Bei Grippe werden Kinder zu den Risikopatienten gezählt. Ist dies auch beim Coronavirus der Fall?
Im Moment sieht es nicht danach aus, als würden Kinder zu den Risikogruppen gehören. Es sind vor allem ältere Leute und Personen mit Grunderkrankungen, bei denen die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt. Diese Aussage stützt sich aber natürlich auf vorläufige Daten.
Wie kann man sich vor Ansteckungen schützen, wenn man als Familie zusammen in einem Haushalt lebt?
Es kommt erst einmal darauf an, ob es eine mögliche Ansteckung gegeben haben könnte. Zum Beispiel, wenn jemand in der Familie Kontakt zu einem Virusträger hatte. Dann gilt es, mit einer Ärztin oder einem Arzt telefonischen Kontakt aufzunehmen. Diese werden das weitere Vorgehen abklären. Den innerfamiliären Kontakt zu minimieren, ist natürlich schwierig, vor allem, wenn kleine Kinder im Haushalt leben. Eltern sollten bei Verdacht auf eine Ansteckung aber drauf achten, dass Geschwisterkinder getrennt spielen und schlafen.
«Es ist nicht klar, ob das Schliessen von Schulen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus überhaupt sinnvoll ist.»
Dr. Patrick Mathys vom BAG
Wer sollte eine Hygienemaske tragen: der potentielle Virusträger oder der Rest der Familie?
Die Hygienemasken machen vor allem bei den Erkrankten Sinn. So können sich die Tröpfchen weniger gut verbreiten, wenn jemand niest oder hustet. Für den Selbstschutz sind sie nur bedingt geeignet. Da hilft es, die herkömmlichen Hygieneregeln einzuhalten wie regelmässiges Händewaschen oder in die Armbeugen niesen.
Ab welchem Zeitpunkt könnten Schulen geschlossen werden?
Es ist noch gar nicht klar, ob das Schliessen von Schulen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus überhaupt sinnvoll ist. Bei Grippe, das wissen wir und das ist im Pandemieplan auch so vorgesehen, sind Schulschliessungen eine Möglichkeit, weil Kinder bei der Übertragung der Viren einen Schlüsselfaktor darstellen. Da dies beim Coronavirus laut aktuellen Daten nicht der Fall ist, würde es wohl wenig Sinn machen. Schliesslich müssen die Kinder dann irgendwo betreut werden und das wäre wohl oft bei den Grosseltern, die ja zur Risikogruppe gehören.
«Es gibt aktuell keinen Anlass dazu, Fasnachts-Veranstaltungen zu meiden.»
Dr. Patrick Mathys vom BAG
Wie sieht das Notfallszenario denn aus?
Das gibt es in diesem Sinne nicht. Man müsste sich auf die Gegebenheiten des Ausbruchs einstellen. Diese sind nicht vorhersehbar. Sicher würde man als Erstes die Übertragungsketten identifizieren und unterbrechen und Verdachtsfälle möglichst rasch abklären. Es ist gut möglich, dass eher Veranstaltungen abgesagt würden als Schulen geschlossen.
In der ganzen Schweiz nehmen Familien in den kommenden Tagen an Fasnachts-Veranstaltungen teil. Würden Sie diese meiden?
Nein. Dazu gibt es aktuell keinen Anlass. Aber, das hat man in Italien gesehen, die Situation kann sich innerhalb weniger Tage drastisch ändern.
Dr. Patrick Mathys ist Abteilungsleiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit sowie Stellvertretender Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit BAG.