Eines Tages wird Prinz George (11) König von Grossbritannien sein. So zumindest ist sein Weg aktuell vorgezeichnet. Damit fällt ihm irgendwann die gleiche Rolle zu, wie seinem Vater Prinz William (42). Prinz Georges Hauptaufgabe dann: Repräsentieren. Zwar ist in Grossbritannien der König oder die Königin Staatsoberhaupt. Das ist aber hauptsächlich symbolisch. Prinz George wird in Zukunft vor allem das Parlament eröffnen, Premierministerinnen empfangen und ausländischen Gäste das Land zeigen. Eine der wichtigsten Fähigkeiten dabei dürfte der Smalltalk sein. Genau da aber kommt Prinz George eine Eigenschaft in die Quere, die er von seinem Papa geerbt hat.
Prinz George ist schüchtern
Es war Mitte Juli, beim Finalspiel der Fussball-EM der Männer in Berlin, als man Prinz George ausgelassen beim Jubeln an der Seite seines Vaters sah, als ob er für einmal alles um sich herum vergessen habe.
Normalerweise jedoch nimmt man Prinz George bei öffentlichen Auftritten eher als zurückhaltend wahr. Diesen Eindruck hat auch Ian Pelham-Turner, wie der Fotograf gegenüber der britischen Zeitung «Express» sagt. «Er kommt seiner öffentlichen Pflicht nach, wirkt aber etwas steif, wenn er in der Öffentlichkeit ist und weiss, dass er fotografiert wird.» Wenn er hingegen alleine sei, wie bei der EM neben seinem Vater, und sie beide laut brüllend nach einem Tor jubeln, sei er viel offener.
Ein Muster, das Ian Pelham-Turner auch von Prinz Georges Vater Prinz William kennt. «William war als Jugendlicher ziemlich schüchtern und man merkt, dass George auch ziemlich schüchtern ist.» Dabei erzählt der Fotograf, der von William schon als Kind Bilder gemacht hat, von früher: «Ich erinnere mich, dass Diana William und Harry fast festhalten musste, wenn sie ein offizielles Foto machten und viele Fotografen anwesend waren, weil sie beide das Fotografieren hassten und ihr das klar war.»
Die Ursachen von Schüchternheit
Schüchternheit bei Kindern ist nicht per se etwas Schlimmes und nicht in allen Fällen sind schüchterne Kinder automatisch auch unglücklich. In einem Artikel der deutschen Zeitschrift «kizz» kommt Jens Asendorpf zu Wort, emeritierter Professor für Persönlichkeitspsychologie an der Berliner Humboldt-Universität. Er hat die Zwei-Faktoren-Theorie aufgestellt, wonach Schüchternheit zwei verschiedene Ursachen haben kann.
So kann häufige soziale Ablehnung zu Schüchternheit führen. «Solche Erfahrungen können sich verfestigen», wird Jens Asendorpf zitiert. Wenn sich Kinder als Folge davon immer mehr zurückziehen und dadurch weitere Ablehnung erfahren, kann ein Teufelskreis entstehen. Hier gilt es, der Quelle der Ablehnung auf den Grund zu gehen und allenfalls etwas an der Situation zu ändern. Wobei schüchtern nicht mit introvertiert verwechselt werden darf.
Schüchternheit kann aber auch angeboren sein. Ein erstes Anzeichen dafür lässt sich gemäss Jens Asendorpf schon ab einem Alter von 18 Monaten erkennen, zum Beispiel wenn Kinder zurückhaltend auf neues Spielzeug reagieren. «Im Grunde kann man da als Eltern nicht viel machen. Am besten gibt man den Kindern einfach die Zeit, die sie brauchen», so der Rat des Experten im Artikel des «kizz»-Magazins.
Tipps für Eltern mit schüchternem Kind
Bei Prinz George liegt – auch im Hinblick auf die Aussage von Ian Pelham-Turner – die Vermutung nahe, dass es eine angeborene Schüchternheit ist. Ob und wie weit sich diese Schüchternheit im Laufe der Jahre abstreifen lässt, wird sich zeigen. Auch Prinz William ist bis heute nicht als Draufgänger bekannt, hat den Umgang mit Fotografen und anderen Personen bei Anlässen aber gelernt.
Der richtige Weg dorthin ist schwierig zu pauschalisieren. Zeit geben ist dabei sicherlich die Basis, Bemerkungen wie «sei nicht so schüchtern» sind eher kontraproduktiv. Und auch gegenüber anderen sollte man sich nicht für sein Kind entschuldigen, weil es schüchtern sei, zum Beispiel in einer Begrüssungssituation. «Denn dadurch urteilt man darüber und steckt es unbewusst in eine Schublade. Es könnte dann denken, etwas sei nicht in Ordnung mit ihm», schreibt Eltern-Coach und Kleinkind-Expertin Devon Kuntzman.
Auch Schulsozialarbeiterin Claudia Widmer riet in einem Artikel von schweizer-illustrierte.ch vor zwei Jahren dazu, schüchterne Kinder nicht unter Druck zu setzen. Vielmehr gilt es, den Fokus auf Stärken zu setzen. «Das eine Kind ist vielleicht kreativ, ein anderes kann gut beobachten, ist aufmerksam, vorsichtig, sorgfältig, hat Ausdauer, kann geschickt basteln oder gut singen. Es hilft den Kindern und stärkt ihr Selbstvertrauen, wenn ihnen diese guten Eigenschaften aufgezeigt und sie darin bestärkt werden.» Wichtig sei auf jeden Fall, dass Eltern die Persönlichkeit ihres Kindes akzeptieren und dabei die Schüchternheit auch als einen normalen Teil davon ansehen würden.
Prinz William als Vorbild für Prinz George
Als weitere Tipps für mehr Selbstbewusstsein bei Kindern nennt Claudia Widmer unter anderem das Anerkennen von Fortschritten und das Mutmachen. Ausserdem könnten Eltern Vorbild sein. «So können die Eltern ihrem Kind mit gutem Vorbild vorangehen und mit ihm einüben, wie man auf andere Menschen zugeht, Kontakte aufbaut und pflegt.» Gut möglich, dass genau dies aktuell auch Prinzessin Kate (42) und Prinz William bei ihrem Sohn Prinz George machen, zum Beispiel im Rahmen von Ausflügen, wie sie George mit seinem Papa zur Fussball-EM unternommen hat.