Der Spruch «Ein Mann, ein Wort – eine Frau, ein Wörterbuch» hält sich seit Jahrzehnten hartnäckig. Lange hiess es, Frauen sprächen pro Tag rund 20'000 Wörter, während Männer nur auf 7000 kommen. Eine Studie, welche zwischen 1998 und 2004 in den USA und in Mexiko durchgeführt wurde, kam jedoch zum Schluss, dass Frauen und Männer fast genau so viel reden. Geht es jedoch um die Sprachentwicklung von Kindern, wird Mädchen noch immer ein leichter Vorteil zugeschrieben.
Dieser entwickelt sich aber nicht direkt nach der Geburt. Geht es ums Brabbeln und Plappern im ersten Lebensjahr, haben Jungs die Nase vorne. Dies zeigen die Untersuchungen eines Sprachforschunsteams um D. Kimbrough Oller von der Universität Memphis, Tennessee. Sie kamen zum Schluss, «dass Jungs im ersten Jahr mehr sprachähnliche Laute von sich geben als Mädchen».
Mädchen holen auf
Allerdings ändert sich das sehr zügig: «Während Jungen im ersten Jahr eine höhere Vokalisierungsrate aufwiesen, holten die Mädchen auf und überholten die Jungen bis zum Ende des zweiten Jahres», erklärt das Forschungsteam in einer Pressemitteilung.
Konkret sollen Jungs im ersten Lebensjahr 10 Prozent mehr Laute von sich geben. Im zweiten Lebensjahr plappern dann die Mädchen sieben Prozent mehr als Jungs. Zu diesen Resultaten kamen die Forschenden, indem sie fast 6000 Babys über 450'000 Stunden belauschten. Dabei zeigte sich ein weiterer spannender Fakt: Erwachsene sprechen häufiger mit weiblichen Säuglingen als mit männlichen.
Sterblichkeit bei männlichen Babys noch immer höher
Doch warum sind Jungs nun im ersten Lebensjahr noch «gesprächiger» als Mädchen? Gemäss dem Wissenschaftler Kimbrough Oller könnte dies daran liegen, dass Buben im ersten Lebensjahr stärker gefährdet sind, zu sterben, als Mädchen. Deshalb sei es für sie besonders wichtig, auf ihr Befinden aufmerksam zu machen.