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Selfcare im Familienalltag

Eltern, ihr müsst euch um eure Bedürfnisse kümmern!

Wir pushen uns an unsere Grenzen, ruhen uns kaum aus und haben selten Zeit für Hobbys: Totale Aufopferung gehört für viele Eltern zum Familienleben dazu. Sie denken, ihrer Rolle als Erzieher*Innen nur so gerecht zu werden. Schluss damit! Ein Plädoyer für mehr Selbstliebe im Alltag und ein paar Tipps für bessere Umsetzbarkeit.

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Woman exercises while watching workout video on a laptop and her baby playing around

Als Mütter und Väter müssen wir Wege finden, auch mit Kindern auf unsere physische und psychische Gesundheit zu achten.

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Im Gespräch mit Eltern hört man regelmässig von Burn-out, Erschöpfung und davon, dass sie einfach genug von dieser zehrenden Erziehungsarbeit haben. Auch Väter, aber vor allem Mütter klagen darüber, dass sie nie einen Moment für sich allein haben, dass sie sich nicht mehr um sich kümmern können, keinen Sport machen, schlecht essen und kaum Zeit haben, eine Dusche zu nehmen. 

Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Was dir guttut, ist vielleicht nicht das Richtige für mich – und umgekehrt. Aber: Was auch immer die richtige Selfcare (Selbstfürsorge oder Selbstliebe) für uns ist, wir sollten es tun! Warum? Weil wir es wert sind, uns um unser Leben zu kümmern.

Schwierig wirds, wenn wir nie gelernt haben, dass es gut ist, sich selbst zur Priorität zu machen. Spätestens wenn wir eigene Kinder haben und diese sich bei uns Verhaltensweisen abschauen, ist es essenziell, ihnen einen gesunden Egoismus vorzuleben. Oder wollen wir etwa, dass sie sich als Erwachsene ebenfalls bis zur totalen Erschöpfung für andere aufopfern? Nein! Es liegt also in unserer Verantwortung, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

müde mutter

Keine Nerven mehr? Vielleicht braucht ihr einfach mehr Zeit für Selfcare.

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Verausgabung führt nicht zum Ziel

Unsere Kinder brauchen Eltern, die sich gut fühlen, die erholt sind und genug Ressourcen haben, um mit den Herausforderungen des Alltags klarzukommen. Im ersten Moment mag es selbstlos erscheinen, wenn Eltern ihre Bedürfnisse nicht ernst nehmen und sich stattdessen für ihre Familie verausgaben. Doch dieser Schein trügt. Denn schon bald werden sie merken, dass ihnen schlichtweg die Energie, die Leichtigkeit und Freude fürs Familienleben fehlt. Man kann nicht geben, was man nicht hat. Selbst im Flugzeug wird uns eingebläut, in Notsituationen zuerst die eigene Sauerstoffmaske aufzusetzen, bevor wir dies bei unseren Kindern tun. Oder: Wir müssen unsere Tasse so weit auffüllen, dass davon etwas zu den anderen überschwappen kann.

Klingt unmöglich? Keineswegs! Wir verraten euch, wie ihr es schaffen könnt, mehr Zeit für euch freizuschaufeln:

So schaufelt ihr im Alltag Zeit für euch frei
  • Self-care zur Prioriät machen: Damit das hier überhaupt klappt, ist es wichtig, dass wir unser Mindset anpassen. Wir müssen uns die Erlaubnis geben, uns zuerst um uns zu kümmern.
  • Um Hilfe bitten: Ein Babysitter oder Unterstützung im Haushalt kommen selten ungefragt zu uns, wir müssen darum bitten. Wenn wir diese Hürde erstmal genommen haben, werden wir merken, dass Verwandte, Nachbarn oder Freunde sehr gerne helfen, wenn sie können. Diese Art von Hilfe muss gar nicht viel kosten. Man kann sich im Kinderhüten mit einem anderen Elternpaar abwechseln. Oder die Freundin hilft beim Fenster putzen, dafür bekommt sie von uns einen neuen Haarschnitt verpasst. Kreativität ist gefragt!
  • Auf das Gefühl hören: Wir sind für das Wohl unserer Familie zuständig. Dazu gehört auch, abzuwägen, was für sie das Richtige ist. Unser Bauchgefühl weiss da meist sehr gut Bescheid. Nur weil andere Eltern mit ihren Kindern ins Fussballtraining, zu gefühlt 15 Geburtstagspartys oder samstags ins Museum gehen, müssen wir das nicht auch tun. Alles, was euch unter Stress setzt, bedarf einer Prüfung – und allenfalls einer Streichung.
  • Ausmisten bringt Raum und Zeit: Zu viel Zeug im Haus oder in der Wohnung kann zu Überforderung führen. Je weniger Dinge wir haben, um die wir uns täglich kümmern müssen, desto mehr Raum und Zeit bleibt für das, was euch wirklich wichtig ist. Ein kritischer Blick in den Kleiderschrank, die Vorratskammer und die Kinderzimmer lohnt sich. Denn schlechte Laune ist vorprogrammiert, wenn wir täglich stundenlang das Spielzeug unserer Kinder aufräumen müssen. 
  • Falsche Selfcare entlarven: Was vermeintlich als «Zeit für uns» gilt, entpuppt sich oft als Wolf im Schafspelz. Dazu gehören zum Beispiel stundenlanges Scrollen am Handy, exzessives Fernsehen oder haufenweise ungesundes Essen. Diese Dinge sorgen selten für einen Energie-Boost, vielmehr – Hand aufs Herz – sind sie Energie-Räuber. 
papa tochter

Wenns dem Papa gut geht, macht das Blödeln mit ihm gleich viel mehr Spass. 

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  • Kinder ermutigen, alleine zu spielen: Wenn Kids sich alleine beschäftigen können, hilft das uns Eltern sehr. So können wir nebenan ein Päuschen oder Yoga machen oder in Ruhe eine Tasse Tee trinken. Wie ihr eine einladende Umgebung für Kinder schafft, verraten wir euch in unserem Artikel zu den «3 Zonen, die jedes Zuhause braucht». 
  • Mehr Zeit mit anderen Leuten verbringen: Nach einem ganzen Tag alleine mit den Kindern fühlen sich Eltern oft isoliert und ausgelaugt. Der Spruch «Geteiltes Leid ist halbes Leid» hat auch hier etwas Wahres. Denn wenn wir mit anderen Menschen zusammen auf unsere Kinder aufpassen, fühlt sich die Aufgabe meist weniger anstrengend an. Zudem kann man sich austauschen, einander helfen und herzhaft lachen. 
  • Achtsam durch den Alltag: Ja, beim Wort Achtsamkeit rollen auch wir mit den Augen. Aber: Ein Glas Wasser, das wir bewusst trinken, schmeckt besser und hat einen positiveren Effekt, als eines, das wir gestresst runterstürzen. Wenn wir es schaffen, bei unseren Handlungen im Moment zu sein, hetzen wir mental nicht hundert anderen Dingen hinterher. 
  • Herausfinden, was uns guttut: Wie bereits erwähnt, ist Selfcare für uns alle etwas anderes. An einen Tag ist es Sport, dann eine Massage oder einfach mal ein Nickerchen. Egal was es ist, finde es heraus – und setzte es um. 
  • Habe realistische Erwartungen: Oft hängen wir unserem alten Leben nach, als wir tagelang ins Wellness, stundenlang in den Sport und regelmässig zum Frisör gehen konnten. Die Idee, dass wir das alles genauso ins Leben mit Kindern integrieren müssen (was dann doch nicht klappt), sorgt für Frustration. Stattdessen sollten wir auch hier vereinfachen: Finde eine Make-up-Routine, die nur fünf Minuten dauert und dir ein gutes Gefühl gibt, wenn du dich im Spiegel anschaust. Statt der zweistündigen Yoga-Session im Studio macht ihr täglich 15 Minuten lang Übungen auf eurer Matte zu Hause. Egal was es ist, findet simplere Wege, euch etwas Gutes zu tun.  
  • Selfcare geht auch, wenn Kinder anwesend sind: Ihr habt eure Haare seit Tagen nicht gewaschen, aber die Kinder lassen euch keine Ruhe? Bringt eine Box Bauklötze mit ins Bad, setzt euer Kind zum Spielen auf den Boden und gönnt euch eine warme Dusche. Ihr braucht ein wenig Bewegung, aber eure Kinder spielen verrückt? Nehmt trotzdem die Yogamatte hervor und fangt einfach mit euren Übungen an, egal ob um euch herum Chaos herrscht. Wenn eure Kids sehen, dass ihr euer eigenes Wohlbefinden ernst nehmt, vermittelt ihr ihnen, dass es wichtig ist, sich um sich selbst zu kümmern. 

Die Inspiration zu diesem Artikel stammt von Avital Schreibers wunderbarem Blog «A Parenting Junkie».

Von Edita Dizdar am 21. Juni 2020 - 17:20 Uhr