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Natalie Imbruglia, Alanis Morissette, Milla Jovovich

Dies sind die Risiken einer späten Schwangerschaft

Zuerst das Leben geniessen, berufliche Erfolge erleben und den richtigen Partner finden: Heute werden immer mehr Frauen erst mit über 40 Mutter. Im Interview mit der Frauenärztin Dr. med. Beate Schnarwyler erfahren wir, ob denn nun 40 das neue 30 ist und was sie über späte Schwangerschaften denkt.

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Natalie Imbruglia schwanger

Dank Samenspende zum ersten Mal schwanger: Natalie Imbruglia erwartet ein Baby.

Instagram/Natalie Imbruglia

Natalie Imbruglia, 44, Milla Jovovich, 43, und Alanis Morissette, 45, haben eines gemeinsam: Diese drei berühmten Frauen haben uns erst kürzlich mit ihren Baby-News überrascht. «Torn»-Sängerin Imbruglia wird dank Samenspende zum ersten Mal Mutter und «Resident Evil»-Star Jovovich erwartet ihr drittes Kind. Powerfrau Morissette hat ihre dritte Schwangerschaft bereits hinter sich und am 8. August Sohn Winter Mercy zur Welt gebracht.

Das Thema der späten Schwangerschaften gipfelt gerne in hitzigen Diskussionen. Doch lassen wir die Emotionen mal weg – was sagt die Frauenärztin dazu? Wir haben die Antworten.

Interview mit Dr. med Beate Schnarwyler

Dr. Schnarwyler, täuscht der Eindruck oder werden heute mehr Frauen später schwanger als früher?
Der Eindruck täuscht nicht, es gibt auf jeden Fall mehr Frauen, die nach 40 noch schwanger werden, als noch vor 20 Jahren.

Warum ist das so?
Ich denke, es hängt mit unserer Zeit zusammen. Mehr Frauen können sich überhaupt vorstellen, so spät noch ein Baby zu bekommen. Sie sind besser ausgebildet und abgesichert, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist einfacher. Zudem gibt es medizinisch viel mehr Möglichkeiten, in diesem Alter schwanger zu werden.

Ist 40 das neue 30?
Wenn man die äusseren Lebensumstände anschaut: Ja. Rein genetisch hat sich aber nichts verändert, die Fruchtbarkeit ist nicht besser geworden. Ab 38 Jahren nimmt die Chance, schwanger zu werden, ab. Ab 40 wird es dann nochmals deutlich schwieriger, auf natürlichem Weg ein Baby zu bekommen. Die Reserven der Eierstöcke sind beschränkt.

Wie wirkt sich eine späte Schwangerschaft auf die Psyche der werdenden Mutter aus?
Frauen um die 40 gehen viel bewusster an eine Schwangerschaft heran. Sie sind voll im Leben angekommen und bereit für einen neuen Abschnitt. Ich erlebe sie als sehr motiviert, dankbar und bereit, viel zu investieren – sei es Zeit oder Geld.

schwangere ü 40

Immer mehr Frauen erleben das Glück einer späten Schwangerschaft.

Getty Images

Wie kann man schwanger werden, wenn es nicht im Schlafzimmer klappt?
Es gibt die Reproduktionsmedizin, mittels derer der Eisprung der Patientin angeregt wird. Wenn es auch dann nicht zu einer spontanen Schwangerschaft kommt, kann man künstlich nachhelfen. Ich wage zu behaupten, dass die meisten Frauen ab 43 nicht spontan, sondern dank einer Eizellspende schwanger werden. Dies bedeutet, dass die Eizelle einer anderen Frau befruchtet und eingesetzt wird. Dies kann, muss aber nicht, mit dem Sperma des eigenen Partners geschehen. Es ist auch möglich, sich die eigenen, Jahre zuvor eingefrorenen Eizellen oder eingefrorene Embryonen aus früheren künstlichen Befruchtungen einsetzen zu lassen.

Welches sind die Risiken einer späten Schwangerschaft?
Wurde die Frau spontan schwanger, sind die Risiken einer Fehlgeburt grösser und das Risiko der spontanen Zwillingschwangerschaft nimmt zu. Ebenso das Risiko einer kindlichen Chromosomenstörung. Ist letzteres der Fall, kommt es oft zu Abtreibungen. Wurde jedoch künstlich befruchtet, bestehen keine erhöhten Risiken für Mutter oder Kind, da das Genmaterial von einer jungen Frau stammt oder eigene junge Eizellen befruchtet wurden.

Wie stehen Sie zu Kindern, die durch Eizellspenden entstanden sind?
Ich denke, dass Psychiater künftig viel zu tun haben werden, wenn diese Kinder sich einmal fragen «Wer bin ich eigentlich und wo sind meine Wurzeln?» Trotzdem finde ich es gut, dass man sich heutzutage auch später für ein Baby entscheiden kann. Manchmal passt es vorher im Leben nicht, nicht zuletzt, weil Karrieren in gewissen Berufen als Mutter fast unmöglich sind. Ich denke da unter anderem an Kaderstellen in der Medizin. Da muss sich noch viel ändern.

dr. schnarwyler
ZVG

Dr. med Beate Schnarwyler ist Gynäkologin. Sie leitet eine eigene Praxis in Zürich.

Von Edita Dizdar am 22. August 2019 - 12:10 Uhr