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  4. Wenn Eltern ihren Kindern Fröhlichkeit vortäuschen, können sie ihnen damit gemäss der Psychologin Stefanie Stahl schaden.
Gefühle zeigen

Eltern sollten Kindern keine Fröhlichkeit vortäuschen

Etwas vom Wichtigsten, das Kinder lernen müssen, ist mit ihren Emotionen umzugehen. Dazu sollten sie sich an Vorbildern orientieren können. Viele Väter und Mütter bemühen sich deshalb, sich vor ihrem Kind stets fröhlich zu zeigen. Gemäss einer Psychologin ist das aber weder nötig noch hilfreich.

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Wenn Eltern ihren Kindern Fröhlichkeit vortäuschen, kann ihnen das schaden.

Müttern und Vätern ist nicht immer zum Lachen zumute – und das ist auch in Ordnung.

Getty Images

Bei Kindern liegen Freude und Wut oft nahe beieinander. Im einen Moment ist alles super, im nächsten kann man ihnen nichts mehr recht machen. Damit das Familienleben vor lauter Emotionen nicht komplett aus den Fugen gerät, versuchen Eltern meist sogar dann ruhig zu bleiben, wenn sie maximal gestresst oder frustriert sind. Daran ist auch nichts auszusetzen. Schliesslich bringt es niemandem etwas, wenn Gross und Klein Tobsuchtsanfälle haben. Es ist natürlich auch die Aufgabe der Eltern, für emotionale Stabilität im Alltag zu sorgen und ihren Kindern Geborgenheit zu bieten.

Das heisst allerdings nicht, dass sie vor ihren Kindern dauernd fröhlich sein müssen. Im Gegenteil. Das könnte die Kleinen irritieren und ihnen sogar schaden. Die Psychologin Stefanie Stahl sagt dazu im Interview mit focus.de: «Kinder haben sehr feine Antennen. Sie spüren, wie ihre Eltern wirklich drauf sind.» Bemerke das Kind, dass die Mutter traurig ist, diese aber Fröhlichkeit vorgaukelt und behauptet, alles sei gut, signalisiere das dem Kind: «Es ist falsch, was ich wahrnehme.»

Auf eigene Wahrnehmung verlassen

Dies sei insofern schlecht, weil sich im Grunde jeder Mensch wünscht, dass er sich auf seine Wahrnehmung verlassen kann. Weiss man jedoch nicht, wie man eine Situation beurteilen soll, verunsichert das. Genauso, wie wenn man öfter die Erfahrung macht, etwas falsch einzuschätzen. Das kann dazu führen, dass man sich gar kein Urteil mehr zutraut.

Um diese Folgen für ihr Kind zu vermeiden, sollten Eltern gemäss Stefanie Stahl möglichst authentisch sein. So könne man etwa klar sagen: «Ich bin traurig, weil das und das passiert ist.» Wichtig sei, die Kinder dann aber aufzufangen und beispielsweise folgenden Satz anzufügen: «Du musst dir keine Sorgen machen, das ist manchmal so im Leben.» Oder: «Das kennst du ja auch von dir, dass du manchmal traurig bist. Das geht wieder vorbei.» Solche Sätze geben dem Kind halt und signalisieren, dass der Elternteil nicht in seiner Trauer versinkt oder zusammenbricht und sich das Kind weiterhin auf die Mutter oder den Vater verlassen kann.

Lieber laut werden, als mit Liebesentzug bestrafen

Auch wenn die Eltern wegen Stress oder bei zu viel Frust mal die Kontrolle verlieren und laut werden, ist das gemäss Stefanie Stahl kein Drama – sofern sie bald wieder runterkommen und sich entschuldigen: «Das kann ein Kind vertragen, wenn es nicht ständig vorkommt», sagt die Psychologin. Viel schlimmer, als wenn die Eltern mal laut werden und sich dafür entschuldigen, sei es, wenn Mütter und Väter nachtragend sind und das Kind mit Liebesentzug strafen oder sich zurückziehen.

Von fei am 17. Februar 2025 - 18:00 Uhr