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Wer die Ursache kennt, kann sie beheben

Hilfe für Eltern von Schreibabys

Das Baby schreit mal wieder und ist kaum zu beruhigen? Es gibt viele mögliche Gründe dafür. Wer sie kennt, kann die Ursache beheben und vor allem auch gegen die eigene Überforderung angehen.

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Schreiendes Baby

Auf stumm ist so ein kleiner Wutbürger ja ganz herzig – aber der Ton bringt Eltern an ihre Grenzen. 

Getty Images

Ist das noch normal? Dass Neugeborene und Babys mal weinen oder brüllen, gehört dazu. Schliesslich fehlt ihnen noch der Wortschatz, um ihre Bedürfnisse zu formulieren. Auch haben sie noch keine Selbstregulation erlernt, um ihre Emotionen im Zaum zu halten. Schreien ist also nichts weiter als Kommunizieren – nur auf eine sehr ungefilterte und leider auch nicht ganz leicht verständliche Art und Weise. Dennoch können Eltern, wenn ihr Baby oft oder auf beunruhigende und belastende Weise weint, lernen, zu verstehen, welche Gründe dahinter stecken und wie sie ihrem Kind helfen können. 

Woran erkennt man ein Schreibaby?

Manche Eltern fragen sich, ob sie wohl ein Schreibaby haben. Im Allgemeinen lässt sich das anhand der Dreierregel feststellen. Diese besagt, dass ein Kind ein Schreibaby ist, wenn es über einen Zeitraum von drei Wochen an mindestens drei Tagen pro Woche länger als drei Stunden schreit. Wenn euer Kind diese Kriterien erfüllt, könnt ihr gezielter nach Hilfe suchen.

Allerdings kommt man in der Medizin immer mehr davon weg, Schreibabys nach genauen Kriterien zu definieren. Grundsätzlich gilt, dass Eltern, die ihr Kind als Schreibaby empfinden, Hilfe benötigen – egal, wie ausgeprägt das Schreien ist. Die subjektive Wahrnehmung der Eltern wird als wichtiger gewertet, als objektiv messbare Kriterien. Und das mit gutem Grund: Wichtig ist, dass Eltern sich an Fachpersonen wende, bevor sie mit den Nerven am Ende sind. Da das Schreien des eigenen Kindes sehr individuell wahrgenommen wird und nicht jedes Elternpaar dieselben Belastungsgrenzen hat, macht es Sinn, dass sich das Hilfsangebot nach dem Empfinden der Eltern richtet.

Wer also in Sorge ist oder kurz davor, durchzudrehen, sollte sich immer an eine Fachperson wenden können, und von dieser ernst genommen werden. Ansprechpartner können eine Mütter-Väter-Beratung, die Kinderarztpraxis oder aber auch der Verein Schreibabyhilfe sein. Denn es gibt Therapien, die Hilfe versprechen. Hier findet ihr mögliche Ansätze von Cranio-Sakraltherapie bis Homöopathie. 

Mother calling to a doctor worried about her baby crying ,model released, Symbolfoto PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xAntonioGuillemx Panthermedia26549822

Schreibabys sind in der Regel gesund. Eine organische Ursache sollte jedoch durch medizinisches Fachpersonal ausgeschlossen werden. 

imago images / Panthermedia

Warum gibt es eigentlich Schreibabys?

Welche Einflussfaktoren ein Kind zum Schreibaby machen, wird kontrovers diskutiert und eine klare Ursache kann die Medizin für exzessives Schreien noch nicht festlegen. «Manche Babys haben vermutlich Schwierigkeiten, sich ihrem Alter entsprechend selbst zu beruhigen. Sie haben diese Entwicklungsaufgabe noch nicht bewältigt und Experten sprechen von einer frühen Regulationsstörung. Diese Babys weinen viel, können schwer von selbst einschlafen und länger durchschlafen. Sie sind deshalb auch meist übermüdet», heisst es bei «Kinder- und Jugendärzte im Netz».

Schreibabys sind übrigens gar nicht so selten: Je nach Quelle sind bis zu 20 Prozent aller Neugeborenen Schreibabys. 

Machen die Eltern von Schreibabys etwas falsch?

Für Eltern wichtig zu wissen: Schuldgefühle sind nicht angebracht. Wenn sich ein Kind trotz adäquater elterlicher Reaktion nicht einmal durch Körperkontakt oder das Beheben eventueller Bedürfnisse beruhigen lässt, liegt die Schuld nicht bei den Eltern. Exzessives Schreien ist nicht auf einen Fehler oder einen falschen Umgang mit dem Baby zurückzuführen. Schreibabys sind auch kein neues Phänomen. Nur führt es in der heutigen Familienkonstellation schneller zur Überforderung. Ein unruhiges und forderndes Baby konnte früher durch Grossfamilien und Mehrgenerationenhaushalte besser aufgefangen werden als in der aktuellen Fokussierung auf die Kleinfamilie. 

Schreibabys kommen auch bei Naturvölkern vor.

Das Phänomen Schreibaby ist auch kein Auswuchs der westlichen Zivilisation. Schreibabys kommen auch bei Naturvölkern vor. Manche behaupten, die Ernährung habe einen Einfluss. Sicher ist aber: Schreiattacken kommen bei Flaschenkindern nicht häufiger vor als bei gestillten Babys. Sie kommen bei beiden Ernährungsarten gleich häufig vor. Auch lässt sich eine oft vermutete Unverträglichkeit von Milcheiweiss oder Milchzucker nur sehr selten als Ursache feststellen. Auch müssen sich Eltern von Schfreibabys keine Sorgen um gesundheitliche Folgen des Schreiens machen. Schreibabys leiden später nicht häufiger an Krankheiten oder Allergien, als zufriedene Babys. 

Allerdings muss eine physiologische Ursache oder eine Krankheit als Grund für das Schreien natürlich abgeklärt werden. Es ist deswegen unerlässlich für Eltern, sich mit Fachpersonen wie Hebamme und Kinderärztin auszutauschen.

Auch mit normalem Schreien will das Baby uns etwas sagen

Natürlich leiden nicht alle Babys, die mal etwas exzessiver weinen, automatisch an einer Regulierungsstörung. Manchmal wollen sie uns damit auch einfach sagen, was sie gerade brauchen. Die gute Nachricht ist: Eltern können das verstehen! Schon mal von der Dunstan-Babysprache gehört? Sie definiert verschiedene Laute, die Neugeborene während dem Schreien machen. Wenn Eltern genau hinhören, können sie so erkennen, welches Bedürfnis ihr Kind ihnen mitteilt – und zwar bereits ab der Geburt. Nach den ersten Lebenswochen nimmt die Diversität der Laute eines Kindes sogar noch zu und gestaltet sich individueller... Zu Beginn sollen jedoch vor allem fünf unterschiedliche Schrei-Laute voneinander unterscheidbar sein. 

  • Da wäre einmal ein Schreien, das wie «Neh, neh, neh» tönt. So tönt ein Baby, das Hunger hat
  • Weint das Baby in Lauten, die so tönen: «Owh, owh», dann ist es offenbar müde
  • Eine volle Windel oder allgemeines Ungemütlichsein erkennen Eltern daran, dass die Schreilaute nach «Heh, heh» tönen
  • «Eh, eh, eh» heisst «Ich muss aufstossen!»
  • Schreit das Baby gedrückt und macht ein langgezogenes «Eair», so hat es wohl Bauchschmerzen oder Blähungen

Lösungsansätze und Ideen, wie Eltern ein schreiendes Kind beruhigen können, findet ihr in unserem Dossier Schreibaby

Von KMY am 15. Oktober 2023 - 07:00 Uhr