Landauf, landab unterhalten sich Mädchen darüber, welche Kosmetika sie kaufen möchten. Selbst wenn die Eltern den Zugang zu Tiktok nicht erlauben, wo junge Influencerinnen zeigen, welche Produkte sie sich täglich in welcher Reihenfolge auftragen: Kaum ein Mädchen, kaum eine Familie kann sich dem Thema entziehen.
Das bekommt auch Michelle Stuber (40) mit. Sowohl in ihrem Beruf als medizinische Kosmetikerin, als auch privat als Mutter von drei Kindern im Alter von sieben bis elf Jahren. «Immer wieder fragen mich Mütter um Rat. Sie wissen nicht, welche Produkte sie ihrem Kind geben sollen.»
Kaum kindgerechte Pflegeprodukte
Das Phänomen Sephora-Kids (angelehnt an die erfolgreichen Kosmetik-Läden) führt dazu, dass junge Mädchen ihr ganzes Sackgeld für Cremes, Masken und Rouge ausgeben – Produkte, die eigentlich für Erwachsene gedacht sind. Als «Katastrophe» bezeichnete Dermatologin Liv Kraemer (46) aus Zürich diesen Umgang gegenüber Blick. Zu viele und nicht kindgerechte Produkte könnten den Hautschutzmantel angreifen – worauf die Haut mit Reizungen und Akne reagiere, erklärte die Ärztin.
Michelle Stuber, die viele Jahre eine eigene Praxis in Stäfa ZH geführt hat, suchte nach Produkten, die für Kinderhaut geeignet sind. Mit ernüchterndem Ergebnis. «Ich habe kein Produkt gefunden, das ich guten Gewissens empfehlen kann», sagt Stuber. Zu aggressiv seien die Inhaltsstoffe. Das Fazit: Für Babys und Teenager gibt es empfehlenswerte Produkte. Dazwischen? Die grosse Lücke.
Dreieinhalb Jahre nach der Idee und nach zweijähriger Entwicklungszeit lanciert Michelle Stuber mit zwei weiteren Frauen eine Kosmetiklinie für Kinder: Yuukidz. Zielgruppe: Kinder ab fünf Jahren, hauptsächlich zwischen 9 und 14 Jahren.
Benötigt Kinderhaut Pflege?
Doch braucht Kinderhaut überhaupt Waschlotion, Salben oder Masken? «Um den Schutzmantel der Haut nicht zu stören, gilt: Weniger ist mehr», sagt hierzu Pharmazeutin und Apothekerin Dominique Brentano Frey (52). Die Inhaberin mehrerer Apotheken im Kanton Aargau sagt, dass man pflanzliche Öle wie Mandelöl nicht nur bei Säuglingen, sondern bis ins Erwachsenenalter als Pflege anwenden könne. «Jede Haut ist anders. Es ist nicht falsch, bei Bedarf etwas Nährendes auf Kinderhaut aufzutragen.»
Eltern müssten sich fragen, ob sie eine komplette Pflege-Routine bei einem Kind unterstützen wollten, sagt Dominique Brentano Frey. «Im Sinne einer Schadensbegrenzung scheint mir: Dann aber lieber ein hochwertiges, einfaches und spezifisch auf Kinderhaut entwickeltes Produkt als irgendetwas Beliebiges aus dem Warenhaus.» Die Zusammensetzung der Yuukidz-Produkte findet die Pharmazeutin gut.
3,5 Tonnen sind produziert: Reinigungsschaum, Tonic, Gesichtscreme und Gesichtsmaske. Die Produkte sind unisex gestaltet. «Haut ist Haut in der Kosmetik. Auch Buben haben das Bedürfnis, dass die Haut weder spannt noch austrocknet», sagt Stuber.
Für die Entwicklung und Produktion kooperierte das Start-up mit der Firma Steinfels Swiss. Die Produkte werden in der Schweiz hergestellt, sind dermatologisch getestet und bestehen aus biologischen Inhaltsstoffen. Erhältlich sind sie in Drogerien, Apotheken, bei medizinischen Kosmetikerinnen und im Onlineshop von Yuukidz. «Wir wollen dem Bedürfnis der Kinder nach eigenen Pflegeprodukten nachkommen. Yuukidz soll für sie und ihre Eltern eine Hilfe sein, den richtigen Umgang mit der Haut im Übergang zur Pubertät zu lernen», sagt Michelle Stuber.