Den Begriff «Röstigraben» gibts seit gut 100 Jahren. Damit beschreiben Schweizerinnen und Schweizer eine Kluft in der Gesellschaft. Der Begriff meint alles, was deutschsprachige von französischsprachigen Bürgerinnen und Bürgern unterscheidet. Oder man könnte auch sagen: So benennen Schweizerinnen und Schweizer die wertvolle Vielfalt im Land.
Der Röstigraben manifestiert sich in diesen drei Hauptbereichen
Sprache: Die Sprachgrenze zwischen deutschsprachiger und französischsprachiger Schweiz folgt ziemlich genau dem Fluss Saane (franz. Sarine).
Politik: Zweitens zeigt sich der Schweizer Röstigraben an der Urne. Politisch haben Deutsch- und Westschweizer selten das Heu auf genau der gleichen Bühne. In der bildlichen Darstellung von Wahl- oder Abstimmungsresultaten ist oft klar erkennbar, wo die Saane / Sarine verläuft und die Romandie beginnt.
Kultur: Drittens bezeichnet der Röstigraben kulturelle Unterschiede zwischen Romands und Deutschschweizern. Diese zeigen sich in alltäglichen Situationen, wie etwa in der Füllung der Znünibox. Offenbar, so wird es der SI-Family-Redaktion aus einer zweisprachigen Schule zugetragen, haben französischsprachige Kinder im Durchschnitt weit leckerere Znünis dabei – «Chips und Gummibären», schwärmt die kleine Whistleblowerin – während deutschsprachige Kinder öfter Cracker und Gemüsesticks in ihren Rucksäcken vergammeln lassen. Dies ist allerdings nur ein subjektiver Eindruck, kein repräsentatives Beispiel.
Repräsentativer zeigt sich der kulturelle Unterschied in den Familien. Im Durchschnitt setzt jede zweite Westschweizer Familie auf familienexterne Kinderbetreuung in der Tagesstätte oder Krippe. In der Deutschschweiz tut dies nur ein Drittel der Familien.
Oder auch in der statistischen Erhebung von Neugeborenen-Namen. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Deutschschweizer und Westschweizer Eltern.
Das sind die beliebtesten Mädchennamen in Deutsch- und Westschweiz
Da wir hier ein deutschsprachiges Publikum anschreiben, dürften die folgenden Vornamen vertraut klingen:
- Emilia
- Lia
- Malea
- Emma
- Lina
- Elena
- Mila
- Sofia
- Mia
- Alina
Das sind die zehn beliebtesten weiblichen Vornamen für Neugeborene in der deutschsprachigen Schweiz. Mit Blick auf die Westschweiz zeigt sich nur gerade eine einzige Überschneidung in den Top-10-Babynamen: Der Vorname Emma kommt in beiden Hitparaden vor. Und diese weiteren Namen sind bei Westschweizer Eltern derzeit beliebt:
- Alice
- Olivia
- Eva
- Sofia
- Zoé
- Giulia
- Luna
- Louise
- Lea
Bei den Bubennamen sind die unterschiedlichen Trends etwas weniger frappant. Die Vornamen Noah, Liam und Leon / Léon finden sich auf beiden Seiten des Röstigrabens in den Top 10 der Neugeborenen-Vornamen. In der Deutschschweiz komplementieren die Namen Matteo, Leano, Luca, Elias, Lio, Lian und Nino die Liste. Im französischen Sprachraum sind es Gabriel, Arthur, Louis, Lucas, Léon, Enzo und Adam.
Auch den Polentagraben gibts bei den Babynamen
Übrigens hebt sich auch das Tessin mit seinen Vornamenstrends vom Rest der Schweiz ab. Aber auch in der italienischsprachigen Schweiz überschneiden sich die männlichen Vornamenstrends eher mit West- und Deutschschweiz als die weiblichen.
Das sind zehn beliebtesten Bubennamen im Tessin:
- Leonardo
- Liam
- Alessandro
- Noah
- Enea
- Matteo
- Mattia
- Nathan
- Edoardo
- Gabriel
Und so nennt die Sonnenstube der Schweiz am liebsten ihre neugeborenen Mädchen:
- Sofia
- Aurora
- Emily
- Ginevra
- Nina
- Emma
- Amélie
- Alice
- Matilde
- Sophie
Als Grundlage für diese Listen dienen Zahlen aus dem Jahr 2022. Das Bundesamt für Statistik gibt die beliebtesten Babyvornamen jeweils Mitte August für das Vorjahr bekannt.