Am Anfang des Lebens ist alles süss und dufte. Die Stinkewindel landet schnell im Eimer und ansonsten riecht es im Kinderzimmer angenehm nach Babypuder und Calendula.
Beginnt das Baby, seine Welt auf Knien und Füssen zu erforschen, zieht das Chaos ein. Kinder lieben es, Schubladen auszuräumen, Schätze zu sammeln und Bücherberge zu bauen. Ein Kinderzimmer ordentlich zu halten ist keine leichte Aufgabe. Aber es kommt noch viel dicker. Irgendwann um den 12. Geburtstag herum wird das Kind zum Pubertier und sein Zimmer zum Stall – zumindest olfaktorisch. Teenagerzimmer sind wie Höhlen. Sie wandeln sich zu Rückzugsorten mit eingeschränktem Zugang für Eltern.
Um diese Wende herum kann es auch passieren, dass das Teenager-Zimmer anfängt zu müffeln. Warum das so ist und was Eltern dagegen tun können, erklärt Ordnungscoach Martina Frischknecht alias Frau Ordnung.
Frau Frischknecht, warum müffeln Jugendzimmer öfter als andere Wohnräume?
Ein muffiger Geruch hat seinen Ursprung oft in Unordnung. Wenn der Boden belegt ist, saugt man weniger Staub. Wenn das Fenster verstellt ist, lüftet man nicht. Jugendlichen kommt es sowieso seltener in den Sinn, Ordnung zu schaffen, weil ihr Hirn mit ganz anderen Dingen beschäftigt ist. Getragene Socken unterm Bett stören sie meist nicht. Leere Tassen und gebrauchte Teller, die rumstehen, auch nicht. Aber mit der Zeit können diese Dinge einen unangenehmen Geruch begünstigen.
Wenn man es die ersten zehn Lebensjahre nicht geschafft hat, dass Kinder ihre schmutzige Kleidung selbst in den Wäschekorb legen, ist im Teenageralter wohl Hopfen und Malz verloren, nicht?
Das würde ich so nicht sagen. Ich glaube, dass man Kindern schon sehr früh vorleben kann, Ordnung zu halten. Bis sie das gelernte jedoch selbst in die Tat umsetzen, brauchts Geduld – manchmal bis ins Erwachsenenalter. Man kann ihnen allerdings gewisse Hürden aus dem Weg räumen, um ihnen das Ordnunghalten zu erleichtern.
Welche zum Beispiel?
Wenn ein Kind die Schmutzwäsche nie zum Wäschekorb trägt, kommt der Wäschekorb eben zu ihm ins Zimmer. Ich finde die Idee ganz schön, einen Wäschebehälter ohne Deckel als eine Art Ziel zu sehen. Das Kind kann versuchen, aus jeder Ecke des Zimmers Socken-Treffer zu landen. Vielleicht freut es sich ja sogar über einen Basketballkorb, den man über dem Wäschekorb anbringt.
In einem Jugendzimmer haben manche Eltern Zutrittsverbot. Wo ist die Toleranzgrenze, wenns beginnt, zu müffeln?
Das ist sehr unterschiedlich. Ich kenne Eltern, die ihren Kindern noch mit 16 Jahren hinterher räumen, weil sie es einfach nicht aushalten, wenn ein Zimmer der Wohnung weniger aufgeräumt ist als der Rest. Andere lassen ihre Kinder in ihren Höhlen in Ruhe. Ich finde, mein mittlerweile 13-jähriger Sohn darf selbst entscheiden, wie er die Ordnung in seinem Zimmer gestalten will. Wenn er allerdings seine Schmutzwäsche nicht in den Korb legt, wird sie auch nicht gewaschen – und irgendwann hat er dann halt keine Socken mehr. Es klappt bei uns ganz gut. Auch finde ich es wichtig, dass sich der Boden regelmässig staubsaugen lässt. Das beugt einem muffigen Geruch ebenfalls vor. Dazu ist eine gewisse Grundordnung nötig.
Gibt es rudimentäre Grundregeln, die Sie durchsetzen?
Ich möchte einfach, dass es nicht lebt und nicht stinkt. Es wird regelmässig gelüftet. Und ich mochte noch nie, wenn mein Kind im Zimmer isst. Kommt es ausnahmsweise doch einmal vor, ist eine Grundregel bei uns, dass das gebrauchte Geschirr abends wieder zurück in die Küche getragen wird. Wen man als Eltern früh solche Regeln einführt und dabei bleibt, entsteht eine Selbstverständlichkeit. Man kann sich als Eltern auch fragen: Was ist für mich ein Muss und wo vertraue ich meinem Kind, dass es einen eigenen Umgang findet. Das erfordert Nerven und Toleranz.