Autoritäre Erziehung, autoritative Erziehung (das ist die Art, wie Prinzessin Catherine ihre drei Kinder erzieht), Laisser-Faire, bindungsbezogene Erziehung – Eltern stehen eine Vielzahl von Erziehungsformen zur Verfügung.
Nur, welche davon ist die beste? Dieser Frage ging die US-Buchautorin, Erziehungsexpertin und Mutter Margot Machol auf den Grund. Sie schrieb das Buch «Raising an Entrepreneur» (Deutsch: «Eine/n Unternehmer/in grossziehen»). Dafür hat sie 70 Eltern sehr erfolgreicher Menschen interviewt. Ihr Ziel: Herauszufinden, wie Eltern ihre Kinder dazu bewegen können, sich Ziele zu stecken – und diese auch zu erreichen.
Diesen einen Erziehungsansatz teilen Eltern erfolgreicher Menschen
Anhand der Eltern-Interviews konnte die Autorin Erziehungsansätze erkennen, welche Kinder darin fördern, Probleme zu lösen und Veränderungen in Angriff zu nehmen. «Es war eine extrem diverse Gruppe verschiedener Ethnien, Religionen, Einkommensklassen, Familienstrukturen und Bildungshintergründe. Aber als ich mit all diesen Eltern sprach, habe ich eine Gemeinsamkeit festgestellt, die sie verbindet», schreibt die Autorin in einem Beitrag auf CNBC. Dieser verbindende Faktor sei die respektvolle Erziehung.
So können Eltern ihre Kinder respektvoll erziehen
Welche Faktoren eine respektvolle Erziehung ausmachen, erklärt die Autorin ebenfalls. In erster Linie gehe es darum, einem Kind Entscheidungsfreiraum zu gewähren und die Entscheidungen des Kindes in der Folge auch zu respektieren. Und zwar ab einem frühen Alter.
«Respektvolle Eltern wissen die Individualität ihrer Kinder zu schätzen»
Margot Machol, Erziehungsexpertin
Das töne im ersten Moment vielleicht überraschend, gibt die Autorin zu. Wieso sollte jemand ein noch kleines Kind selber entscheiden lassen, was es tun will und was nicht? «Es ist natürlich einfacher für Eltern, sich einzumischen, bevor ein Kind eine schlechte Idee umsetzt – etwa im Januar in einem Halloween-Kostüm in die Schule zu gehen oder ein Radio auseinander zu schrauben.»
Aber: «Respektvolle Eltern wissen die Individualität ihrer Kinder zu schätzen und versuchen, ihnen nicht vorzuschreiben, worauf sie neugierig sein oder wie sie sich darstellen sollen.»
Sie zitiert auch die renommierte Psychologin Angela Duckworth, die sagt, die Autorität respektvoller Eltern basiere «eher auf Wissen und Weisheit, denn auf Macht».
Das sind die drei Säulen einer respektvollen Erziehung
Respektvolle Erziehung ist wie eine Plattform, von der aus die den Kindern das Erreichen ihrer Träume offen steht. Diese Plattform steht laut Machol auf drei Säulen:
- Struktur
- Unterstützung
- Bindung
Zu jeder der drei Säulen nennt die Autorin ein Beispiel:
Struktur: Hier geht es darum, den Kindern eigene Entscheidungen zuzugestehen, jedoch innerhalb klar kommunizierter Erwartungen. Was es ausmacht, wenn Eltern ihre Erwartungen und Grenzen erläutern, dem Kind jedoch absolute Freiheit lassen sich innerhalb dieses abgesteckten Felds frei zu bewegen, zeigt das Beispiel von Game-Entwickler Thomas Vu: «Von mir wurde erwartet, dass ich in der Schule Bestnoten schrieb. Es war nicht einfach, aber so lange ich das schaffte, liess mich meine Mutter so viele Videospiele spielen, wie ich wollte. In meinen Augen ein faires Geschäft.» Kurz vor dem College-Abschluss erhielt Vu die Gelegenheit, in die Videogame-Entwicklung einzusteigen. Machol schreibt, seine Eltern seien davon nicht begeistert gewesen, hätten ihm jedoch erlaubt, seinem Traum hinterher zu jagen. Was daraus wurde: Thomas Vu ist einer er erfolgreichsten Videogames-Produzenten seiner Generation.
Unterstützung: Das bedeutet, Kindern das Recht auf Privatsphäre und eine eigene Meinung zuzugestehen und sie nicht permanent zu korrigieren. Als Beispiel nennt Machol D. A. Wallace, einen der frühen Spotify-Investoren. Er habe bereits mit acht Jahren Interesse am Investieren gezeigt. Obwohl er das erste Geld, das seine Mutter ihm dafür zur Verfügung stellte, verlor, blieb sie dabei, ihn zu unterstützen. Sie habe den finanziellen Verlust nicht als Versagen sondern als Teil seines Lernprozesses gesehen. Diesen Lernprozess kann sich natürlich nicht jede Familie leisten. Aber darum gehe es auch nicht in erster Linie. Die Unterstützung von Wallachs Mutter sei nicht rein finanzieller Natur gewesen: «Sie förderte seine Talente auf andere Weise, die kein Geld kostete», sagt Machol. «Entscheidungen mit ihm analysieren, diskutieren, ihn wie einen Erwachsenen behandeln und sich nicht über das Scheitern quälen.»
Wärme: Wie dieser Begriff zu verstehen ist, erklärt die Autorin anhand des Beispiels von Breegan Jane, der wohl bekanntesten Interieur-Designerin von Los Angeles. «Ihre Eltern brachten ihr Mitgefühl bei und zeigten ihr, wie man mit Widrigkeiten belastbar und kreativ umgeht.» Als Breegan elf Jahre alt war, half sie ihrer Familie dabei, ärmeren Menschen Spenden zukommen zu lassen. Sie lernte dabei, wie wichtig Mitgefühl und Empathie sind. Denn egal in welchem Berufsfeld man später Erfolg hat – diese Eigenschaften braucht man dabei bestimmt.