auch dann anfreunden, wenn sie zuvor eher wenig miteinander zu tun hatten.

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Schule, Banknachbarn

Wer nebeneinander sitzt, freundet sich mit der Zeit oft an.

Getty Images/Westend61

Neben wem man in der Schule sitzt, ist für viele Kinder fast wichtiger, als von wem sie unterrichtet werden. Ist der Banknachbar ein Querulant oder eine Querulantin, kann das für ruhigere Schüler ganz schön anstrengend sein. Aber auch den Oberstreber, der keine Briefchen weiter gibt, möchte kaum jemand neben sich sitzen haben. Nicht wenige Schülerinnen und Schüler hoffen zudem, neben einem Klassengspändli platziert zu werden, bei dem es sich lohnt, abzuschreiben. Sicher ist: Die Sitzordnung in der Schule lässt niemanden kalt. Selbst die Eltern nicht, die rasch befürchten, der Banknachbar oder die Banknachbarin könnte einen schlechten Einfluss auf das eigene Kind haben.

Doch im Grunde ist alles halb so wild. Meist gewöhnen sich Banknachbarn mit der Zeit aneinander und bauen eine Freundschaft auf – selbst wenn sie per Zufall nebeneinander gesetzt wurden. Dies zeigt eine Studie von Forschenden der Universität Leipzig, der University of Wisconsins-Madison und des Center for Social Sciences in Budapest.  

Sitzordnung bietet Chancen für Schüler und Lehrpersonen

Die Wissenschaftler haben 3000 Schülerinnen und Schüler zwischen acht und 17 Jahren in verschiedenen Klassenzimmern in Ungarn völlig willkürlich nebeneinander platziert. Bedingung war es, dass diese Sitzordnung ein halbes Schuljahr lang beibehalten wird. Als dieses vorbei war, mussten die Schüler angeben, wer ihre beste Freundin oder ihr bester Freund ist. 

Gemäss den erhobenen Daten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Klassenkameraden anfreunden, von 15 auf 22 Prozent, wenn sie nebeneinander sitzen. Dies ist laut der Studie auch dann der Fall, wenn die Schüler sehr unterschiedlich sind und ihre schulischen Leistungen nicht auf demselben Niveau liegen. Und was besonders schön ist: Nicht selten überdauern diese Freundschaften die obligatorische Schulzeit.

Die Psychologin Julia Rohrer, eine der Autorinnen der Studie, ist vom Ergebnis ihres Experiments nicht sehr überrascht. Gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» sagte sie: «Wir wissen, dass wir positiver bewerten, was wir häufiger sehen und womit wir häufig zu tun haben.» Man gewöhne sich eben aneinander. Rohrer sieht in dieser wissenschaftlich belegten Erkenntnis auch eine Chance: Sie findet, Lehrkräfte sollten es sich zunutze machen, dass die Sitzordnung Gräben überbrücken kann und weniger gute neben gute Schüler setzen. 

Von fei am 9. August 2023 - 16:15 Uhr