1. Home
  2. Family
  3. Alltag
  4. Eine neue Studie zeigt, dass das soziale Umfeld und die Erziehung beeinflussen, wie oft Kinder lügen
Neue Studie

Diese Faktoren beeinflussen, ob Kinder häufig lügen

Ob es nun aus der Not geschieht oder um andere an der Nase herum zu führen: Sowohl Kinder als auch Erwachsene lügen ab und an. Vor allem bei Kindern ist das völlig normal und kann sogar als Zeichen von Kreativität gedeutet werden. Eine neue Studie zeigt nun aber, dass das soziale Umfeld einen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie oft Kinder lügen.

Artikel teilen

Wie oft Kinder lügen, hängt gemäss einer neuen Studie vom sozialen Umfeld ab.

Wie oft Kinder lügen, hängt gemäss einer neuen Studie vom sozialen Umfeld ab.

Getty Images/Onoky

Erwachsene lügen durchschnittlich zweimal pro Tag. Ob dieser Tatsache erstaunt es wenig, dass es auch Kinder mit der Wahrheit häufig nicht so genau nehmen. Sorgen müssen sich die Eltern deshalb nicht machen. Gemäss Experten ist das kindliche Lügen sogar ein Zeichen von kognitivem Wachstum. Dennoch sollte man sich natürlich nicht bei jeder Aussage des Kindes fragen müssen, ob sie nun der Wahrheit entspricht oder nicht. Grundsätzlich sollte man den Kindern also trotzdem vermitteln: Lügen ist nicht in Ordnung.

In einer neuen Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Würzburg, Bonn und Oxford nun untersucht, welche Faktoren dazu beitragen, dass Kinder häufig lügen. Dabei haben sie über 700 Familien befragt, sowie das Verhalten von Schulkindern und deren Eltern analysiert.

Würfel-Test zeigt Bereitschaft zum Schummeln

Unter anderem mussten die Kinder im Rahmen der Studie würfeln und zuvor ihre Zahl vorhersagen. Wenn die Vorhersage und die gewürfelte Zahl übereinstimmten, erhielten sie einen kleinen Geldbetrag. Allerdings wurden die Kinder beim Würfeln nicht beobachtet. Somit konnte niemand überprüfen, ob die Vorhersage tatsächlich korrekt war. Aus statistischen Gründen konnte jedoch davon ausgegangen werden, dass rund ein Sechstel der Vorhersagen richtig sind – also 16,7 Prozent. Nun haben aber 60 Prozent der Kinder angegeben, eine korrekte Vorhersage gemacht zu haben. Ein grosser Teil der Kinder muss also gelogen haben.

Um herauszufinden, welche Kinder weshalb eher zum Lügen neigen, mussten die Eltern unter anderem Angaben zum Einkommen, Bildungsstand und Erziehungsstil machen und mitteilen, ob beide Elternteile im selben Haushalt leben. Zu einem grossen Teil stammten die an der Studie teilnehmenden Kinder aus sozioökonomisch schwachen Familien.

Mentoring-Programm für Kinder aus schwierigem Umfeld

212 Kinder durften dann an einem Mentoring-Programm teilnehmen, bei dem ehrenamtliche Mitarbeitende einmal pro Woche etwas Schönes mit dem Kind unternahmen, ihnen Zuwendung schenkten, zu festen Bezugspersonen wurden und ein vertrauensvolles Umfeld schufen. 378 Kinder, die aus ähnlichen Verhältnissen stammen, nahmen nicht am Programm teil und bildeten die Kontrollgruppe. Weiter wurden Kinder aus bildungsnahen und gut situierten Familien als Vergleichsgrösse beigezogen.

Am Ende zeigte sich, dass die Kinder, die am Mentoring-Programm teilgenommen hatten, ehrlicher waren. Bei einem weiteren Test schummelten 44 Prozent der Kinder aus dem Mentoring-Programm und 58 Prozent aus der Kontrollgruppe. Da die Studie vier Jahre nach dem Mentoring-Programm durchgeführt wurde, kann davon ausgegangen werden, dass frühe Interventionen das soziale und moralische Verhalten nachhaltig beeinflussen können.

Zuwendung und Vertrauen schaffen Ehrlichkeit

Die Forschenden schliessen aus ihren Untersuchungen, dass ein verständnisvoller Erziehungsstil und viel Vertrauen einen Einfluss auf die Ehrlichkeit von Kindern haben. Ein bestrafender, kalter Erziehungsstil führe eher dazu, dass Kinder öfter lügen. Weiter seien Kinder, die aus einem bildungsnahen und reicheren Umfeld stammen, ehrlicher sind als solche, die unter schwierigen Bedingungen aufwachsen. Mit viel Zuwendung lässt sich das jedoch positiv ausgleichen.

 

Von fei am 18. Dezember 2024 - 18:00 Uhr