Der Kuchen für das Sommerfest der Spielgruppe, das Abschiedsgeschenk für die Lehrperson, die anstehenden Geburtstagspartys, neue Hosen für den Kleinsten, der Zahnarzttermin für die Grosse, ihre Trainings, ihre Aufführungen, das Abgleichen der Dienstpläne der Eltern – im Alltag einer mehrköpfigen Familie stehen viele Termine, Pflichten und Aufgaben an. Die Planung und Organisation sind eine Riesenaufgabe, die meistens über eine Person läuft, und das ist noch immer in den meisten Schweizer Familien die Mutter. Auf Instagram verrät nun eine zweifache Mutter, was ihr am meisten hilft, sich von einem Teil des Mental Loads zu befreien.
Bei manchen Aufgaben im Zusammenhang mit den Kindern geht das Paar Kompromisse ein und wechselt sich ab. Das entlastet natürlich beide Elternteile. Doch wirklich befreit von einer Aufgabe fühle sie sich nur, wenn sie bestimmte Aufgaben vollständig abgebe, erklärt die Mutter. Schliesslich sei ihr Mann genauso fähig dazu wie sie. Und es wäre für beide nicht fair, sich immer zu «kontrollieren». Diese Strategie ist ganz im Sinne von Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm, Autorin des Buches «Neue Väter brauchen neue Mütter». Und zwar aus dem folgenden Grund.
Gesellschaft sieht die Mütter als Hauptverantwortliche
«Frauen bestimmen oftmals über die Standards, also wie etwas nach ihrer Ansicht gemacht werden muss», sagt sie in unserem Interview. «Es gibt Mütter, die regelmässig zu Hause anrufen, um nachzufragen, ob der Vater alles richtig macht.» Doch dadurch würden sie den Vätern kein eigenständiges Handeln zugestehen. Das liege auch an unserem Gesellschaftsbild, das den Müttern die Hauptverantwortung für die Familie und Fürsorge übergibt. «Mütter müssen lernen, sich zurückzunehmen», sagt Stamm. Es brauche gemeinsame Abmachungen. «Und dann sollen die Frauen ihre Männer machen lassen. Auch wenn der Vater zu Beginn dem Baby die Windel auf dem Kopf anzieht. Lasst ihn machen!»
Nebst Entlastung habe dieses Vorgehen einen weiteren entscheidenden Vorteil.
Alleinige Verantwortung fördert eine engere Beziehung
Indem die Mutter ihrem Partner die Verantwortung für gewisse Aufgaben vollständig abgibt, schafft sie die beste Voraussetzung für eine engere Beziehung zwischen ihm und den Kindern, wie Margrit Stamm im Interview festhält: «Wir wissen aus der Forschung, dass Mütter die Schlüsselfaktoren sind für eine gute Vater-Kind-Beziehung. Hat sie Vertrauen in ihn? Schenkt sie ihm Autonomie, so dass er eine Beziehung zu den Kindern aufbauen kann, die ihm entspricht?»
Viele Ämtli eignen sich für alleinige Verantwortung eines Elternteils
Der Mutter aus unserem Beispiel ist das offenbar gelungen, auch wenn sie zugibt, dass es sie etwas Überwindung kostete. Sie hat dadurch ihre Kinder nämlich seit über einem Jahr nicht mehr gebadet. «Es ist nicht so, dass ich das Baden mit meinen Kindern nicht mag. Manchmal verspüre ich sogar einen Hauch von Traurigkeit, dass ich es verpasse. Aber alle Kontrolle darüber völlig loszulassen, streicht die Aufgabe vollständig aus meinem Mental Load.»
Auch andere regelmässig wiederkehrende Aufgaben eignen sich dafür, sie in die alleinige Verantwortung eines Elternteils zu geben: Zähne putzen zum Beispiel, das Abendritual vor dem Schlafengehen, das Kind für die Spielgruppe oder die Kita parat machen und es hinzufahren, das Baby in den Mittagsschlaf zu wiegen oder mit dem Schulkind jeden Sonntag die Farbstifte zu spitzen.