Selbst wenn man sich als Elternteil noch so grosse Mühe gibt: Vor jeder Gefahr kann man sein Kind nicht beschützen. So ist es etwa für die meisten Eltern logisch, dass sie Dinge, die Kinder nicht in den Mund nehmen sollten – beispielsweise Medikamente oder Schrauben – ausser Reichweite der Kinder aufbewahren. Dennoch kann man bei aller Vorsicht nicht komplett verhindern, dass sich ein Kind womöglich verschluckt. Oft tut es das nämlich an alltäglichen Lebensmitteln wie einem Rüebli oder einem Apfel, aber auch kleinteilige Spielwaren können in der Luftröhre der Kleinen landen und darin steckenbleiben.
Kommt es zum Notfall und das Kind kriegt wegen eines verschluckten Gegenstandes kaum mehr Luft, muss rasch reagiert werden. Atemstillstände können nämlich innerhalb von drei bis fünf Minuten zu bleibenden Hirnschäden führen. Es ist deshalb wichtig, sofort die Notrufnummer 144 anzurufen und den Anweisungen am Telefon zu folgen, bis die Rettungskräfte eingetroffen sind.
In der Panik neigen jedoch viele Eltern dazu, übereifrig zu handeln, was fürs Kind gefährlich werden kann. Die Notfallsanitäterin Larissa Meier erklärt auf ihrem Instagram-Account erstehilfekind, welche Reaktionen zwar gut gemeint, aber absolute No-Gos sind. Von folgenden drei vermeintlichen Hilfe-Massnahmen rät Meier dringend ab:
1. In den Mund greifen
Als erste Reaktion versuchen viele Erwachsene, den verschlucken Gegenstand aus dem Kindermund herauszufischen. Dies sollte man jedoch nur tun, wenn man den Gegenstand sieht und sofort erreichen kann. Anderenfalls ist die Gefahr zu gross, dass der verschluckte Gegenstand noch tiefer in die Luftröhre gestossen wird. Ausserdem kann es zu Verletzungen im Mundraum kommen.
2. Schütteln
Auch das Kind kopfüber an den Beinen zu halten und zu schütteln, damit der Gegenstand wieder hoch kommt, sollte man auf keinen Fall tun. Dies könnte zu einem Schütteltrauma – also einer Hirnverletzung – führen.
3. Zu früh aufhören
Weiter sollte man erst mit den korrekten Massnahmen stoppen, wenn das Kind wieder richtig atmet, der Notfalldienst übernimmt oder auch, wenn das Kind bewusstlos wird. Dann muss das Kind wiederbelebt werden. Wie man beispielsweise eine Herzdruckmassage richtig durchführt, kann man unter anderem im Kurs «Notfälle bei Kleinkindern» des Schweizerischen Roten Kreuzes lernen.
Doch was sollte man nun stattdessen tun? Andrea Schmid, Fachspezialistin und Verantwortliche für Aus- und Weiterbildung beim Schweizerischen Samariterbund sagte dazu in einem früheren Interview mit schweizer-illustrierte.ch: «Legen Sie den Säugling bäuchlings auf den Arm, sodass der Kopf und das Gesicht nach unten zeigen. Umfassen Sie den Kiefer mit Daumen und Zeigefinger, um den Kopf des Kindes zu stützen und um die Luftwege zu verlängern. Klopfen Sie nun fünf Mal mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter. Nach jedem Schlag auf den Rücken dem Kind kurz Gelegenheit zum Luft holen lassen. Kontrollieren Sie anschliessend, ob der Fremdkörper am Boden liegt oder sich im Mundraum des Babys befindet. Falls er nicht ausgetreten ist, drehen Sie das Kind und legen Sie es auf ihre Oberschenkel mit dem Kopf zum Knie. Führen Sie mit dem Zeige- und Mittelfinger zwischen den Brustwarzen eine Herzmassage ohne anschliessende Luftzufuhr durch. Dazu drücken sie fünf Mal drei bis fünf Zentimeter tief rein. Durch den Druck auf den Brustkorb gibt es auch einen Druck auf die Luftröhre. Dies erhöht die Chance, dass der Gegenstand rauskommt. Wiederholen Sie die Brustkompressionen so lange, bis der Fremdkörper austritt oder der Rettungsdienst eintrifft.»
Ältere Kinder könne man dazu auffordern, zu husten. Dies löse Druck aus und der verschluckte Gegenstand werde im besten Fall nach oben geschleudert. Funktioniere das nicht, sollte man das Kind über sein Knie legen und ihm wie beim Säugling fünf Mal mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter klopfen.
Grosse Gefahr durch Münzen
Gemäss der Notfallsanitäterin Larissa Meier sind übrigens Münzen die Gegenstände, die von Kindern am häufigsten verschluckt werden. Dies sei besonders gefährlich, weil die runden Dinger gut in die Luftröhre passen und sie sehr schnell verschliessen. Deshalb sollten Eltern und andere Betreuungspersonen unbedingt darauf achten, Münzen nicht in Reichweite der Kinder herumliegen zu lassen.