Eineinhalb Stunden pro Tag verbringen Schweizer Kinder durchschnittlich an der frischen Luft. Ein tiefer Wert, in den sogar der Schulweg und die Pausenzeit einberechnet sind. Eruiert hat ihn das Marktforschungsinstitut Link im Rahmen einer Studie, welche vom Outdoor-Ausrüster Namuk in Auftrag gegeben wurde.
Im vergangenen November und Dezember haben die Forschenden über 1'000 Eltern von Kindern zwischen 0 und 15 Jahren zu den Outdoor-Aktivitäten ihres Nachwuchses befragt. Aus deren Antworten konnte nicht nur die Outdoor-Time der Kinder abgeleitet werden, sondern es zeigte sich auch, dass den Eltern bewusst ist, wie wichtig Zeit im Freien für Kinder wäre. Sie gehen davon aus, dass Bewegung an der frischen Luft ihre Kinder naturverbundener, widerstandsfähiger und zufriedener macht.
Bewegung an der frischen Luft stärkt Muskeln, Knochen, Nerven, das Herz-Kreislauf-System und die Immunabwehr. Ausserdem werden beim Spielen die motorischen Fähigkeiten, die Kreativität, Kondition, Balance und Beweglichkeit gefördert. Die Abwechslung zum Schulalltag sorgt weiter dafür, dass sich die Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit verbessert. Dürfen Kinder draussen selbständig neue Dinge entdecken, gibt das auch ihrem Selbstvertrauen einen Schub.
Kalte Temperaturen sind übrigens keine Ausrede, um drinnen zu bleiben. Auch im Winter sollten Kinder täglich an die frische Luft. Dann ist es natürlich umso wichtiger, dass sie dem Wetter angemessen gekleidet sind.
Digitalisierung, Wetter und Freunde sollen schuld sein
Doch weshalb sind denn Kinder heutzutage so selten draussen? Viele befragte Eltern gehen etwa davon aus, dass die Digitalisierung einen grossen Einfluss auf die Outdoor-Zeit ihrer Kinder hat. Ihrer Meinung nach sitzen sie zu oft vor dem Bildschirm. Auch das Wetter und den Freundeskreis sehen sie als wichtige Einflussfaktoren. Gleichzeitig denken sie, dass sie als Eltern eine Vorbildfunktion einnehmen.
Erstaunlicherweise wurde bei der Befragung kein Stadt-Land-Graben festgestellt. Wie Marketingforscherin Marianne Altgeld gegenüber SRF.ch sagt, spielen Kinder auf dem Land genauso oft – oder genauso selten – draussen, wie ihre Altersgenossen in der Stadt. Gemäss den Resultaten der Studie ist die Outdoor-Time auch nicht vom Geschlecht abhängig.
Je höher der Lohn der Eltern, desto seltener sind Kinder draussen
Festgestellt wurde hingegen, dass Kinder aus dem Tessin tendenziell etwas länger draussen sind als solche aus der Deutschschweiz und dem Welschland. Auffällig ist ausserdem, dass Kinder je weniger im Freien sind, desto höher das Einkommen ihrer Eltern ist. Genauso verhält es sich beim Bildungsniveau: Kinder von Eltern mit guter Bildung sind seltener draussen.
Dies erklärt die Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm im Gespräch mit Blick.ch wie folgt: «Besser situierte Eltern sind besorgt, dass der Bildungsrucksack des Nachwuchses gut gepackt ist. Deshalb schicken sie diesen für recht viel Geld in Förder-, Musik und sportaffine Kurse.» Logischerweise bleibe dann weniger Zeit, draussen mit anderen zu spielen. Ausserdem sei die Fläche, auf der sich Kinder frei bewegen können, seit den 70er-Jahren massiv geschrumpft. Es gebe weniger Spielmöglichkeiten, dafür mehr Einschränkungen und Verbote.
So motiviert man Kinder für Outdoor-Aktivitäten
Da nun aber frische Luft und Bewegung im Freien für die Entwicklung von Kindern extrem wichtig ist, stellt sich die Frage, wie man Kinder denn wieder vermehrt nach draussen bringt. Vor allem, wenn nicht mangelnde Zeit oder Schlechtes Wetter die Gründe für die fehlende Aktivität im Freien sind, sondern das Kind schlicht ein kleiner Stubenhocker ist. In diesem Fall helfen euch vielleicht unsere Tipps, wie ihr Couch Potatos nach draussen bringt.
Hier findet ihr ausserdem viele Ideen für spontane Outdoor-Spiele, die garantiert Spass machen. Zum Beispiel könnt ihr mit alten Einkaufstaschen eine Runde Sackhüpfen, aus Ästen und Steinen einen Balancier-Parcours bauen oder Wald-Mandalas kreieren. Mit der richtigen Aktivität lassen sich bestimmt auch die grössten Frischluft-Muffel für Outdoor-Abenteuer begeistern. Ist das bereits der Fall und ihr wollt euch auf eine Familienwanderung begeben, findet ihr hier Tipps, wie Wandern mit Kindern zum Erfolg wird