Manchmal macht man sich über Veränderungen Gedanken, die zumindest in einigen Bereichen längst unbemerkt in unserem Alltag angekommen sind – ohne, dass es jemanden bisher gestört hätte. Aktuelles Beispiel dafür: Genderneutrale Sprache. So sind für Neugeborene Unisex-Vornamen immer mehr im Trend, nicht erst seit dem phänomenalen Sieg von Nemo (24) beim diesjährigen Eurovision Song Contest. In Zürich beispielsweise waren im Jahr 2023 zumindest 1,4 Prozent aller gewählter Baby-Vornamen geschlechtsneutral, wie die Stadt vor wenigen Tagen mitteilte. Noch vor 30 Jahren waren es erst 0.5 Prozent.
Die Gründe, wieso man sich für einen genderneutralen Vornamen entscheidet, dürften vielfältig sein. Um selbst von Beginn an Grenzen zu sprengen beziehungsweise diese gar nicht erst zu ziehen zum Beispiel. Oft sind genderneutrale Vornamen ausserdem vergleichsweise kurz, was einem weiteren aktuellen Trend entspricht. Meist aber ist es wahrscheinlich schlicht, weil der Name gefällt. Denn die Auswahl ist riesig. Wir haben einige Beispiele zusammengetragen:
Noah
Der im Jahr 2023 beliebteste Schweizer Vorname für Buben geht auch für Mädchen? Richtig: Vor allem im englischen Sprachraum wird Noah beziehungsweise oft Noa immer öfters auch für Mädchen gewählt. Und Noa wiederum ist zum Beispiel in Kroatien einer der beliebtesten Vornamen für Buben.
Luca
Wir machen gleich weiter mit einem Namen aus der Schweizer Vornamen-Hitparade: 2023 war Luca bei den Buben auf Platz 5. Oft wird er aber auch als weibliche Form von Lukas verwendet. Oder als Abkürzung von Lucia.
Andrea
Zwar aktuell nicht mehr auf den vorderen Rängen der Namens-Hitparade, in der Schweiz aber weit verbreitet ist Andrea – für Frauen wie für Männer. Denn im deutschsprachigen Raum wird Andrea oft für Mädchen, im italienischsprachigen für Buben verwendet. Und in der Schweiz vermischen sich dann die Grenzen. Oder lösen sich eben auf.
Dominique
Ebenfalls ein sehr typischer genderneutraler Vorname ist Dominique. Wer nun denkt, dass die Genderneutralität spätestens bei der Schreibweise endet – Dominic/Dominik für Buben und Dominique für Mädchen – liegt falsch. Wir erinnern an dieser Stelle an den Motorradrennfahrer Dominique Aegerter (33) und an die Schauspielerin Dominique Devenport (28).
Toni
Anton, Antoinette, Antonia – oder schlicht Toni. Im deutschsprachigen Raum wird der Name aktuell noch häufiger für Buben verwendet, im englischsprachigen aber vor allem für Mädchen. Wir stellen hier mal den Schweizer Musiker Toni Vescoli (81) und das deutsche Model Toni Garrn (31) gegenüber – auch wenn letztere offiziell Antonia heisst.
Jamie
Wenn wir schon bei den berühmten Persönlichkeiten sind: Jamie Oliver (48), Jamie Lynn Spears (33), Jamie Lee Curtis (65), Jamie Bell (38) – zumindest im Englischen ist Jamie weit verbreitet als männlicher und als weiblicher Vorname.
Robin
Robin Williams (†63), Robin Wright (58), Robin Schulz (37)... Und auch in der Stadt Zürich gehörte Robin 2023 zu den beliebtesten genderneutralen Vornamen. Gleich wie:
Charlie
In vielen Köpfen hierzulande ist er noch als männlicher Vorname geprägt. Aber Charlie ist auch eine weit verbreitete Abkürzung für Charlotte und damit auch für Mädchen. Und sowohl für Buben wie Mädchen nicht nur in Zürich wieder stark im Kommen.
Chris
Ein ähnlicher Name, eine ähnliche Geschichte: Bringt ihr Chris eher mit Christian oder Christine in Verbindung? Beides stimmt und beides geht. Nicht nur als Abkürzung auch als eigenständiger Vorname.
Alex
Wir machen so weiter: Zeitweise gehörte Alex zu einem der beliebtesten Babynamen hierzulande. Verbindet ihr damit eher Alexander oder Alexandra?
Lou
Ebenfalls erwähnt in der Mitteilung der Stadt Zürich wird der Name Lou, für Buben wie für Mädchen. Denn Lou kann sich sowohl auf Louis, als auch auf Louise oder Louisa beziehen. Oder halt einfach Lou – für Mädchen, Jungs und non-binäre Personen.
Sam
Wir bleiben bei den Abkürzungen: Sam leitet sich ursprünglich von Samantha oder von Samuel ab. Inzwischen ist es einer der bekannteste genderneutralen Vornamen weltweit. Auch dank Sam Smith (31) – eine der ersten internationalen Persönlichkeiten, die öffentlich erklärten, non-binär zu sein.
Übrigens ist es mehr dem Zufall geschuldet, dass Sam Smith als non-binäre Person auch einen genderneutralen Namen trägt. Viele andere nichtbinäre Personen haben keinen Unisex-Vornamen: Cara Delevigne, Demi Lovato oder auch Nemo zum Beispiel. Das zeigt auch, dass nichtbinäre Geschlechtsidentität nicht unbedingt mit einem genderneutralen Vornamen einhergehen muss. Und natürlich auch nicht umgekehrt!
Auch diese Vornamen sind genderneutral
Es gibt aber nicht nur bereits breit etablierte genderneutrale Vornamen, sondern noch viel mehr bisher eher unbekannte. Zum Beispiel Duno, Juli, Nene und Jori – allesamt rätoromanische Unisex-Vornamen, die also sowohl für Mädchen, Jungs und non-binäre Personen funktionieren. Hier haben wir euch noch weitere:
- Aria
- Bela
- Cleo
- Elia
- Elvin
- Esra
- Finn
- Florin
- Gerrit
- Janne
- Jascha
- Jona
- Jun
- Juri
- Leo
- Loris
- Maris
- Quinn
- Taylor
- Zoe
- und viele mehr
Und da soll noch eine:r sagen, genderneutrale Sprache sei im Deutschen schwierig! Viele weitere Babynamen zur Inspiration – genderneutrale, weibliche und männliche – findet ihr in unserem Vornamen-Dossier.