Eigentlich wollten wir vom renommierten Berner Paartherapeuten Klaus Heer wissen, wie Eltern trotz Kind, Kegel und Stress ein Liebespaar bleiben können. Und das hat er uns auch verraten. Statt kleiner Liebes-Hacks verriet er uns allerdings, welches die Schwierigkeiten sind, an denen Elternpaare häufig scheitern – und wie man diese als Paar vermeiden kann.
Ein Verhalten kristallisiert sich in Heers Schilderungen als wahrer Beziehungsvernichter heraus. Falls ihr beim Lesen nicht selber drauf kommt, verraten wir euch am Schluss des Artikels, welches Verhalten das ist.
«Ein Paar liebt sich. Die beiden werden Eltern. Ihre Beziehung wird zur Unkenntlichkeit umgekrempelt. Ohne dass jemand irgendetwas falsch gemacht hätte. Wer das alles nicht weiss oder partout nicht wahrhaben will – obwohl es doch offensichtlich ist – wird es schwer haben. Sich selbst und der Liebe das Leben schwer machen. Will heissen, niemand braucht sich gegen den extremen zweisamen Klimawandel zu stemmen. Das wäre strikt kontraproduktiv.»
«Man sollte ein Kind nicht als Krönung der Liebe definieren. Damit versucht man die Elternschaft romantisch zu optimieren. Das wird misslingen. Denn Elternwerden ist der Start in ein lebenslanges gemeinsames Projekt mit viel Aufwand und unzähligen Grenzerfahrungen. So ist krasse Ernüchterung unvermeidlich. Erwartung erweist sich immer als ein Synonym für Problem. Oder anders ausgedrückt: Nüchtern hat man mehr von der Liebe als benebelt.»
«Vereinbarkeit ist das verführerische Zauberwort, das herumgeistert, wenn es um Paar, Familie und Liebesbiografie geht. Presse, Beratungsliteratur und Onlineforen suggerieren einstimmig, Liebesbeziehung und Elternschaft liessen sich unter einen Hut bringen. Man brauche sich nur ausreichend Mühe zu geben. Das ist tückische Naivität und systematische Überforderung. Wer Kinder will, wird Eltern und verliert den Wohlfühlstatus der Liebschaft.»
«Elternschaft definiert die Liebe zwischen Mann und Frau radikal um. Die neue Liebe heisst fortan Solidarität, Hingabe, Ja zur total veränderten Alltagsrealität. Sie verlangt den Abschied vom blühenden Liebes-Frühling; dieser lässt sich nicht krampfhaft zurückhalten. Lieben heisst jetzt, den neuen Liebes-Sommer zu umarmen, der seinen ganz anderen herben Charme entfalten will. Elternschaft ist die aktuelle Liebesform. Liebschaft ist Geschichte.»
«Man denkt, man schafft es zu zweit. Aber das ist leider selten der Fall. Also wieso wagt man nicht über die Kleinfamilie hinaus denken? Jedes Paar kennt in seiner Umgebung Paare, die auch Eltern sind oder geworden sind. Junge oder werdende Eltern können sich zusammentun, einander informieren und unterstützen. Nie war es einfacher, solche Kontakte zu knüpfen und die Einsamkeit zu zweit zu überwinden. Das Internet machts möglich und leicht.»
Ihr ahnt es bestimmt: Falsche Erwartungen sind laut Klaus Heer das Schlimmste, was man einer Liebesbeziehung antun kann. Also falls ihr bald ein Kind auf der Welt willkommen heissen dürft, erwartet, dass es richtig dicke kommt.
Spoiler: Das wird es! Aber das ist ok.