Der Bund verschärft im Kampf gegen das Coronavirus die Massnahmen. Neu gilt bis Ende April ein Veranstaltungsverbot für mehr als 100 Personen, in Restaurants und Bars dürfen sich nicht mehr als 50 Personen aufhalten. An den Schengen-Grenzen werden neu Kontrollen durchgeführt und der Schulbetrieb soll in der ganzen Schweiz eingestellt werden.
«Diese Massnahmen sind hart», sagte Bundesrat Alain Berset an einer Medienkonferenz. «Wir werden in den nächsten Wochen für eine beschränkte Zeit eine neue Gesellschaft sein.»
Weiter stellt der Bundesrat bis zu 10 Milliarden Franken Soforthilfe für die Wirtschaft zur Verfügung. «Die Situation ist ernst. Aber wir haben die Mittel, diese in den Griff zu bekommen», so Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga.
Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, müssen auch alle Kinder zu Hause bleiben. Deshalb werden die Schulen in der Schweiz bis am 4. April geschlossen. Allerdings haben die Kantone für die Grundschule die Möglichkeit, Betreuungsangebote zu lancieren.
«Wir haben uns entschieden, die Schulen zu schliessen, weil es eine neue Studie gibt, die Schliessungen befürwortet», so Berset. «Wir müssen aber weiterhin verhindern, dass die Grosseltern jetzt auf die Kinder aufpassen müssen.»
Da die Kinder für die Betreuung nicht zu ihren Grosseltern gebracht werden sollten, stellt die Schulschliessung vor allem berufstätige Eltern vor grosse Herausforderungen. Was tun, wenn die Kinder plötzlich zu Hause sind? Alternativen sind gefragt.
«Home Office mit Kindern, das funktioniert ja per se nicht. Normalerweise gehe ich in ein Café arbeiten, während mein Mann zuhause auf die Kinder schaut. Aber das ist aufgrund der aktuellen Lage auch nicht so gemütlich. Zum Glück ist mein Mann Fulltime-Dad und im Notfall springt auch meine Nachbarin mal ein.» Nina, 41
«Ich habe keine Ahnung, wie ich das hinkriegen soll. Falls die Lehrer per Online-Lektionen weiter unterrichten wollen, kann ich meinen Kindern nicht einmal meinen Laptop zur Verfügung stellen, denn den brauche ich selbst zum arbeiten. Aber was ich in neun Jahren als alleinerziehende berufstätige Mutter gelernt habe: Es ist noch nie nicht gegangen! Wir wohnen in Biel, das ist ein Dorf, hier hilft jeder jedem. Eben hat sich eine Facebookgruppe gebildet, wo Leute, die Hilfe brauchen, sich melden können. Vielleicht mache ich dort schon bald einen Aufruf, ob ein paar Mütter bereit wären, mit mir eine Betreuungs-Rochade zu organisieren.» Sylvie, 38
Meine Kinder sind zum Glück keine Kleinkinder mehr. Und ich habe quasi zu Hause einen eigenen Babysitter. Wenn die Schulen schliessen, müsste der ältere Sohn,15, auf seinen kleinen Bruder, 8, aufpassen und könnte ihn auch gleich unterrichten. Maria, 42
«Meine Frau und ich sind beide berufstätig. Da meine Firma momentan Home Office angeordnet hat, bin ich für die beiden schulpflichtigen Kinder zuhause sozusagen die Anlaufstelle. Das heisst auch, dass ich Abends noch ein paar Stunden Arbeit anhängen muss, um das Pensum zu erfüllen. Falls ich Termine ausser Haus habe, wird meine Schwester von Fall zu Fall einspringen. Die Grosseltern der Kinder wollen wir derzeit nicht für die Kinderbetreuung einspannen, um sie nicht zu gefährden.» Christian, 46
«Bei uns gehört der Grossvater zur Risikogruppe, weswegen nun auch das Grosi nicht mehr hüten kann. Zum Glück wohnen wir in einer Siedlung mit vielen Familien. Rund 130 Kinder hat es hier und fast alle Eltern sind berufstätig. Wir werden untereinander sicher Lösungen finden. Ausserdem habe ich die Möglichkeit, meine Arbeitszeit im Home Office aufs Wochenende zu legen, wenn mein Mann frei hat und die Kinder betreuen kann.» Lisa
«Da ich als freier Journalist auch im normalen Alltag oft von Zuhause aus arbeite, sind unsere Kinder, Thomas J. (6) und Mascha (10), an die Situation gewöhnt. Das Büro des Vaters ist eine freundliche Sperrzone. Ausserdem haben wir das Glück, dass meine Mutter im selben Dorf wohnt – sie ist auch in Krisenzeiten die beste Babysitterin der Welt und lässt sich selbst vom bösesten Virus nicht in die Flucht schlagen. Generell bin ich der Meinung, dass für ältere Menschen die soziale Isolation vielleicht noch gefährlicher ist, als das Coronavirus.» Thomas, 47
«Morgen tagt bei uns der Familienrat, wir vier berufstätigen Elternteile werden versuchen, für unsere drei schulpflichtigen Kinder eine Betreuungs-Rochade zu organisieren.» Bettina