Die Schweiz hat vier Landessprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Wobei letzteres als einheitliche Sprache gar nicht gelebt existiert.
In den 150 Bündner Bergtälern hat sich die rätoromanische Sprache über die Jahrhunderte nämlich auseinander entwickelt. Entstanden sind fünf Idiome – Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Putèr und Vallader – mit individueller Literaturtradition, Grammatik und eigenem Vokabular. Als einheitliche Sprache sollte Rumantsch Grischun die Idiome als Behördensprache und bei der Alphabetisierung ablösen, damit konnte sich der Kanton Graubünden jedoch nicht durchsetzen.
Dennoch bringt die rätoromanische Idiom-Gruppe gemeinsame Nenner zustande. Zum Beispiel bei den rätoromanische Vornamen. Darunter sind ein paar echt seltene Perlen.
Diese rätoromanischen Mädchennamen sind äusserst selten
Hier eine Auswahl an aussergewöhnlichen Mädchennamen aus dem rätoromanischen Sprachraum.
Barla
Abgeleitet vom weit verbreiteten Barbara ist diese Koseform als eigenständiger Vorname nur ganz selten anzutreffen. Barbara bedeutet «die Fremde». Verwandte Vornamen und auch Baba, Babette, Bibiana, Brablina oder Bigna.
Clelia
Dieser Vorname ist eine Abwandlung des ursprünglich römischen Familiennamens Cloelia. Abgeleitet vom lateinischen «cluēre» (gepriesen werden) wird die Bedeutung des Namens Clelia als «die Gepriesene», «die Bekannte» oder auch «die Ruhmreiche» gelesen.
Frena
Eine sehr modern tönende Kurzform für Verena, wie dem Mundartwörterbuch Dicziunari Rumantsch Grischun zu entnehmen ist. Abgeleitet vom spätlateinischen «verenas» könnte diesem Namen die Bedeutung «die Glaubwürdige» zugesprochen werden. Allerdings wird Verena auch oft als «die Scheue» oder «die Gottesfürchtige» gedeutet.
Onna
Anna wird in der rätoromanischen Verkleinerungsform zu Onna: «die Begnadete». Laut RTR.ch sind auch Anna, Nanina oder Notta als Abwandlungen beliebt.
Gada
In der Kürze liegt die Würde. Agata bedeutet «das Gute» – heisst das, die Kurzform Gada meint «das Bessere»?
Leta
Vom lateinischen Laeta abgeleitet hat dieser kurze Mädchenname die schöne Bedeutung «die Fröhliche».
Mierta
Laut Vornamen.de handelt es sich bei diesem Namen nicht um die rätoromanische Variante von Myrtha, sondern um eine Koseform von Emerita. Dieser lateinische Vorname bedeutet «die Würdige» oder «die Vertrauensvolle».
Nesa
«Die Reine», abgeleitet von Agnes. Genauso wie die Namen Neasa, Neisina, Nena (das ist allerdings auch eine Variante von Leina, siehe weiter unten) oder Nescha.
Dorela
Das ist die rätoromanische Bezeichnung für ein Schwarzkehlchen.
Leina
Diese Koseform des Namens Magdalena hat dieselbe Bedeutung wie die Vornamen Lena, Madlaina, Marlena, Marlagna oder Nena: «die Erhabene» oder «die aus Magdala stammende».
Talina
Passend für Weihnachsbabys: Dieser Name bedeutet «die am Geburtstag Christi geborene». Eine Kurzform von Natalia.
Aita
Diese rätoromanische Kurzform des Vornamens Agatha bedeutet «die Gute». Im Estnischen kommt eine weitere Bedeutung dazu: Dort bedeutet Aita «die Helfende».
Kennt ihr diese rätoromanischen Jungennamen?
Die rätoromanischen Idiome haben auch einzigartige Jungennamen zu bieten. Hier eine Auswahl von Vornamen, die – wie der SI-Family-Reaktion scheint – nicht jedem Ohr geläufig sind:
Aluis
Der Ursprung dieses Kurznamens sticht heraus: Ludwig, der «ruhmreiche Kämpfer».
Biet
Dieser aussergewöhnliche Jungenname findet sich auf der Liste typischer Bündner Vornamen des RTR.
Clà
Auch Cla geschrieben, ist dieser Bubenname eine Kurzform von Nikolaus.
Hercli
Das ist der rätoromanische Kosename des für seine Stärke berühmten griechischen Helden Herakles.
Jos
Das ist nicht nur die rätoromanische, sondern auch die niederländische und luxemburgische Variante des hebräischen Vornamens Josef.
Giosch
Dieser Bubenname geht vermutlich ebenfalls auf die Namen Josef oder Johannes zurück.
Liun
In den vergangenen zehn Jahren haben sich Vornamen, die «Löwe» bedeuten in der Schweiz zu absoluten Trendnamen entwickelt. Von Leo über Leon bis Lio. Liun ist die rätoromanische Version davon.
Plasch
Die bekanntere Variante dieses männlichen Vornamens ist Blasius. Die vornehmste Bedeutung erhält dieser Name, wenn man ihn vom altgriechischen «basíleios» ableitet: «der Königliche».
Tias
Das ist wohl einer der seltensten Vornamen überhaupt. Die Namensbedeutung und Ursprung sind nicht eindeutig geklärt. Aufmerksame Ohren stellen jedoch eine Klang-Verwandtschaft mit Matthias fest.
Uors
Urs, «der Bär», auf Rumantsch.
Zander
Nicht zu verwechseln mit dem Fisch: Das ist die Kurzform von Alexander.
Diese Vornamen sind unisex und rätoromanisch
Die rätoromanischen Idiome haben auch ein paar Unisex-Vornamen zu bieten. Hier unsere vier Favoriten:
Duno
Viele rätoromanische Vornamen haben ihren Ursprung im Keltischen. So auch Duno. Es bedeutet: «Festung».
Juli
Als rätoromanische Variante von Julia funktioniert dieser Name für beide Geschlechter.
Nene
Geht für Buben wie Mädchen und bedeutet so etwas ähnliches wie «Kleiner / Kleines».
Jori
Dieser herzige Name bedeutet «Bauer». Es ist eine Ableitung von Georg oder Georgina.