Kinder sind im Schnitt elf Jahre alt, wenn sie zum ersten Mal einen Pornofilm sehen. Ganz schön jung, nicht? Besonders wenn man bedenkt, dass die frei zugänglichen Sexfilme im Internet oft zu hart, zu gewalttätig und zu Männer-orientiert sind.
Zu Sexobjekten degradierte Frauen gehen auf die Knie, um es dem Pascha so richtig zu besorgen oder sie werden lieblos und hart durchgenommen und bekommen alle Löcher gestopft (Porno-Sprache, nicht meine). Dabei stöhnen sie, als wäre es das Lustvollste, das sie je erlebt haben. Hört sich unrealistisch an? Ist es auch. Und doch sind diese Bilder für viele Kids die erste Erfahrung, die sie in Sachen Liebesspiel machen. Verstörend!
Das dachten sich auch die fünf Mütter Jasmin, Karina, Bianca, Britta und Mirjam, die in der Sat1-Serie «Mütter machen Porno» mitwirken. Sie befürchten, dass ihre Kinder wegen solcher Filme mit falschen Erwartungen ins Liebesleben starten. Ihre Mission: Einen Sexfilm drehen, bei dem es um mehr geht als ums Rein-Raus. Stattdessen wollen sie, dass die Darsteller gleichberechtigt Spass haben können.
Um herauszufinden, wie so ein Film aussehen soll, begeben sich die Frauen in der ersten Folge der Serie unter anderem an einen klassischen Pornodreh (ein nicht ganz nackter Mann in der Mitte, zwei kniende, nackte Frauen zu jeder Seite) und zur Sexmesse mit viel Lack und Leder. Was sie da sehen, bestätigt sie vor allem darin, wie ihr Film eben genau nicht werden soll.
In der zweiten Folge, die heute Abend um 20.15 Uhr auf Sat1 läuft, reisen die Mütter in die spanische Metropole Barcelona, wo sie Erika Lust kennenlernen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, sinnliche und für Frauen ansprechende Pornos zu drehen.
Damit die Mütter sehen, dass es auch Alternativen zum herkömmlichen und von Männerbedürfnissen dominierten Porno gibt, nimmt die Regisseurin sie mit an den Dreh ihres aktuellen Werks: Darsteller, die aussehen, wie du und ich, ein Tempo, das an die Action im eigenen Schlafzimmer erinnert und eine Frau, auf deren Wünsche der Mann auch tatsächlich eingeht.
Beflügelt von so viel Realness, machen sich die fünf Mütter daran, ihren eigenen Streifen zu planen. Da müssen natürlich auch gewisse Fragen geklärt werden: Sind es zwei oder mehr Personen, die sich aneinander zu schaffen machen? Haben Homosexuelle Paare ebenfalls Platz darin? Und wo findet der Sex statt?
Anfänglichen Schwierigkeiten zum Trotz, schaffen es die fünf, sich auf die Story zu einigen. Auch die einzelnen Aufgaben wie Location-Suche, Darsteller-Casting, Haare und Make-up, Storyboard und Kamera-Assistenz werden verteilt.
Viele Jugendliche reden mit ihren eigenen Eltern nicht besonders gern über Sex. Das Tabuthema wird in zahlreichen Familien gar nicht erst angeschnitten. Da ist es super zu sehen, dass die Macher der Serie es geschafft haben, junge Menschen vor die Kamera zu bringen, die zwischen den Mütter-machen-Porno-Sequenzen offen über ihren Pornokonsum sprechen. Diese Einspieler machen deutlich, dass die Angst der Mütter, ihre Kids könnten unrealistische Vorstellungen von Sex mit auf den Weg bekommen, auch berechtigt sind.
Zurück zum Pornodreh: Die Crew ist ready, die Darsteller sind geschminkt, die Musik geht an – Kamera läuft! Die Szene spielt in einem Club, alle tanzen, knutschen und haben eine gute Zeit. Für die Sexszene gehts für das sympathische Darstellerpaar ab aufs runde Bett, die Zärtlichkeiten sind echt, die Küsse innig – und der Höhepunkt für Mann und Frau fulminant.
Wer Lust bekommen hat, sich die Sat1-Serie «Mütter machen Porno» und Ausschnitte des fertigen Films «Vanilla X» anzuschauen, klickt am besten hier.