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  4. Regeln für den Familienalltag, die einer Kinderpsychologin in der Erziehung wichtig sind
Für Frieden, Respekt und Sicherheit

Kinderspychologin verrät ihre wichtigsten Familienregeln

Wie geht gute Erziehung? Darüber lässt sich streiten. Eine Kinderpsychologin verrät, worauf sie als Mutter achtet und weswegen sie «Hausregeln» aufgestellt hat.

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Portrait of girl (7yrs) smiling, indoors

Glücklich sind die Kinder, die in einem respektvollen und friedlichen Zuhause aufwachsen. Dafür braucht es Regeln. 

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Stellt euch eine Welt vor, in der Eltern erst einmal eine mehrjährige Ausbildung absolvieren, bevor sie Kinder kriegen. Wäre es mit etwas Hintergrundwissen und praktischen Tools im Gepäck einfacher, Kinder durch ihre verschiedenen Entwicklungsphasen zu begleiten? Wahrscheinlich schon. 

Darum sind Hausregeln im Familienalltag wichtig

Es gibt Eltern, die auf genau so eine Ausbildung zurückgreifen können! Wenn Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen oder Kinderärztinnen Babys kriegen, steht ihnen für die Erziehungsarbeit eine Menge Fachwissen zur Verfügung. So geht es auch Kinderpsychologin Jess vom englischsprachigen Blog Nurtured First. Sie teilt ihre wissenschaftlich fundierten Erziehungstipps in den sozialen Medien, damit es in diesem Bereich unausgebildete Eltern einfacher haben, Freude am Familienalltag zu erleben und ihre Bindung zum Nachwuchs zu stärken. 

Kind zählt seine Finger ab

7 einfache Regel sorgen für Frieden, Respekt und Sicherheit in der Familie. 

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Auf ihrem Instagram-Kanal spricht Jess immer wieder Regeln und Grundsätze an, die sie selbst als Mutter einhält. Sie nennt diese Regeln ihre «Hausregeln» und empfiehlt allen Eltern, eine solche Liste anzulegen. «Das Erstellen von Hausregeln auf Grundlage der Werte der Familie trägt einen riesigen Teil zu einem friedlichen Zuhause bei. Kinder lernen so genau, was erwartet wird.»

Diese Familienregeln sorgen für Frieden und Respekt

Die Regeln haben das Ziel, der Familie ein friedliches und respektvolles Zusammenleben zu ermöglichen. So lauten sie:

«Wir benutzen die anatomisch korrekten Namen für Körperteile.» 
Ein Arm ist ein Arm, eine Nase eine Nase. So handhaben das fast alle Familien. Warum schaffen wir es nicht, auch Geschlechtsteile durchs Band so zu nennen, wie sie heissen? Wenn wir Vulva anstatt Mumu sagen und Penis anstelle von Schnäbeli, lassen wir weder Verniedlichung noch Tabus zu. Stattdessen lernen Kinder ihren eigenen Körper kennen und benennen. Das fördert einen selbstbestimmten Umgang, der weder von Scham noch Verletzlichkeit geprägt ist. 

«Es gibt in dieser Familie keine Geheimnisse.» 
Natürlich geht es bei dieser Regel nicht darum, dass nun jeder ausplaudern soll, was er dem anderen zu Weihnachten schenkt. Aber Kinder sollten die Unterschiede zwischen Geheimnissen und Überraschungen lernen. Wie erklären wir das? Ganz einfach. Geheimnisse machen einen nervös und ängstlich. Überraschungen sind aufregend. 

«Niemand kriegt Ärger, wenn er die Wahrheit sagt.»
Familiäre Ehrlichkeit und Offenheit sind das Resultat einer guten Eltern-Kind-Bindung. Diese Bindung pflegen Mütter und Väter, indem sie ihrem Kind signalisieren, dass es für Ehrlichkeit und Offenheit nicht bestraft wird. Auch, wenn es Mist gebaut hat. Anstatt zu schimpfen, einfach sagen: «Ich bin froh, dass du mir das erzählt hast.» Oder «Ich bin für dich da, wenn du reden möchtest.» So können wir unseren Kindern auch bei der Lösung von Problemen oder beim Durchstehen von Konsequenzen zur Seite stehen. 

«Niemand darf deinen Körper anfassen, wenn du es nicht erlaubst.»
Kinder dürfen von klein auf dabei begleitet werden, selbstbestimmt über ihren Körper zu entscheiden. Dazu gehört auch, dass wir akzeptieren, wenn es keine Umarmung oder Küsschen möchte. Das steht dem Erlernen grundlegender Anstandsregeln nicht im Wege. Man kann Oma auch respektvoll grüssen, ohne dabei Körperkontakt zu akzeptieren. Seien wir ehrlich: Viele Kinder lieben ja Omas Umarmungen. Die will niemand verteufeln. Nur sollten Kinder selbst darüber bestimmen dürfen und sich trauen, ihre Grenzen zu kommunizieren. 

«Wir fragen, bevor wir jemanden anfassen.»
Genauso wichtig, wie die eigenen Grenzen kommunizieren zu dürfen, ist es, die Grenzen anderer zu respektieren. «Als Therapeutin habe ich mit vielen Menschen gearbeitet, die im Erwachsenenleben mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, weil ihre Eltern sich nicht trauten, gewisse Themen, etwa die Körpersicherheit, anzusprechen. Sie wuchsen mit dem Gefühl auf, sich mit ihren Fragen zu heiklen Themen nicht an ihre Eltern wenden zu könne», so Jess. «Aus diesem Grund sind Körperschutzregeln bei uns zu Hause sehr wichtig.»

«Dumme Fragen gibt es nicht.»
Das Schlimmste wäre doch, wenn man sich nicht traut, eine Frage zu stellen, weil man sich dafür schämt oder denkt, man müsse das von selbst verstehen. Fragen ist immer ok. 

«Wenn jemand Stopp sagt, hören wir auf.»
Nein heisst Nein, Stopp heisst Stopp. Es ist ganz einfach. 

Von KMY am 16. Oktober 2024 - 07:00 Uhr