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Seife, Beeren und Medikamente

Diese Vergiftungen sind bei Kindern besonders häufig

Kinder sind neugierig. Das verleitet sie dazu, sich alles Mögliche in den Mund zu stopfen – manchmal leider auch Produkte und Lebensmittel, die ihnen nicht guttun. Welche giftigen Dinge bei Kindern besonders beliebt sind und wie Eltern im Notfall reagieren sollten, sagt die Ärztin Colette Degrandi von Tox Info Suisse.

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Vergiftungen: Mit diesen Notfällen gelangen Eltern am häufigsten an Tox Info Suisse

Im Haushalt kommen Kinder rasch in Kontakt mit giftigem Putzmittel.

Getty Images

Wenn es Kindern plötzlich übel wird, sie erbrechen müssen oder auffällig schläfrig sind, könnte das daran liegen, dass sie unbemerkt etwas Giftiges zu sich genommen haben. In anderen Fällen sieht man gerade noch, wie sich das Kind etwas in den Mund stopft, das nicht gegessen werden sollte. Bei den Eltern ist dann die Sorge meist gross. Für Laien ist es schwierig abzuschätzen, wie sehr ein giftiges Produkt den Kindern tatsächlich schadet. Hilfe finden sie bei der Informationsstelle Tox Info Suisse. Wer auf die Notrufnummer 145 anruft, erhält rund um die Uhr Beratung von Ärztinnen und Ärzten sowie weiteren medizinischen Fachpersonen. Die Ärztin Colette Degrandi nennt die drei Gruppen von schädigenden Stoffen, zu denen sie besonders viele Elternfragen erreichen und erklärt, wie man im Notfall reagieren sollte.

1. Seife

Die meisten Anrufe von besorgten Eltern betreffen gemäss Colette Degrandi Seifenstoffe, die unter anderem in Handabwaschmittel, weiteren Putzmitteln oder Shampoo enthalten sind. Diese Produkte befinden sich oft in Reichweite von Kindern. Gelangen sie in ihren Mund, reagieren die Kinder meist mit Übelkeit und Erbrechen. «Dass es aber zu einer systemischen Vergiftung des ganzen Körpers kommt, ist bei diesen Stoffen nicht zu erwarten», sagt Colette Degrandi.

Bei schäumenden Produkten kann es allerdings in seltenen Fällen dazu kommen, dass sich im Magen Schaum bildet, wenn sich das Produkt mit der Magenflüssigkeit mischt. Muss das Kind dann erbrechen, könne Schaum im Hals steckenbleiben und beim Einatmen in die Lunge gelangen. Obwohl dies in den wenigsten Fällen passiert, empfiehlt Tox Info Suisse, dem Kind vorbeugend Schaumhemmer zu geben. Diesen erhält man rezeptfrei in Drogerien und Apotheken. Verabreichen sollte man ihn in der ersten Stunde nach der Einnahme des giftigen Stoffes und grundsätzlich dann, wenn das Kind einen richtigen Schluck des schäumenden Produktes zu sich genommen hat. «Hat es nur den Finger reingetunkt und abgeleckt, ist es in der Regel nicht nötig», sagt die Ärztin. Dann reiche es meist, die Finger und das Gesicht zu putzen und den Mund zu spülen. Mehr als ein bis zwei Schlucke sollten allerdings in der ersten Stunde nach der Einnahme des schäumenden Seifenproduktes nicht getrunken werden, da dies die Schaumbildung anregen könnte.

2. Beeren

Gerade jetzt, im Frühling, häufen sich bei Tox Info Suisse die Anfragen zu Beeren. Besonders die roten Beeren seien bei Kindern beliebt – und zum Glück nicht sehr giftig: «Bis zu fünf Beeren von in der Schweiz heimischen Gewächsen verursachen keine schweren Symptome», sagt Colette Degrandi. Werde diese Menge überschritten, sollte man die entsprechende Beere bestimmen und sich von Tox Info Suisse beraten lassen. «So lange es dem Kind gut geht, besteht kein Grund für Panik.» 

Etwas heimtückischer sind schwarze Beeren. «Tollkirschen beispielsweise können bei Kindern schon ab einer Beere Symptome verursachen», sagt Colette Degrandi. Zwar sei diese Menge nicht tödlich, aber man sollte eine Fachperson beiziehen. Die Beeren an Kirschlorbeerhecken – die bei Kindern sehr beliebt sind, weil sie glänzen und süsslich schmecken – sind bis zu einer Menge von 20 Beeren nicht schädlich. Werden mehr Beeren gegessen, gilt dasselbe Vorgehen wie bei einer grösseren Menge roter Beeren.

3. Medikamente

Dass Kinder Medikamente schlucken, die nicht für sie bestimmt sind, komme zwar nicht extrem häufig vor – «aber es kann dramatisch enden», sagt Colette Degrandi. Umso wichtiger sei es, dass Medikamente wirklich sicher und ausser Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Doch selbst wenn das im eigenen Haushalt so gehandhabt wird, können Kinder in Kontakt mit Tabletten kommen. Beispielsweise dann, wenn Grosseltern oder andere Gäste ihre Medikamente in der Handtasche dabei haben und das Kind diese inspiziert. Oder wenn man bei anderen Menschen zu Besuch ist, die ihre Medikamente nicht kindersicher gelagert haben. 

Ist es also passiert, dass ein Kind ein Medikament eingenommen hat, sollte auf jeden Fall Tox Info Suisse angerufen werden. Die Fachpersonen benötigen dann die Info, um welches Medikament es sich handelt und welche Dosis geschluckt wurde. «In gewissen Fällen können wir sofort Entwarnung geben, bei anderen sollte man mit dem Kind sofort in den Notfall», sagt Colette Degrandi. Besonders gefährlich für Kinder seien Opiate und gewisse Psychopharmaka. Nehmen Kinder diese ein, werden sie oft müde, atmen schlecht oder benehmen sich komisch. Dann sollte man sofort die Ambulanz alarmieren.

Von fei am 2. Juni 2024 - 12:00 Uhr