Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs erste Smartphone? Wie viel Begleitung braucht es seitens der Eltern? Und wo holt man sich am besten Hilfe, wenn man mit diesem Erziehungsschritt überfordert fühlt? Wir haben Expertinnen und Experten nach ihren besten Tipps rund ums erste Handy für Kinder gefragt und teils überraschende Antworten erhalten:
Interesse und Präsenz der Eltern sind in der Medienerziehung wichtig
«Die Begleitung der Eltern trägt dazu bei, dass Kinder einen gesunden Umgang mit dem Handy lernen. Dazu gehört Anteilnahme. Selbst wenn mich Games nicht interessieren, sollte ich als Elternteil auch mal mit meinem Kind gamen, um zu sehen, was es da so macht – denn mich interessiert ja mein Kind.
«Lieber etwas früher, dafür gut begleiten. Ab ungefähr 12 Jahren sind erzieherische Grundlagen gelegt, ältere Kinder entziehen sich dem elterlichen Einfluss zunehmend.»
Eva Baumann, Medienpädagogin
Auch etwas Kontrolle gehört am Anfang dazu. Ich schaue zwischendurch mit meinen Kindern ihre Gruppenchats an. Niemals hinter ihrem Rücken und immer mit Vorankündigung. Selbst wenn sie dann noch Inhalte löschen, bleibt doch der Lerneffekt. Es ist auch sinnvoll, den Besitz des ersten Smartphones nicht allzu lange hinauszuzögern. Lieber etwas früher, dafür gut begleiten. Ab ungefähr 12 Jahren sind erzieherische Grundlagen gelegt, ältere Kinder entziehen sich dem elterlichen Einfluss zunehmend.»
Eva Baumann, Medienpädagogin
Diese Hilfsmittel stehen bei Fragen ums erste Handy zur Verfügung
«Eltern sind mit ihren Fragen rund ums Smartphone für ihr Kind nicht alleine. Es gibt mittlerweile gute Tools, um diesen Schritt zu begleiten. Swisscom stellt den digitalen Ratgeber ‹Mein erstes Handy› zum Download bereit. Er enthält Infos, Tipps und Checklisten, um den richtigen Zeitpunkt fürs erste Handy zu erkennen. Dieser ist weniger alters- als reifeabhängig. Kann das Kind zu Gegenständen Sorge tragen, Inhalte richtig einschätzen, zeigt es Resilienz und Medienkompetenz? Ist es in der Lage, sich auch einmal abzugrenzen? Die Broschüre enthält auch einen Mediennutzungsvertrag, an dessen Beispiel Eltern sich orientieren können, wenn es darum geht, mit dem Kind Regeln für die Handynutzung abzumachen.»
Michael In Albon, Jugendmedienschutzbeauftragter bei Swisscom
Die Chancen eines Smartphones erkennen und nutzen
«Neben Risiken sollten Eltern auch die Chancen eines Smartphones erkennen. Bei der Sozialisierung spielt das Gerät heutzutage eine wichtige Rolle. In der Pubertät beginnen Kinder, sich stärker von ihren Eltern abzunabeln und sich mehr an Freunden zu orientieren.
«Dass der Austausch mit Gleichaltrigen auch zuhause und selbstständig stattfinden kann, ist ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden von Teenagern.»
Lilian Suter, Medienpsychologin
Dass der Austausch mit Gleichaltrigen auch zuhause und selbstständig stattfinden kann, ist ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden von Teenagern. Ein Handy erleichtert auch die Alltagsorganisation. Man kann sich schnell melden, den Fahrplan oder das Wetter checken. Mit schlauen Apps kann das Smartphone das Lernen erleichtern. Und es bietet einen neuen Zugang zu Kultur, Kreativität und Unterhaltung – auch die hat absolut ihre Berechtigung.»
Lilian Suter, Medienpsychologin an der ZHAW
Eltern sind bezüglich Handynutzung wichtige Vorbilder
«Meine Tochter ist jetzt neun Jahre alt. Wir haben abgemacht, dass sie ihr erstes Gerät zum Übertritt in die Oberstufe erhält, dann ist sie 12. Aktuell kann sie ihre Medienkompetenz an meinem Gerät schulen, dafür steht ihr täglich eine halbe Stunde zur Verfügung. Für die Handynutzung gibts bei uns klare Regeln, an die auch ich als Mama mich halte. Dazu gehört, dass ich grundsätzlich am Freitagnachmittag, wenn ich frei habe, nicht auf meinem Telefon herumdrücke. Ich versuche, achtsam mit dem Moment und mit meiner Tochter umzugehen, ganz im Hier und Jetzt zu sein mit ihr. Auch am Esstisch wollen wir keine Geräte. Ich wünsche mir, dass sie das von mir lernt. Das Handy gehört heutzutage zu unserem Alltag, aber wenn wir zusammen sind, stehen wir und unser persönliches Erleben im Mittelpunkt.»
Claudia Lässer ist als Chief Product Officer blue Sport & News eine langjährige Medienexpertin und Mutter eines Kindes. Wie sie als Mutter mit der Handyfrage umgeht, erfahrt ihr im Interview: «Claudia Lässer, wann kriegt ihre Tochter ihr erstes Handy?»
Hier werden Elternfragen rund ums erste Handy beantwortet
Am Online-Elternabend «Das erste Smartphone für mein Kind» von Swisscom beantworten Eva Baumann, Michael In Albon und Lilian Suter moderiert von Claudia Lässer brennende Elternfragen rund um diesen Schritt. Hier eine Auswahl:
- Welches Alter ist aus wissenschaftlicher Sicht das beste, um ein Smartphone einzuführen? Lilian Suter: «Die Wissenschaft hat darauf keine allgemeingültige Antwort. Es gilt, jedes Kind individuell zu betrachten. In der Schweiz ist es ab der Oberstufe so, dass – bis auf sehr wenige Ausnahmen – alle Kinder ein Smartphone besitzen.»
- Welches Gerät ist für den Einstieg das beste? Michael In Albon: «Aus ökologischer Sicht das alte Gerät der Eltern. Die neuesten Smartphones können oft viel mehr, als Kinder brauchen. Für den Einstieg erfüllt in den meisten Fällen ein älteres Modell alle Bedürfnisse eines Kindes.»
- Wie viel Bildschirmzeit pro Tag ist ok? Eva Bauman: «Als Faustregel gilt: Pro Lebensjahr eine Stunde auf die Woche. Also 9 Stunden für ein neunjähriges Kind. Viel wichtiger ist aber die Frage, welchen Ausgleich mein Kind zum Bildschirm hat und was es am Bildschirm tut. Wenn ich nur konsumiere, sind neun Stunden viel. Wenn ich ein eigenes Projekt umsetze, zum Beispiel einen Film realisieren will, eher zu wenig.»
Weitere Infos gibts im Swisscom Campus. Die Aufzeichnung der Sendung findet ihr hier: