Es gibt diese Tendenz, berühmte Menschen zu überhöhen. Deshalb sind viele auch immer gleich ganz aus dem Häuschen, wenn eine prominente Person über ihre Probleme spricht. «XY ist halt auch nur ein Mensch», wird dann gesagt. Nun, was sonst. Und trotzdem ist es auf eine seltsame Art ermunternd, wenn die berühmteste (und vermutlich auch erfolgreichste) Fitness-Influencerin der Welt sagt, dass sie grosse Mühe hatte, nach der Geburt wieder mit dem Spörteln anzufangen.
Auch Athletinnen müssen unten durch
Darin liegt die vermutlich erste und letzte Gemeinsamkeit, die unsereins mit der super fitten, übersportlichen Australierin findet. Und die beruhigt: Selbst eine Athletin hat Mühe, sich nach der Geburt wieder aufzuraffen. «Meine Tochter Arna ist der schönste kleine Mensch auf der Welt. Mein Fitness-Level war vor der Schwangerschaft sehr hoch. Danach habe ich wieder von vorne anfangen müssen. Ich hatte mich sehr unter Druck gesetzt gefühlt, ich hatte Angst», sagt die 28-Jährige im Interview mit «Yahoo Lifestyle!»
Ihre Tochter brachte Kayla im April per Kaiserschnitt zur Welt. Das Gefühl, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, kannte sie vorher nicht. «Ich konnte kaum meinen Kopf heben. Das war ein komisches Gefühl. Vor allem, weil ich immer sehr viel Sport gemacht habe.» Diese Version ihres Körpers kannte sie nicht.
«Ich musste wieder von vorne anfangen»
Nach sechs Wochen durfte sie wieder mit leichtem Training beginnen (das ist so die klassische Ruhephase nach einem Kaiserschnitt – wichtig: Bitte nicht trainieren, bevor euch eure Ärztin, euer Arzt das «Go» gibt!) Es sei schwer gewesen: «Ich musste ganz von vorne anfangen», sagt sie im Interview mit Refinery29.com. «Ich hatte viel Selbstvertrauen verloren und physisch war ich sehr viel schwächer.» An manchen Tagen hätte sie gerade mal drei oder vier Minuten Training hinbekommen.
Es habe sie viel Durchhaltewillen gekostet, dran zu bleiben und aufzuholen (kennen wir, liebe Kayla, kennen wir). Schlau wie sie ist, hat sie aus dieser Situation gleich einen Business Case gestaltet. Ihren «Bikini Body Guide» gibt es jetzt in einer speziellen «nach der Schwangerschaft»-Version. «Ich wollte den Frauen einen Ort zum Starten geben. Ich höre immer wieder, dass viele nicht wissen, womit sie anfangen sollen», begründet Kayla ihre Entscheidung. Das wirkt nun etwas unsympathisch. Aber: In der Tat – wer nach der Schwangerschaft Lust (das ist in diesem Kontext ein durchaus dehnbarer Begriff) auf Sport hat, weiss vielleicht gar nicht, wie das geht.
Wir müssen nicht wie Kayla aussehen
Da ist eine App zum zuhause Trainieren vermutlich wirklich eine recht gute Idee. Neugeborene im Fitness-Studio? Darauf haben viele Mütter verständlicherweise keine Lust. (Kleiner Exkurs: Dass das Programm auf eine Bikini-Figur abzielt, nun, auch da müssen wir mal kurz tief ein- und ausatmen. Aber Kaylas Philosophie ist hier offenbar, dass ein Bikini-Body nichts mit klassischen Schönheitsidealen zu tun hat, sondern mit Selbstbewusstsein und einem guten Körpergefühl. Für beides hilft Sport.)
Ein paar Monate später hat sich Itsines ihren Pre-Schwangerschafts-Body zurückgeholt. Die wenigsten Frauen haben wenige Monate nach der Geburt einen Körper wie die Australierin. Das ist auch egal. Denn: Es ist ihr Job. Ihr ganzes Business baut auf diesem einen, athletischen Körper auf. Das ist wie bei Hollywood-Stars: Es ist ihr Job, so auszusehen. Sie alle haben Personal, dass sie beim «so Aussehen» unterstützt. Und deshalb: Backen wir entspannt mal kleinere Brötchen – und nehmen wieder einmal (und besonders nach einer Geburt) zur Kenntnis: Aller Anfang ist schwer. Aber irgendwann wirds besser.