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Familiengründung

Männer, seid ihr bereit für die Vaterrolle?

Mit der modernen Vaterrolle sind viele Männer verunsichert. Eine Studie aus Deutschland behauptet gar, Männer seien glücklicher, wenn sie Vollzeit arbeiten können. Der Schweizer Buchautor Werner Troxler erklärt, welche Fragen sich Männer stellen müssen, bevor sie eine Familie gründen. Und wie Familien sich organisieren können, um Glück zu erfahren.

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Vater mit Sohn

Damit ein Vater seine Rolle glücklich ausfüllen kann, muss er sich (zusammen mit seiner Partnerin) vor der Familiengründung wichtige Fragen stellen.

plainpicture/miep

Herr Troxler, als Familiencoach kennen Sie die Sorgen der Männer. Laut einer Studie sind Väter in Deutschland glücklicher, wenn Sie Vollzeit arbeiten können. Deckt sich dieses Ergebnis mit Ihren Erfahrungen mit Schweizer Männern?
Ja, allerdings. Viele meiner Klienten möchten lieber 100 Prozent arbeiten, als zu Hause bei den Kindern zu bleiben.

Warum?
Geld verdienen, eine Rolle ausfüllen und einen Status haben: Das ist für viele Männer das, was für den Pfau seine Federn.

Das trifft doch aber nicht auf alle Männer zu.
Natürlich nicht! Die Studie erweckt den falschen Eindruck, dass alle Männer gleich sind. Glückliches Vatersein ist aber sehr individuell und führt zu verschiedenen Lebensentwürfen. Ich unterscheide deshalb generell zwischen drei Varianten des Vatermodells.

«Schlecht ist, wenn der Mann nur aus Angst Teilzeit arbeitet»

Welches ist die erste?
Beim klassischen Vatermodell arbeitet der Mann 100 Prozent und sorgt finanziell für die Familie. Er ist stolz, dass er die Familie ernährt. Durch diese Verantwortung fühlt er sich gut und wertvoll. Die Frau bleibt bei diesem Modell zu Hause und betreut hauptsächlich die Kinder. Sie arbeitet erst wieder, wenn diese grösser sind.

Wie sieht die Verteilung beim zweiten Modell aus?
Hier handelt es sich um die moderne partnerschaftliche Rollenverteilung. Das heisst, Mann und Frau arbeiten beide und kümmern sich gemeinsam um die Finanzen, um den Haushalt und die Kinderbetreuung. Sehr oft helfen die Grosseltern mit. Diese Variante funktioniert nur, wenn die Spielregeln von beiden als fair und partnerschaftlich erlebt werden.

Bei den zwei ersten Varianten scheinen alle Parteien glücklich zu sein. Wie steht es mit der dritten?
Ich nenne dieses Modell die postmoderne Variante. Er arbeitet Teilzeit oder als Hausmann. Gut, wenn es für ihn stimmt. Schlecht, wenn er es nur den Kindern zuliebe oder aus Angst vor einer Trennung macht.

Was ist die Lösung?
In einer Partnerschaft ist wichtig, die gegenseitigen Bedürfnisse auszudiskutieren. Was brauche ich? Was brauchst du? Was macht Sinn für unsere Familie? Die Spielregeln sollten einvernehmlich definiert werden. Männer, die sich gezwungen fühlen, werden bockig oder entziehen sich und schieben oft berufliche Pflichten vor. Es ist dann höchste Zeit, etwas zu unternehmen, bevor die Beziehung endgültig in Schieflage gerät.

«Es gibt verschiedene Wege ins familiäre Glück»

Sie sagen, dass viele Männer verunsichert sind. Weshalb?
Da spielen grundsätzlich – aus der Sicht der Männer – drei Faktoren mit: das Finanzielle, das Sexuelle und das Rechtliche. Viele Männer definieren sich über Geld. Es verleiht ihnen Macht. Wenn sie in der Familie nicht mehr die Hauptverdiener sind, fehlt ihnen etwas. Zweitens vermittelt die Pornoindustrie ein falsches Frauenbild. Sie suggeriert, dass Frauen immer wollen und Männer immer können. Das führt im realen Leben zu Frustrationen und Missverständnissen. Drittens möchten viele Männer sich nicht mehr durch eine Heirat binden. Sie befürchten, ihre Pflichten zu verdoppeln und ihre Rechte zu halbieren.

Sie sagen auch, jeder Mann sollte sich ein paar Fragen stellen. Welche sind das?
Die wichtigste ist: Will ich eine Familie? Mit allen Konsequenzen für mein bisheriges Leben. Warum? Dann weiter: Wie möchte ich als Vater sein? Was bin ich bereit, an Zeit, Freiheit und Arbeit zu investieren?

Was ist mit der Frau?
Aufgepasst: Ich spreche immer aus der Sicht des Mannes. Alle diese Fragen soll er mit seiner Partnerin besprechen und klären. Beide sollten sich sehr bewusst werden, was sie eingehen. Der Dialog ist das beste Werkzeug, um die gegenseitigen Vorstellungen, Wünsche und Gefühle auszutauschen und zu verstehen.

Wie kann der Mann besser auf die Frau eingehen?
Indem er sich fragt: Wie nehme ich meine Kinder und meine Frau wahr? Kenne ich deren Bedürfnisse? Was bringe ich ein, damit es ihnen gut geht? Die positiven Antworten darauf beleben die Beziehung, die ganze Familie. Übrigens: Das ist gelebte Liebe! Es gibt verschiedene Wege ins familiäre Glück. Aber alle funktionieren nur, wenn es für Mann und Frau mehr Freude als Frust bedeutet.

Werner Troxler ist Coach und Autor verschiedener Bücher zu Themen wie Beziehung und Familie.

Von Lisa Merz am 5. Juni 2019 - 16:38 Uhr